
Psychotherapeutin zu sein ist ähnlich wie Mutter zu sein: Man muss Gefühle erkennen, sie halten, sie verdauen und dem Patienten in geeigneter Form „zurückgeben“. In der Psychoanalyse ist diese Art der Arbeit noch intensiver – PsychoanalytikerInnen tragen eine große Verantwortung, weil die Patienten durch das Liegen auf der Couch regredieren und sich intensiv an die Analytikerin binden. Mutter zu sein und als Psychotherapeutin oder Psychoanalytikerin zu arbeiten fühlt sich oft sehr ähnlich an. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Angeschlagen
Alleinerziehende müssen oftmals über ihre Kräfte gehen, um die Familie, den Beruf und den Geldfluss in Gang zu halten. Kinder Alleienerziehender haben oft einen schlechteren psychischen Gesundheitszustand als Kinder aus Zwei-Eltern-Familien (z.B. Weitoft et al. 2003). Auch die alleinerziehenden Mütter selbst sind psychisch öfter angeschlagen als Mütter, die einen Partner haben (Subramaniam M. et al. 2017).
„Anstrengende Arbeit ist für mich: Vier Patienten hintereinander zu behandeln und zu wissen, dass sich mein Kind zu Hause alleine beschäftigen muss. Urlaub ist für mich: Vier Patienten hintereinander zu behandeln, wenn das Kind selbst im Urlaub beim Vater oder bei Freunden ist.“
Eine Psychotherapeutin und Mutter.
Was ist mit der eigenen Bedürftigkeit?
Wenn man sich selbst als Mutter gerade so bedürftig fühlt, wird man seinem Kind nicht immer so gerecht, wie man es möchte. Und so kann es auch mit den Patienten sein: Manche spüren, dass man heute überfordert ist. Die Psychiaterin Jessica Gold schreibt in ihrem wunderbaren Beitrag „The Imperfect Healer“, wieviel Kraft es Psychotherapeuten kosten kann, sich trotz eigener Probleme und Krankheiten auf Patienten einzulassen. Manchmal klappt es trotz größter Probleme, manchmal eben nicht. So ist das Leben – und auch verheiratete Psychotherapeutinnen können sich sehr bedürftig fühlen.
„Für mich ist es das Schlimmste, selbst ein paar Tage krank zu sein, weil sich dann die Geldsorgen wieder melden.“
Eine große Stärke
Alleinerziehende haben jedoch oft eine große Stärke entwickelt: Sie müssen selbst alles alleine entscheiden und wissen, was sie selbst schaffen können. Sie können sich auch bei großen Sorgen immer wieder auf ihre Kinder besinnen. Und so geht es ihnen dann oft auch, wenn der Patient da ist: Sie können „abschalten“ und sich ganz auf den Patienten konzentrieren, weil sie das zu Hause bei ihren Kindern auch immer so machen. Und es kommt noch etwas Schönes dazu: So, wie sich Mutter und Kind gegenseitig beruhigen können, so hat auch das Beisammensein mit den Patienten oft etwas gegenseitig Heilsames.
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