
Bei einer Übertragungsdeutung geht es um die Beziehung zwischen Analytiker und Patient. Das, was der Patient draußen in einer Nebenübertragung erlebt, kann eng mit dem zusammenhängen, was er mit dem Analytiker erlebt. Er traut sich nur nicht, das direkt anzusprechen. Der Analytiker jedoch kann dann deuten (= erklären, erraten, interpretieren), wie die Beziehung zwischen ihm und dem Patienten aus Patientensicht vielleicht aussehen könnte. Beispiel: Ein Patient ist wütend auf seinen Bruder und wettert die ganze Zeit. Der Analytiker hat das Gefühl, dass die Wut sich auch auf ihn selbst bezieht und deutet dann: „Vielleicht sind Sie ja auch hier wütend auf mich.“
Dann hat der Analytiker von der Nebenübertragung (Patient-Bruder) her den Schluss gezogen, dass in der Hauptübertragung (Patient-Analytiker) Wut im Spiel sein könnte. Anderes Beispiel: Ein Patient kommt permanent zu spät zur Stunde. Der Analytiker deutet: „Vielleicht haben Sie ja Angst vor der Stunde“, oder: „Vielleicht wollen Sie mich hier sitzen lassen.“
Bei der Übertragungsdeutung rückt die Beziehung zwischen Analytiker und Patient in den Vordergrund.
Die Forscher Maximilian Fischer und Anna Buchheim untersuchten Übertragungsdeutungen genauer. Sie schreiben in ihrem Beitrag:
„Høglend et al. (2008) zeigten erstmals in einer experimentell angelegten Untersuchung im RCT-Design (Anmerkung: Randomisiert-kontrollierte Studie), dass Patient_innen mit einer niedrigen Qualität der Objektbeziehungen, stärker von Übertragungsdeutungen in der Therapie profitierten, als jene mit hoher Qualität der Objektbeziehungen. Diese Forschungsergebnisse finden in Therapieformen, wie etwa der Übertragungsfokussierten Psychotherapie (TFP), ihre Anwendung (Levy und Scala 2012). Bei dieser Behandlungsform werden Verbesserungen der Symptomatik, durch eine hohe Frequenz an Deutungen (Übertragungsdeutungen) erreicht (Clarkin et al. 2001).“
Zitat aus:
Fischer, Maximilian und Buchheim, Anna (2022):
Psychophysiologische Reaktionen auf operationalisierte psychoanalytische Deutungen: Eine Pilotstudie.
Psychotherapie Forum https://doi.org/10.1007/s00729-022-00197-6, link.springer.com (PDF)
Banjo Hansen meint
Ich weiß ja nicht wer von euch schon mal 1400 Euro von seinen Kindern geschenkt bekommen hat aber dadurch habe ich keine Wut .