
Auf dem Zeitschriften-Cover sitzt diese Frau. Schlank, entspannt, auf einer hellen Decke. „So finden Sie zu mehr Ruhe“, steht da. „Haha“, könnte da noch stehen. Es liegt ein Brief vom Gericht im Briefkasten, der Partner hat das Weite gesucht, das Kind ist krank, die Mutter dement. Man verliert vielleicht gerade das Liebste, das man hat. Und man sitzt wartend und allein. Ungerechtigkeiten erfahrend. Erniedrigungen hörend. Da gibt es unaushaltbare Zustände von Einsamkeit und Druck, von quälendem Warten, Ungewissheit und mangelnder Wertschätzung. Die Umstände können wir oft nicht bestimmen, aber wir können innerlich gestalten.
UN AUS HALT BAR
Wie kann man zu innerer Ruhe finden, wenn außen alles zusammenbricht? Oder zusammenzubrechen scheint? Wenn die Ungerechtigkeit nur so schreit und man selbst nur Opfer ist? Wie kann es gelingen, sich ins Bett zu legen oder auf die Decke zu setzen und trotz aller Ungewissheit und Bedrohung Ruhe zu finden? Vielleicht, indem man sich mit etwas verbindet – mit seinen Träumen, mit den Hoffnungen, mit neuen Projekten oder mit hilfreichen Bildern und Musik.
Vielleicht ist das äußere Bild ein Abbild der inneren Welt. Manche Menschen fühlen sich innerlich im Chaos, auch wenn außen alles ruhig, friedlich und sortiert ist. Andere Menschen generieren ein äußeres Chaos, um der Welt zu zeigen, wie es ihnen innerlich geht. Wieder andere versuchen, durch äußeres Chaos andere innere Gefahren zu übertönen.
Doch oft ist das Herz zu aufgewühlt, als dass man sich mit seinem Inneren verbinden könnte. Die Natur ist nur nach 20-minütiger Autofahrt zu erreichen. Das Kind muss vom Kindergarten abgeholt werden. Freunde sind arbeiten. Alle Welt hat Familie, man selbst steht alleine da. Einsamkeit sei so gefährlich wie Rauchen, heißt es. Doch sie lässt sich so schnell nicht beenden. Das Wissen um die Gefährlichkeit erhöht wiederum den Druck.
„Was stimmt nicht mir?“, fragt man sich. Oder: „Was stimmt nicht mit den Zeitungscovern?“
Alles muss schnell gehen – denken wir
Die E-Mail muss beantwortet werden. Ruft der Freund nicht an, verliert man ihn, so der Gedanke. Noch bevor sich etwas entfalten kann, wird es platt gemacht: „Vorsorgen ist besser als heilen“, „Lieber zu früh als zu spät“, sagt der Arzt. Und wenn man einfach schauen möchte, wie sich die Dinge entwickeln? Wenn man die Hände in den Schoß legt? „Dann bricht erst recht alles zusammen“, denkt man. „Der Computer wird nicht wie durch ein Wunder wieder von selbst laufen, wenn man einfach abwartet“, sagt die strenge innere Stimme, die auch von Mutter oder Vater stammen könnte.
Und wenn es noch so unmöglich erscheint: Wir können aus allem eine Meditation machen.
Vertrauen
Was in engen Situationen oft fehlt, ist das Vertrauen. Durch ihr Fehlen entsteht die Qual. In beengenden Situationen wächst das Misstrauen. Und dadurch kann ein Teufelskreis entstehen. „Ja, ich nehme diesen Kredit auf und vertraue darauf, dass es gut wird. Ich gehe zu diesem Arzt, zu diesem Techniker, zu dieser Werkstatt und vertraue. Ich vertraue meinem Gefühl. Ich vertraue darauf, dass der Richter in mein Herz schauen kann.“ Vertrauen kann vieles anders werden lassen. Vertrauen heißt Abgeben. Warten auf bessere Zeiten.
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