Tandem-Modus und Spiegel-Modus in der Kommunikation

Wenn wir uns in der Kommunikation gegenüber sitzen (Face-to-Face), dann kommunizieren wir im Spiegel-Modus (englisch: Mirror-Image Prototype bei Hill, 1978). Schauen wir uns zusammen einen Film an oder gehen wir spazieren und sprechen dabei, kommunizieren wir im Tandem-Modus (englisch: In-tandem prototype), weil wir beide in die gleiche Richtung schauen. Psychotherapien finden oft im Spiegel-Modus, also im Gegenüber-Sitzen statt, während Psychoanalysen auch im Tandem-Modus, also im Liegen auf der Couch durchgeführt werden, sodass Patient und Analytiker beide zum Fenster herausschauen können.

Wenn wir einen roten Würfel vor uns liegen haben und wir werden gebeten, einen grünen Würfel „vor“ den roten Würfel zu legen, dann können wir mal schauen, wie wir das spontan verstehen.

Legen wir den grünen Würfel zwischen uns und den roten Würfel, dann haben wir so gehandelt, als hätte der rote Würfel ein Gesicht, mit dem er uns anschaut. Wir sind von einer Spiegel-Kommunikation mit dem roten Würfel ausgegangen. Legen wir den grünen Würfel spontan weiter weg, sodass die Reihenfolge „Ich – roter Würfel – grüner Würfel“ das Ergebnis ist, so haben wir angenommen, dass das Gesicht, also die Vorderseite, des roten Würfels mit uns in einer Tandem-Position ist. Der rote Würfel und ich, wir blickten quasi in dieselbe Richtung. Das lässt vielleicht Rückschlüsse darauf ziehen, in welchem Kommunikationsmuster wir innerlich gerade waren, als wir die Aufgabe bekamen.

Der Autor Clifford Alden Hill (1978) erklärt zudem, dass wir die Worte „vor“ und „hinter“ nicht nur räumlich verstehen, sondern auch zeitlich: Was vor uns liegt, interpretieren wir als unsere Zukunft und was wir hinter uns gelassen haben, ist unsere Vergangenheit (man denke an den „Hintern“ und an das Englische: Back = der Rücken). Die körperliche Erfahrung bildet dabei die Grundlage, doch sie ist wechselhaft und auch kulturell unterschiedlich.

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Literatur:

Clifford Alden Hill (1978):
Linguistic Representation of Spatial and Temporal Orientation
Proceedings of the 4th Annual Meeting of the Berkeley Linguistics
Society (1978), pp. 524-538
https://escholarship.org/uc/item/5tt7188p

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