„Wie eine neue Freundin“, könnte man denken, wenn man die Texte der Psychoanalytikerin Paula Heimann (1899-1982) liest. Ist die Sprache der Psychoanalytiker manchmal schwerfällig und komplex, so schreibt Paula Heimann sehr erfrischend, bodenständig und verständlich. Ihr Buch „Gegenübertragung und andere Schriften zur Psychoanalyse“ (Klett-Cotta, Stuttgart, 2016) ist ein wertvoller Begleiter für alle, die sich mit der Psychoanalyse und ihrer Technik auseinandersetzen möchten.
Viele Themen werden abgedeckt
Der Titel des Buches lenkt auf das Thema „Gegenübertragung“. Doch das Buch ist eine Sammlung von Schriften zu vielen entscheidenden Themen der Psychoanalyse. Für (angehende) Psychoanalytiker wertvoll ist z.B. der Beitrag von Pearl H. M. King (Präsidentin der British Psycho-Analytical Society 1982-1984): „Paula Heimanns Suche nach der eigenen Identität als Psychoanalytikerin“ (S. 30-39).
Psychoanalytische Techniken
Über psychoanalytische Techniken finden sich in nahezu jedem Beitrag wertvolle Ratschläge. Besonders dicht gespickt mit Hilfen zur Technik ist der Beitrag: „Die kurativen Faktoren in der Psychoanalyse.“
Menschlichkeit ist wichtig
Psychoanalytikern wird immer wieder nachgesagt, sie seien „kalt und kantig“. Paula Heimann betont, wie wichtig das echte Wohlwollen des Analytikers ist (S. 211). Sie schreibt: „Der Mensch, der der Analytiker wirklich ist, wird hinter seiner Technik wahrnehmbar, und eine gute Übertragung kann nur auftauchen, wenn er die erforderliche Menschlichkeit besitzt.“ Heimann zitiert den Psychoanalytiker Sacha Nacht: „Es ist wertvoller, eine mittelmäßige Deutung zu bekommen, die durch eine gute Übertragung gestützt wird, als umgekehrt“ (S. 211).
Sie schreibt weiterhin: „Nachts Untersuchung der Gründe für das Scheitern einer ersten Analyse und den Erfolg einer zweiten bei einem anderen Analytiker ergab, dass der erste Analytiker, was den basalen Faktor der Menschlichkeit betraf, versagt hatte“ (S. 211). In der Psychoanalyse geht es immer wieder darum, „die Fähigkeit zu entwickeln, zu lieben und geliebt zu werden“ (S. 211). Dies wird durch das gesamte Buch hinweg immer wieder deutlich.
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Link:
Tilmann Moser:
Paula Heimann: Fast eine Retterin der Psychoanalyse
Deutsches Ärzteblatt, PP 15, Ausgabe Juli 2016, Seite 331
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