• Zur Hauptnavigation springen
  • Skip to main content
  • Zur Hauptsidebar springen
  • Über dieses Blog
  • AGB
  • Datenschutz
  • Kontakt/Impressum

Medizin im Text - Blog

Rund um Psychoanalyse :: Worte statt Pillen

  • Startseite
  • Extras
  • Zugang
    • Zugang
    • Login
    • Account
    • AGB
  • Online-Psychotherapie
  • Vojta-Buch
  • Trauma-Buch
  • Inhalt
Aktuelle Seite: Startseite / Psychoanalyse / Sexueller Missbrauch im Nebel

Sexueller Missbrauch im Nebel

13.03.2016 von Dunja Voos 4 Kommentare

Sexueller Missbrauch bedeutet nicht immer offensichtliche Gewalt. Sexueller Missbrauch kann schon der erregte Blick des Vaters auf das kleine Mädchen sein. Es sind Bemerkungen zu Figur und zum Aussehen. Es sind Berührungen, von denen das Kind lange Zeit glaubt, dass sie nichts Schlimmes seien. Es ist das alkoholisierte, sexualisierte Klima, das krank macht.

An den ersten Freund ist lange nicht zu denken

Meistens fühlt sich das missbrauchte Kind bereits in der Jugend unwohl in seiner Haut. Es leidet unter Akne und dem Gefühl, nicht dazuzugehören. Wo andere schon längst einen ersten Freund haben, ist für das missbrauchte Mädchen noch lange nicht daran zu denken. Und im Erwachsenenalter stehen auf einmal Einsamkeit, Beziehungslosigkeit und psychische Störungen vor der Tür.

Schuld, Scham und Verlorensein

Werden Kinder von einem Elternteil missbraucht, hat das Kind das Gefühl, völlig verloren zu sein. Wenn der Vater der Missbrauchende ist, dann steht er nicht mehr als Vater zur Verfügung und zur Mutter kann das Kind mit seinem Kummer nicht gehen. Beide Eltern sind am Missbrauch beteiligt, auch wenn nur ein Elternteil aktiv handelt. Das Kind fühlt sich ohnmächtig und gleicht dieses Ohnmachtsgefühl aus, indem es sich zeitweise „allmächtig“ fühlt. Dann wiederum bekommt es Schuldgefühle und denkt, die Schuld des Missbrauchs läge bei ihm. Dieses Scham- und Schuldgefühl wird dadurch verstärkt, dass die Missbrauchssituation auch beim Kind zur Erregtheit führen kann. Dafür schämt es sich später zutiefst. Die eigenen Erregungen hindern es möglicherweise daran, Worte zu finden und Hilfe zu suchen.

Vieles wird mit Sexualität verbunden

(Auch Männer sind häufig von Missbrauch betroffen. Hier kann die Website von Norbert Denef hilfreich sein. Im Folgenden sind jedoch Beispiele für Gefühlslagen aus der Sicht betroffener Frauen beschrieben.)
Männer, die sich liebevoll annähern, werden leicht als „schmierig“ erlebt. Komplimente werden gedeutet als eine „Falle“. Alles ist Verführung. Die Frage lautet stets: „Was will der wohl von mir?“ Was andere tun oder sagen, bekommt leicht einen sexuellen Anstrich.

Für Opfer sexuellen Missbrauchs kann ein ganz normaler Arztbesuch zur Mutprobe werden, weil auch hier rasch (oft unbewusste) Gedanken an die Sexualität auftauchen. Ekel ist leicht erweckt, weil alles schnell zu nah erscheint. Neutrale Alltagssituationen wie Essen oder Sport werden allzuleicht mit Sexualität verknüpft. Die Betroffenen fühlen sich selbst „schmutzig“ – sie haben das Gefühl, schlecht zu riechen oder nicht mehr richtig sauber zu werden. Das macht das Leben der Betroffenen anstrengend.

