„Psychoanalysen dauern viel zu lange“, heißt es oft. Es folgt die Aussage, dass Verhaltenstherapien kürzer seien und trotzdem effektiv. Doch so einfach ist das nicht. Bereits 1995 hat die Wissenschafts- Pressekonferenz (WPK) zum Thema „Psychotherapien auf der Couch“ ein Hintergrundpapier herausgegeben, das wunderbare Kurzthesen zu dieser Diskussion enthält (im Internet leider nicht mehr auffindbar).
Psychisches Leiden verschwindet nicht so schnell
Die Psychoanalytikerin Marianne Leuzinger-Bohleber bringt die Sache auf den Punkt (Auszug aus dem WPK-Hintergrundpapier, 1995):
1. Der Wunsch oder Ehrgeiz, psychisches Leiden schneller, billiger und „wissenschaftlicher“ zum Verschwinden zu bringen, ist verständlich, verführend, aber illusionär und deshalb klinisch unverantwortlich.
2.. Die behavioristischen und die psychoanalytischen Therapierichtungen haben nicht viel, um nicht zu sagen nichts, gemeinsam: sie unterscheiden sich diametral in Hinsicht auf Therapieziele und Behandlungsmethoden, ebenso wie in ihren Auffassungen der Genese und Manifestation psychischer Konflikte, von „wissenschaftlicher Wahrheit“ und deren Überprüfbarkeit. Die verhaltenstherapeutische Ethik ist utilitaristisch, die psychoanalytische stoisch und also autonomiefördernd (Carlo Strenger).
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 12.6.2008
Aktualisiert am 9.7.2013
Therapie-Erfahrener meint
Frau Dunja Voos frischt hier wieder diese Geschichte auf wo Sie wirksame Kurzeittherapien als illosorisch und klinisch „unverantwortlich“ bezeichnet. Dabei ignoriert Sie offenbar völlig, dass psychiche Symptome Teufelskreise darstellen können, die ja gerade die Ursachen wie Ausgrenzung und sozialer Abstieg verursachen. Sicher gibt es auch Leute für die Langzeitherapien angesagt sind, nur sollte man denen effektive Hilfe um mit quälenden Symptomen umzugehen verweigern? Es gibt dafür auch integrative tiefenpsychologische VTs.
Außerdem wird nicht erwähnt, dass „Psychotherapie“ auch außerhalb der Praxen stattfindet, nämlich wenn Leite durch gute VTs bessere soziale Kontakte bekommen und in der Welt „draußen“ dadurch ganz neue Erfahrungen machen können, ja auch langfristig über Jahre.
Also „illusionär“ betrachte ich hingegen dass ein eine „Therapie“ mit Neutralität und „Abstinenz“ überhaupt funktionieren kann, denn „von nichts kommt nichts“.
Mal ganz davon abgesehen, dass es selber Psychoanalytiker gibt wie Reddemann und Sachse, die die PA für bestimme Strörungen (Trauma) für kontraindiziert halten und ihre integrativen Therapien selber mit Elementen von Hypnotherapie und auch so böser kognitiver VT anreichern.
Die diamentralen Unterschiede sind auf jeden Fall ein Problem es kann gar nicht sein, dass das genaue Gegenteil jeweils heilend wirken kann.
Der PA fehlen einfach konkrete Hilfsmittel. Es gibt nicht nur Ursachen für Krankheiten, sondern auch für Gesundheit, einen Mangel aber kann mal wohl kaum dadurch ausgleichen positive(damit meine ich nicht positiv umgangssprachlich sondern als vorhanden) Aufdeckungen von Ursachen.
Lea Assmus meint
Die Psychoanalyse wird häufig gar nicht begriffen und tut vielleicht ihrerseits auch wenig dafür, begreifbarer zu werden.
