Ich bin ein Tumor

Es ist so komisch, was mit mir geschieht. Ich werde dauernd angegriffen. Ständig kommen Moleküle auf mich zu und verursachen mir Übelkeit. Heiße Strahlen lassen mich brennen. Ich weiß doch auch nicht, wie das geschehen konnte. Ich sah kein Ufer mehr. Die Verbindung zu den anderen war mir abhanden gekommen. Und da begann ich einfach, zu wachsen. Die Leute sollten sehen, wer ich bin. Ich streckte mich ihnen entgegen, doch sie wendeten sich ab in Ekel. Je mehr ich mich zeigte, desto mehr schlugen sie auf mich ein. Doch dann wurde ich zu einer Hand gebracht. Sie war warm, sie legte sich schützend auf mich. Sie wollte mich nicht weghaben. Deswegen konnte ich ihre Berührung ertragen. Ich atmete auf. Ich merkte: Mein Ziel ist erreicht. Man hat mich gesehen. Und endlich ist da einer, der mir ohne Furcht begegnet. Der bei mir bleibt. Und meine wulstigen Zellen beruhigen sich. Ich habe Lust, mich wieder mit den anderen Zellen zu verbinden und so glatt und wunderschön auszusehen wie sie. Denn ursprünglich, ganz ursprünglich, war ich genau so.

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