Die Weiblichkeit wird verhüllt

Die Anstrengung beginnt schon bei der Kleiderwahl. Nicht selten kleiden sich ehemals missbrauchte Frauen wie graue Mäuschen. Sie möchten auf keinen Fall, dass ein Mann ihre attraktiven Formen wahrnimmt. Sonst kommt es ihnen direkt so vor, als würden die Männer gierig starren und ihnen alles „weggucken“. Es dauert lange, bis die Frau merkt, dass längst nicht alle Männer so sind, wie der Mann, mit dem sie den Missbrauch erlebt hat. Es dauert lange, bis sie sich schick kleiden kann und das Gefühl hat, dass sie dennoch ihren Körper für sich behalten darf. Und dass es nicht bedeutet, jemanden zu verführen, nur, weil man sich schick anzieht.

Neuen Spielraum gewinnen

Eine Psychoanalyse kann dabei helfen, neuen Spielraum zu gewinnen. Die eigenen sexuellen Wünsche und Regungen werden bewusster wahrgenommen und müssen nicht länger abgewehrt werden. Je mehr die Frau die eigenen Regungen wieder wahrnehmen kann, desto weniger hat sie das Gefühl, die anderen hätten überstarke sexuelle Wünsche.

Über die Zeit kann es in der Psychoanalyse gelingen, die eigenen Gefühle kennenzulernen und zu steuern. Man erfährt, dass man mit den eigenen Erregungen in sicheren Grenzen umgehen kann, ohne das Gefühl zu haben, das Gegenüber könnte „alles merken“. Alltagsdinge können so neutralisiert und von der Sexualität wieder getrennt werden, weil man die Erregung wieder bei sich selbst verspürt und verorten kann.

An wen sich wenden?

Viele sexuell missbrauchte Frauen fühlen sich einsam. Bei anderen Problemen, z.B. bei einer Angststörung, lässt sich im Internet leicht ein Forum finden, das zum Austausch einlädt. Das Symptom verbindet. Bei sexuell Missbrauchten hingegen erscheint das weitaus schwieriger: Das Thema ist besonders peinlich und individuell. Viele fragen sich, ob das, was sie erlebt haben, überhaupt als „Missbrauch“ zu bezeichnen ist. Die Symptome, die sich zeigen, sind völlig unterschiedlich: Manche Betroffene leben mit der Diagnose „Borderline-Persönlichkeitsstörung“, andere mit den Diagnosen „Posttraumatische Belastungsstörung“, „Narzisstische Persönlichkeitsstörung“, „Hypochondrie“ oder „Depression“. Diese und andere Diagnosen können Etiketten sein, die auf das Geschehene hinweisen.

Andererseits scheinen positive Aspekte, wie z.B. beruflicher Erfolg, nicht zu dieser traurigen Vergangenheit zu passen. Nicht zuletzt fehlen den Betroffenen oft selbst die Worte. So ist es für sie unglaublich schwer, andere Menschen zu finden, denen es ähnlich ergangen ist und mit denen sie sich verbunden fühlen können. Sexueller Missbrauch hat viele Gesichter. Er kommt in den verschiedensten Formen und den verschiedensten Schichten vor. Die Suche nach einer geeigneten Psychotherapie ist oft der erste Schritt heraus aus der Isolation.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Verführungstheorie: „Der Analytiker glaubt mir ja sowieso nicht.“
Unter Verdacht
Zärtlichkeit ist eine Schicht
Missbrauch in den Medien: einseitige „Nein-Sage-Beiträge“
Hilfe suchen und annehmen ist schwierig
Warum es so schwer ist, Kindesmissbrauch zu entdecken
Ein Problem bei sexuellem Kindesmissbrauch: die erotische Komponente

Links:

Missbrauch durch Frauen
Beitrag auf der Website von Kinder brauchen beide Eltern e. V.

