Menschen, die sich sexuell von Kindern erregt fühlen, schämen sich oft zu Tode. Sie befürchten, als „Kinderschänder“ bezeichnet zu werden und haben doch selbst oft keine Erklärung dafür, warum sie so fühlen, wie sie fühlen. Pädophile Menschen sind selbst oft als Kind missbraucht worden (z.B. Freund, Kurt et al., 1990; Thomas, Sandra et al., 2012). Die frühen Körpererfahrungen prägen sich tief ein. Das Schlimme bei vielen Formen des Missbrauchs ist, dass bei dem missbrauchten Opfer selbst Gefühle der Erregung entstehen können – teilweise entstehen sie aus der Not heraus, um die Notlage überhaupt überleben zu können. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Die Seele schützt sich
Ähnlich, wie der Körper bei zu großem Schmerz Endorphine (schmerzstillende Hormone) produziert, so muss die Seele sozusagen „Tricks“ anwenden, um das Schreckliche in irgendeiner Form erträglich zu machen. Aus den Berichten von Patienten, die als Babys und Kinder mit der Vojta-Therapie behandelt wurden, weiß ich, dass sie dabei sehr oft auch sexuell erregt waren, wofür sie sich zutiefst schämen. Gleichzeitig wird dadurch verständlich, warum sie beim Anblick anderer Kinder, die durch Therapien gequält werden, selbst wieder erregt werden: Ihr Körper erinnert sich an die Situation. Das kleine Kind, das zum Opfer erwachsener Hände wird, fühlt diesen riesigen Größenunterschied. Übelkeit ist eine weitere körperliche Reaktion, die dann oft entsteht.
Berührungen sind oft kaum erträglich
Kinder, die in sexuell aufgeladene Situationen kommen, reagieren oft mit Übelkeit. Sind diese Kinder erwachsen, reagieren sie häufig immer noch so – und leiden schrecklich darunter, denn ihnen ist häufig das Schönste am Menschsein verwehrt: die innige, intime Beziehung zu einem anderen erwachsenen Menschen. Die einzige Möglichkeit, die diese Menschen dann manchmal nur noch sehen, ist die Intimität mit Kindern. Deren Hände sind klein. Deren kleine Körper erinnern an die Zeit, als der eigene Körper noch klein war. Hier hat der Erwachsene das Gefühl, keine Angst haben zu müssen. Doch in Wirklichkeit wächst die Angst nur, denn – je nach Persönlichkeit – spürt der Erwachsene, dass es nicht richtig ist und er spürt erneut auch das eigene Schlechte, das er möglicherweise selbst erlebt hat. Es geht ihm schlecht.
Verstehen ist wichtig
Bei so tiefgreifenden Störungen wie der Pädophilie ist viel Geduld gefragt. Neue, positive Körpererfahrungen mit erwachsenen Partnern sind notwendig, doch bevor diese zugelassen werden können, ist eine intensive Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit notwendig. Ob eine solch große strukturelle Veränderung in der Psyche gelingen kann, ist oftmals fraglich. Eine jahrelange hochfrequente Psychoanalyse und Möglichkeiten von guten Körpererfahrungen (z.B. Yoga) könnte hier hilfreich sein.
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Links:
Lackinger, Fritz
: Psychoanalytische Aspekte im Verständnis und in der Behandlung der Pädophilie
www.psyalpha.net
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