
In der Liebesbeziehung oder in der Psychoanalyse erscheint sie manchmal fast greifbar. Sie ist mal fein wie ein Eihäutchen, mal gewaltvoll. Sie zieht sich ängstlich zusammen oder dehnt sich aus. Sie ist etwas, das leicht verletzt werden kann. Hermann Hesse beschreibt ihre Form sehr schön in „Narziß und Goldmund“: „Ihre Seele war ihm bekannt und lieb geworden … wie sehr diese Seele ihrem Leibe entsprach: sie konnte etwas tun, etwas sagen, einen Wunsch oder ein Urteil äußern, und ihr Wort und die Haltung ihrer Seele war vollkommen nach derselben Form geprägt wie der Schnitt ihrer Augen und die Bildung ihrer Finger!“
…“Diese Augenblicke, in denen er die Grundformen und Gesetze zu sehen glaubte, nach denen ihr Wesen, Seele wie Leib, gestaltet war, hatten in Goldmund öfters die Lust erweckt, etwas von dieser Gestalt festzuhalten und nachzubilden …“
Schöner lässt sich die „Form“ der Seele wohl kaum beschreiben.
Literatur:
Hermann Hesse:
Narziss und Goldmund
Suhrkamp Verlag 2012
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