Psyndex 2010:
Empirische Studien zur sexuellen Gewalt gegen Kinder und Jugendliche (PDF)

Akademie für Psychoanalyse und Psychosomatik Düsseldorf e.V.:
Mathias Hirsch:
Therapeutische Erfahrungen mit Opfern inzestuöser Gewalt
Jahrbuch Psychoanal. 31, 132 – 148 (1993h)
und
Mathias Hirsch:
Latenter Inzest
Psychosozial 16, 25-40

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 7.1.2009
Aktualisiert am 13.3.2016

Diesen Beitrag teilen:
  • twittern  
  • teilen  
  • teilen 
  • mitteilen 
  • teilen 
  • E-Mail 

Kategorie: Psychoanalyse, Sexueller Missbrauch Stichworte: Psychoanalyse, Sexueller Missbrauch

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Verena meint

    23.02.2012 um 21:24

    Doch, das gehört auch zur Grenzüberschreitung, da das Kind in seinem Selbstwert gewaltvoll behandelt wird. Der Kontakt ist kein liebevoller, gebender, sondern ein übergriffiger, abwertender, was das Selbstbild des Kindes völlig verfälscht. Der Selbsthass der Mutter wird auf das Mädchen projiziert, das eigene Trauma der Mutter wird somit leichter zu ertragen, weil nun der eigene Missbrauch beim Kind abgewehrt werden kann.
    Meist läuft das weniger bewusst ab, das macht es ja so schwierig. Täter sind immer auch Opfer. Solang das eigene Trauma nicht bearbeitet ist, ist die Gefahr der Wiederholung ziemlich groß, zu ca. 85% missbrauchen (die Betroffenen) dann eigene Kinder.

  2. Dany meint

    28.01.2010 um 19:10

    Sehr geehrte Frau Dr. Voos,

    ich habe Ihren Artikel mit großem Interesse gelesen.

    In Ihrem letzten Absatz steht, es sei schwer Foren zu finden, in denen ein Austausch möglich ist. Stimmt, es gibt nicht viele. Umso wichtiger ist es, die, die es gibt, bekannt zu machen. Ich möchte hier gern einen Link posten: http://www.gegen-missbrauch.de. Der gleichnamige Verein setzt sich aktiv gegen-sexuellen Missbrauch ein und bietet u.a. eine Selbsthilfeplattform in Form eines Chats und eines Forums. Für viele ist dieser Weg der Kommunikation der erste Schritt gegen ein Schweigen, gegen die Einsamkeit – für den Mut. Der wichtigste Schritt sexuellen Missbrauch zu mindern, ist, das Thema zu enttabuisieren…

    Liebe Grüße
    Dany

  3. Dunja meint

    08.01.2009 um 21:22

    Liebe Sabine,

    in der Sendung FrauTV ging es am 31.10.2007 um sexuellen Missbrauch durch Frauen. Sie finden den Beitrag hier: http://www.wdr.de/tv/frautv/sendungsbeitraege/2007/1031/thema_1.jsp

    Missbrauch bedeutet immer Grenzüberschreitung, daher hat natürlich auch der Missbrauch durch die Mutter Folgen. Definitionen und Verallgemeinerungen sind jedoch unglaublich schwierig (siehe Link zur BZgA auf dieser Seite).

    Wenn eine Mutter ihr Kind so behandelt, wie Sie es beschreiben, handelt es sich ebenfalls um Grenzüberschreitungen. Nicht immer heilt die Zeit die Wunden. Sehr oft aber kann eine Psychotherapie helfen, die Geschehnisse zu verarbeiten und ein besseres Selbstwertgefühl zu entwickeln.

