
Die Ausbildung zum Psychoanalytiker ist kompliziert und teilweise unüberschaubar. Psychologen sehen sich anderen Problemen ausgesetzt als Ärzte. Die wertvolle Laienanalyse wurde schon immer leicht an den Rand gedrängt: Akademiker anderer Sparten als Medizin oder Psychologie stehen vor ganz besonderen Problemen in der Ausbildung. Informationen für Psychologen und Ärzte sind oft ähnlich, doch leicht kann etwas verwechselt werden. Die eine Berufsgruppe kennt die andere kaum, sodass Feindseligkeiten entstehen: „Ärzte haben es in dieser Ausbildung viel leichter“, sagen die Psychologen. „Ich wünschte, ich hätte Psychologie studiert, dann wäre alles viel einfacher“, sagen die Ärzte. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Fragen über Fragen
Wo bekommt man die Patienten für die Erstgespräche her (Frage der Laienanalytiker, also der Nicht-Ärzte und Nicht-Psychologen). Wie finde ich Patienten für eine hochfrequente Psychoanalyse? Wie kommt man mit der Zeiteinteilung klar, wie mit der Kinderbetreuung bei langen Abendseminaren? Was ist der Unterschied zwischen Weiterbildung und Ausbildung? Wer ist mein weiterbildungsbefugter Arzt, was ist eine kombinierte Ausbildung (Ausbildung zum Tiefenpsychologen und Psychoanalytiker), was ist der Unterschied zwischen einer Ausbildung nach dem PTG (Psychotherapeutengesetz) und einer Ausbildung nach den Richtlinien der jeweiligen psychoanalytischen Vereinigung (z.B. DPV oder DPG)?
Wie kann ich meine Website gestalten, was ist erlaubt, was ist verboten? Was mache ich, wenn ich mit dem Lehranalytiker nicht klar komme? Welche Ausbildungskredite sind günstig, wer hat gute Erfahrungen mit welchen Banken gemacht? An wen muss ich mich mit welcher Frage richten? Gibt es berufsspezifische und günstige Haftpflichtversicherungen? Was wird in den Institutsprüfungen verlangt, was in den staatlichen Prüfungen? Welche Veranstaltungen sind Pflicht? Ich darf die jährlichen Weiterbildungsgespräche nicht vergessen! Soll ich doch noch eine Facharztweiterbildung machen? Wie sieht es mit einer Pause, z.B. in der Schwangerschaft, aus? Wie früh muss ich nach einem Supervisor suchen? Was mache ich, wenn ich bereits einen Patienten gefunden habe, aber kein Supervisor einen Platz für mich frei hat?
„Aber es gibt doch Kandidatensprecher!“ Ja, sie sind kompetent, engagiert und hilfreich, aber sie sind für viele Aubildungsteilnehmer und -kandidaten zuständig. Sie kümmern sich oft auch um berufspolitische Fragen und sind selbst sehr eingespannt. Gerade zu Beginn der Ausbildung haben zudem viele Teilnehmer eine Scheu, einen Kandidatensprecher von sich aus anzurufen. Ein Coach hätte den Überblick über die Gesamtsituation seines Schützlings.
Ein Coach könnte durch den Dschungel helfen
Manchmal braucht man nicht sofort eine Antwort. Aber es ist oft ein gutes Gefühl, wenn man jemanden hat, der einen begleitet und der mit einem zusammen überlegt. Jemanden, der auch nicht alles weiß, aber der schon vieles erfahren hat und rascher weiß, wo man nachfragen kann. Das System heute ist so komplex, dass ein Psychoanalyse-Ausbildungs-Coach sicher sinnvoll wäre. Es wäre vielleicht anders, wenn die Ausbildung maßgeschneidert nur für Ärzte, nur für Psychologen, nur für Laien da wäre. Doch die Ausbildungsteilnehmer aller Sparten sitzen zusammen in einem Boot, sodass es in Seminaren oft zu Konfusionen kommt, wenn man z.B. eine Antwort hört, die für Psychologen gilt, aber für Ärzte nicht. Die Spannungen und Sorgen in einer Psychoanalyse-Ausbildung können sehr groß sein. Das Gefühl, einen unabhängigen Begleiter an seiner Seite zu haben, ist da sicher wertvoll.
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