Ich als Psychoanalyse-Patientin kann nur sagen: Nach vielen anderen Therapieformen erlebe ich zum ersten Mal tiefgreifende innerseelische Veränderungen – natürlich mit allen dazu gehörenden auch negativen Emotionen, Symptomverschlechterungen und Krisen. Dieser Prozess braucht eben seine Zeit und eine Beschleunigung durch erhöhten Druck von außen durch pauschale Reduktion der Analysestunden würde das ganze Verfahren existenziell gefährden. Die Langzeitstudien und – ergebnisse sprechen eine klare Sprache. Psychoanalyse müsste mehr dieser Studien durchführen und mehr Ergebnisse liefern. Dafür müsste man den psychoanalytischen Instituten in Deutschland viel mehr als bisher Mittel zur Verfügung stellen.
Wenn die Gesellschaft mit ihren Blüten konfrontiert wird, wie Amoklauf, Kindstötung, Serienverbrechen, Terrorismus, etc., dann wird der Ruf an die Psychoanalyse laut! Ich werte dies als Zeichen höchster Anerkennung. Selten werden Verhaltenstherapeuten dazu befragt oder Psychotherapeuten anderer Fachrichtungen.
Therapie-Erfahrener meint
Zeit ist Geld: Ja auch für die Psychotherapie, u.A. genau deshalb hat sich die Langzeit-Psychoanalyse als Therapieform durchgesetzt.
„Klinisch unverantwortlich“ ist vor allem Leuten mit schweren Leiten wie Depresssionen , Zwängen Angstneurosen wirksame Hilfe vorzuenthalten das ist unverantwortlich ( in einer „nichtdirektiven“ Therapie brauch ja ein Therapeut ja auch keine Verantwortung zu übernehmen weil es rethorisch geschickt so dargestellt wird als hätte der Patient das Therapiegeschehen in der Hand ) und verstößt übrigens auch gegen den Hippkratischen Eid. Das Psychoanalytiker unter ihrer Realitätsverweigerung ( die Sie so oft bei ihren Patienten beklagen ) nicht sehen wollen und umdeuten ist nichts neues. Sie können nur eindiemensional in ihrer Psdychoanalystischen Box denken und sind unfähig andere Zusammenhänge außerhalb ihrer Theorie zu erkennen. Z.B. wie viele Störungen FUNKTIONIEREN. Das tiefenspycholigische WARUM ist zweitrangig, da man die Vergangenheit nicht mehr ändern kann. Wie Sie funktioniert, durch welche Rückkoppelungen ( Teufelskreis ) ist wichtig zu erkennen. Und genau in diese Funktion zu intervenieren. Das ist aber unbequem, da das dann direktiv wird, was bedeutet, dass Kunstfehler offensichtlich von Therapeuten gemacht werden können, dann muss der Therapeut auch Verantwortung übernehmen wie in jedem anderem Bereich der Medizin auch.
Sicher gibt es auch Störungen die eine längeren Behandlung bedürfen, trotzdem haben auch diese Leute das Recht so behandelt zu werden, dass Sie dabei leben können, also auch am Anfang interventionen zur Symptomreduzierung. Depression zu haben ist kein Leben, es ist ein dahivegetieren. Im Grundgesetz gibt es aber das Recht auf Leben.
Desweitern entstehen durch ein Verschleppung einer Störung bei Jahre andauerenden Symtomen die unfähig machen am Leben Teilzunehmen, genau solche Situationen die ein PAler dann als “ Krankheitsgewinn “ missdeutet ( es gibt diese m.E. so nicht und ist wieder nen rethorischer Trick keine Verantwortung für das Versagen zu übernehmen ). Wenn jemand den Anschluss an das Leben ( die Schule, die Arbeit Freunde etc. ) verloren hat hat ist es umso schwerer dort wieder Fuß zu fassen und die Umwelt hat Sich auch an seinen Krankheitszustand gewöhnt und an gewohnten Dingen neigt der Mensch fest zu halten.
Das scheinen alles Zusammenhänge die von der Lobby der PA gezielt ausgeblendet zu sein.