    Viele Grüße von
    Dunja Voos

  4. Sabine B. meint

    08.01.2009 um 20:04

    Sehr geehrte Frau Dr. Voos,

    danke für Ihren Beitrag. Mich interessiert noch ein Aspekt. Kann der sexuelle Missbrauch von Mädchen auch durch die Mutter begangen werden? Hat er dann dieselben möglichen Auswirkungen? Wenn die Mutter zB berührt und streichelt, vor allem in einert Zeit, in der das Mädchen keine Erinnerung mehr hat, also die ersten drei Lebensjahre.
    Und umgekehrt, was passiert, wenn die Mutter nach diesen drei Jahren das Mädchen immer negativ behandelt, über die Figur lästert, dem Mädchen droht, es schlecht macht, ihm hinterherspioniert, die kleinen Freunde anruft und die Tochter bloßstellt usw? Und auf der anderen Seite wieder nett ist, so Zuckerbrot-Peitschen-artig? Fällt das auch unter diese Kategorie? Wohl nicht,m oder? Wo kann ich da etwas lesen?

    Vielen dank schon einmal und herzliche Grüße
    Sabine

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Haupt-Sidebar

Dr med Dunja Voos portrait by BrittaFrenzDr. med. Dunja Voos
*Worte statt Pillen*
Das Blog zur Psychoanalyse
Herzlich willkommen!
www.praxis-voos.de
E-Mail

Ausgezeichnet mit dem Großen Förderpreis 2018 der DPV-Stiftung

Neu: Dunja Voos: Schatten der Vergangenheit


Trauma liebevoll heilen und innere Balance finden. Mehr erfahren …

Suchen & Finden

Das 7-Tage-Angstprogramm

Jeden Tag die eigene Angst ein bisschen besser verstehen. Bei Kauf eines Jahres-Zugangs zum Blog können Sie alle Extra-Texte downloaden – auch das 7-Tage-Programm bei Angststörungen.

Login

 
 
Forgot Password

Blog-Zugang

Durch Kauf eines Blog-Zugangs stehen Ihnen alle Beiträge zur Verfügung.

Schlagwörter

ADHS alleinerziehend Angststörung Atmung Bindung Bion Borderline Buchtipp CoronaPsychologie Denken Depression Diagnostik DPV Einsamkeit Elternkontakt Emotion EmotionaleErnährung Erschöpfung Freud GlossarPsychoanalyse Hypnose IPA Kinder Kurze_Geschichten Körperkennenlernen Lebenshilfe Medikamente Meditation Persönlichkeitsstörung Psychoanalyse PsychoanalytikerInWerden Psychose Psychosomatik Psychotherapie Psychotherapiepraxis Reizdarm Schlaf Sexueller Missbrauch Technik_Psychoanalyse Traum Trauma VegetativesNervensystem Vojta Yoga Zwang

Psychoanalyse aktuell: Die Online-Zeitung der DPV

Podcast „Rätsel des Unbewussten“

Aspie-Art


Sie sind nur wenige Quadratzentimeter groß und kosten nur wenige Dollar: Die „ACEOs“ (Art Card Originals and Editions) der Malerin Anna Hoff. Mehr auf ebay

texttreff Netzwerk

Neueste Kommentare

  • Dunja Voos bei Hass – ein tiefes Gefühl
  • Darth Nihilus bei Hass – ein tiefes Gefühl
  • Ulrich Huelbuesch bei Lieben und Arbeiten – Ziele der Psychoanalyse nach Sigmund Freud?

PsychoanalytikerIn werden

7 Wie wird man Psychoanalytiker? „Laienanalyse“: Nicht nur Ärzte und Psychologen können Psychoanalytiker werden

Bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) heißt es: „Zulassungsvoraussetzung (zur Ausbildung) ist in der Regel ein abgeschlossenes Hochschulstudium der Medizin oder Psychologie. … Über die Möglichkeiten der Zulassung von Absolventen aus anderen Hochschulbereichen gibt eine individuelle Beratung Auskunft„. Das heißt also: Auch Akademiker*innen anderer Fachrichtungen als die der Medizin und Psychologie können Psychoanalytiker*innen werden. Sie […]

Mehr Beiträge zu diesem Thema lesen ...

© 2021 ·medizin-im-text.de/blog von Dr. med Dunja Voos · 50259 Pulheim · Telefon 02238 / 96 99 666 ·