Es scheint paradox zu sein: Manchmal kann sich die Mutter nicht darüber freuen, dass sich ihr Kind freut. Gerade wenn die Mutter leidet, wenn sie psychische Probleme oder eine postpartale Depression hat, dann kennt sie diese Situation vielleicht gut: Sie geht zum Babytreff, sitzt mit anderen Müttern am Kaffeetisch und ihr Kind spielt fröhlich auf dem Boden. Es ist ganz versunken, es quiekt vor Freude. Und die Mutter denkt: „Ich kann das kaum ertragen!“ Warum ist das so? (Text & Bild: © Dunja Voos)
Eigentlich
„Eigentlich müsste ich mich doch freuen, wenn mein Kind sich freut“, sagt eine Mutter. „Aber ich habe das Gefühl, ich möchte das fröhliche Kind da wegreißen und mit ihm nach Hause gehen. Ich fühle mich unglaublich einsam. Wenn mein Kind so fröhlich ist, macht mir das irgendwie Angst. Ich sehe dann, welche Verantwortung ich habe! Im Gegensatz zu meinem Kind fühle ich mich müde und erschöpft. Ich sorge für mein Kind, sodass es so fröhlich sein kann, aber ich selbst fühle mich wie ausgelaugt – einfach am Ende.“
Trennung
Wenn das Kind fröhlich spielt, während die Mutter keine Lebensfreude mehr hat, macht das natürlich Angst. „Schaffe ich das alles? Werde ich die vielen Jahre, die vor mir liegen, überstehen?“, fragt sich die Mutter, die mit ihren Bedürfnissen sowieso schon viel zu kurz kommt. Die Fröhlichkeit des Kindes ruft Gefühle von Neid, Wut und Alleinsein hervor, fast von unerträglichem Getrenntsein.
Was hilft?
Die Zeiten, in denen das Kind klein ist, sind für viele Mütter eine Strapaze. Wer an Depressionen leidet, kann Hilfe in einer Psychotherapie finden. Adressen gibt es z.B. bei der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychosomatik, Psychotherapie und Tiefenpsychologie, www.dgpt.de. Der Verein www.schatten-und-licht.de ist spezialisiert auf Depressionen bei Müttern. Manchmal hilft es auch schon, zu wissen, dass dieses Gefühl des „Sich-nicht-Mitfreuen-Könnens“ bei vielen Müttern auftaucht. Es ist eben nur ein unglaubliches Tabu.
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