Bei schweren psychischen Störungen, wie zum Beispiel der Persönlichkeitsstörung, ist die Langzeitpsychotherapie der Kurzzeittherapie überlegen. Das haben der Psychoanalytiker Falk Leichsenring (Uniklinik Gießen), der Verhaltenstherapeut Sven Rabung (Uniklinik Hamburg-Eppendorf) und Kollegen in mehren Studien wiederholt belegen können. Eine psychodynamische Langzeitpsychotherapie (Long-Term Psychodynamic Psychotherapy, LTPP) über mindestens ein Jahr bzw. 50 Sitzungen hilft den Betroffenen bedeutend besser als eine kürzere Therapie.
Die Beziehung heilt
Gerade, wenn ein Patient schon lange an einer psychischen Störung leidet, die sich aus vielen Symptomen zusammensetzt, reicht eine Kurzzeittherapie oft nicht aus. Eine Langzeittherapie kann deshalb ihre Wirkung so gut entfalten, weil Therapeut und Patient genügend Zeit haben, Probleme in den zwischenmenschlichen Beziehungen zu verstehen. Durch den regelmäßigen Kontakt zum Therapeuten entstehen altbekannte Schwierigkeiten, die aber dann in der Therapie direkt bearbeitet werden können. Diese heilsame Beziehung bewirkt oft, dass auch die psychischen Symptome, die häufig mit Beziehungsstörungen zusammenhängen, zurückgehen.
Links:
Leichsenring, Falk et al. (2013):
The Emerging Evidence for Long-Term Psychodynamic Therapy.
Psychodynamic Psychiatry: 41 (3), 361–384, doi: 10.1521/pdps.2013.41.3.361
guilfordjournals.com/doi/abs/10.1521/pdps.2013.41.3.361
Leichsenring, Falk & Rabung; Sven (2011):
Long-term psychodynamic psychotherapy in complex mental disorders: update of a meta-analysis.
The British Journal of Psychiatry 199: 15–22, doi: 10.1192/bjp.bp.110.082776
bjp.rcpsych.org/content/199/1/15.short
Falk Leichsenring und Sven Rabung:
Effectiveness of long-term psychodynamic psychotherapy: a meta-analysis.
Journal of the American Medical Association (JAMA) 2008; 300: 1551-1565
doi: 10.1001/jama.300.13.1551, Volltext kostenlos
Harro Albrecht:
Länger sitzen für die Seele.
DIE ZEIT Nr. 43, 16. Oktober 2008
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 22.10.2008
Aktualisiert am 7.12.2013
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