„Und ich hab‘ alles dafür getan, damit es daneben geht“

Manchmal gehen wir fast mit teuflischen Mitteln ans Werk. Wir haben eine Unternehmensgründung, ein Projekt, eine Reise, eine Prüfung vor uns und fürchten uns davor. Wir fürchten die Ohnmacht, die damit einhergeht. Aber wir können uns vorbereiten. Doch nicht nur darauf, dass alles gut geht und wir bestehen – denn dann lassen wir ein Stück Abhängigkeit von den Prüfern, den inneren Zuständen und äußeren Umständen zu. Wir können uns darauf vorbereiten, unser Vorhaben nicht zu bestehen und zu scheitern. So sind wir abhängig von niemandem, außer von unserem eigenen Geschick. Wir haben alles in der Hand. Und das macht Lust. Die Lust wächst. Wir haben einen Plan. Und der ist sicher.

Und so lassen wir unsere Intuition, unser Unbewusstes, sicher laufen. Frei laufen. So, dass es tun kann, was es für richtig hält. Mit dem Ziel, die Prüfung nicht zu bestehen, mit dem Ziel, zu scheitern. Der Entschluss, er wurde sehr früh gefasst. Damals hätten wir noch nach links oder rechts gehen können. Aber wir entschieden uns bewusst für den falschen Weg.

Wir müssen vieles aufgeben, wenn wir noch umlenken wollen vom schlechten auf den guten Weg: Macht und masochistischen Triumph und Lust. Es ist die Lust, die das Eis so glatt werden lässt.

„Es“ kam ans Laufen

Und so kam alles ans laufen. Es lief darauf hinaus. Niemand konnte uns stoppen. Niemand versuchte, uns zu stoppen, denn wir waren wie Schlafwandler. „Es“ wurde ein Selbstläufer, es kam alles automatisch. „Wir hören uns sagen“, sagen wir. Und sehen uns zu, wie wir durch die Prüfung fallen. Wir landen weich. Es war geplant. Und doch ist es ein Absturz. Und ein Triumph zugleich. Selbstläufer laufen selbst, wenn sie einmal losgetreten sind. „Wehe, wehe, hab‘ ich doch das Wort vergessen!“, denken wir noch („Der Zauberlehrling“, Goethe).

Sind die Weichen gestellt, ist es zu spät.

Wir werden selbst zum Meister

Was haben wir gelernt. Aus diesem Fluch. Auf diesem glitschigen Eis. Wir haben gelernt, dass wir nicht durch die Prüfer und nicht durch die Umstände ausrutschen, sondern durch uns selbst. Und das ist schlimmer, als ungeplant zu scheitern. Wenn wir wieder einmal Lust empfinden sollten an einer Stelle, die uns nicht gut tun wird, dann hilft es vielleicht, wenn wir uns an das kommende „Danach“ erinnern. So, wie wir uns die Bauchweh nach zu viel Pommes vorstellen können, so können wir uns das schmerzliche Gefühl nach dem Scheitern vorstellen.

Wenn wir ein großes Strafbedürfnis haben, dann suchen wir genau nach diesem schmerzlichen Gefühl. Wenn wir aber Neues ausprobieren wollen, können wir Obacht geben. Wir können uns dann steuern, weil wir wissen, dass der Selbstläufer uns zu weh tun wird.

Wir können der Lust am Untergang entsagen. Das ist die Bremse auf unserem Eis.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 9.2.2017
Aktualisiert am 23.5.2023

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