Hartz-IV ist eine Krankheit
Die Mediziner sind sich darüber einig: Depression und Burnout, Alkohol- und Drogensucht, Posttraumatische Belastungsstörung und Schizophrenie sind Krankheiten. Die Menschen, auf die wir oft verächtlich blicken und von denen wir sagen, sie blieben einfach zu Hause und kassierten unser Geld, haben oft mindestens eine dieser Erkrankungen, manchmal sogar alle gleichzeitig. Wer depressiv ist, dem fällt es schwer, sich die Haare zu waschen. Wer dauerhaft wenig Geld hat (mit anderen Worten: arm ist), der verliert irgendwann die Hoffnung, dass es anders werden könnte.
Möglichkeiten zur Veränderung sind schwer zu finden
Viele Hartz-IV-Familien sind gefangen in auswegslosen Situationen und desolaten Zuständen. Viele hatten nicht das Glück, bei ihren Eltern psychisch reifen zu können. So fällt es vielen schwer, zu mentalisieren, also über sich und andere nachzudenken. Sie finden keine Worte für ihr eigenes Befinden und Spannungen entladen sich schnell in Geschrei und Gewalt. Ich möchte hier nicht verallgemeinern – es gibt nicht „die“ Harzt-IV-Empfänger, denn die betroffenen Menschen sind zu unterschiedlich. Ich möchte aber dennoch auf das abstrakte Bild eingehen, das viele Menschen von Hartz-IV-Empfängern haben und das es häufig zu korrigieren gilt. Viele meinen, die Betroffenen könnten da raus, wenn sie nur wollten. Oder sie glauben, die Betroffenen würden sich nur „hängenlassen“. Doch der „bildungsfernen“ und armen Schicht geht es wirklich nicht gut.
Eine verständnisvoller Lehrer kann schon viel bewirken
Der verachtende Blick auf die „Hartz-IV-Empfänger“ kann dazu beitragen, dass die Betroffenen in ihrer auswegslosen Lage verharren. Oft verachten gerade die Menschen die „Hartz-IV-ler“, die selbst große Angst vor einem möglichen Absturz haben, die Angst davor haben, zu verarmen oder alles zu verlieren. Viele Menschen glauben außerdem nicht, dass Förderprojekte etwas bringen könnten, doch gerade hier lohnt sich der Einsatz oft. Es braucht mehr Förderprojekte, verstehende Blicke und Menschen, die es so sehen: Hartz-IV ist möglicherweise und gar nicht so selten eine Krankheit. Oft genügen schon kleine Anstöße und gute Beziehungsangebote um den Betroffenen neue Wege und Möglichkeiten zu eröffnen. Ein verständnisvoller Lehrer, ein guter Arzt oder eine engagierte Nachbarin können das Nadelöhr sein, durch das ein Betroffener den Weg hinaus findet.
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Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 23.3.2012.
Aktualisiert am 22.7.2014