Schlucken und Reflexlokomotion: Vojta-Therapie verbessert Schluckvorgang, aber schadet bei Babys möglicherweise der Psyche

Die Vojta-Therapie als Physiotherapie, die schon bei ganz jungen Babys angewendet wird, ist aus meiner Sicht psychisch hoch schädlich. Ihre guten Auswirkungen auf den Körper sind vielfach durch Studien belegt, doch weil die Mutter ihr Baby in Zwangspositionen bringt und auf das Schreien nicht mit Loslassen reagiert, kann sie dem Baby psychisch schwer schaden – so jedenfalls meine Erfahrung mit Erwachsenen, die als Baby die Vojta-Therapie erhielten. Bei der Vojta-Therapie werden durch das Drücken von Reflexpunkten gesunde Bewegungsmuster hervorgerufen und pathologische Bewegungsmuster unterdrückt. Das hat auch einen Einfluss auf das Sprechen und den Schluckakt.

Kinder, die von früh an die Vojta-Therapie erhalten haben, fallen häufig durch eine glasklare Sprache auf. Die Vojta-Therapie beeinflusst nicht nur die willkürliche, sondern auch die unwillkürliche Muskulatur. Auch der Verdauungstrakt und die Atmung werden durch die Vojta-Therapie erreicht.

Die Vojta-Therapie beeinflusst den Schluckakt auf folgende Weise:

„Die Aufrichtung der Halswirbelsäule steht in direkter Wechselbeziehung zu den sensomotorischen Mustern bei der Nahrungsaufnahme: dem Kauen und Schlucken sowie der Sprechmotorik. …
Die sensomotorischen Teilmuster der Mundmotorik und des Schluckaktes korrespondieren mit der Aufrichtung der Wirbelsäule, insbesondere der Halswirbelsäule.
Während der Aktivierung ist zu beobachten, dass Mundmotorik und Schlucken sehr eng mit dem Stützen der Arme verbunden sind. Ist diese Funktionseinheit aktiviert, wird sie in der Regel auch nach der Therapie eine gewisse Zeit aufrechterhalten.“ (Sophie Frey (Hrsg., 2011): Pädiatrisches Dysphagiemanagement, Kapitel 16.9.3)

Alternativen zur Vojta-Therapie suchen

Ich vergleiche das Anwenden der Vojta-Therapie mit Operationen: Auch Operationen sind wirksam bei einem kranken Kind, jedoch kann man sie einem Kind nicht ohne Narkose zumuten. Die Vojta-Therapie versetzt das Baby vermutlich in Todesangst. Die engste Bezugsperson, die Mutter, wird dabei zur Angreiferin, weil sie die Therapie durchführt. Dadurch können schwere psychische Bindungsstörungen entstehen, so meine Erfahrung. Das Kind wird unfähig, sich emotional oder körperlich berühren zu lassen, was sich meistens erst im frühen Erwachsenenalter zeigt. Als Kind sind die Betroffenen häufig sehr anhänglich und haben eine scheinbar gute Beziehung zur Mutter.

Die Sorge der Mütter, durch „Nichtstun“ etwas zu verpassen und dem Kind dadurch Schaden zuzufügen, ist sehr oft unbegründet, auch, wenn auch heute noch Physiotherapeuten und Kinderärzte mit dem „Rollstuhl“ drohen.

Der Mensch bleibt immer entwicklungsfähig. Tägliches Yoga im Jugend- und Erwachsenenalter kann den Körper enorm positiv beeinflussen. Für bewegungseingeschränkte Babys und Kinder eignen sich häufig Alternativen wie Osteopathie, die Feldenkrais-Methode, die Bobath-Therapie sowie ein achtsamer, spielerischer Umgang mit Bewegung.

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Literatur:

Sophie Frey (Hrsg.):
Pädiatrisches Dysphagiemanagement
Eine multidisziplinäre Herausforderung
Kapitel 16.9.3 Schlucken als Teilmuster der Reflexlokomotion
Elsevier, Urban & Fischer, 1. Auflage 2011: S. 322

Dank an einen Patienten für diesen Literaturhinweis

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