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Aktuelle Seite: Startseite / Kurzgeschichten / Eine verletzte Seele verhält sich wie eine Wunde

Eine verletzte Seele verhält sich wie eine Wunde

07.05.2022 von Dunja Voos 2 Kommentare

Der Schnitt sitzt tief. Er kam plötzlich und unerwartet. Man kreischt, läuft weg, man muss sich übergeben. Man denkt, man wird verrückt. Man kann nicht weinen. Man fragt sich, ob man nicht einfach gegen den nächsten Baum fahren soll. Wie wenn man auf die heiße Herdplatte fasst. Erst reagieren die schnellen Schmerzfasern, man zieht die Hand ruckartig zurück. Dann eine kurze Pause. Dann steigt der Schmerz langsam auf. Die erste Nacht nach dem Schnitt kann man nicht schlafen. Es ist alles so nah. Sobald die Augen zugehen, kommen alle Bilder.

Zellen und „Seelenteilchen“ organisieren sich

An der Wunde versammeln sich die Thrombozyten. Sie versuchen, eine Kruste zu bilden. Es dauert ein paar Tage, bis die Kruste stabil ist. Der Fleck wird rot, dann blau, dann gelb. Erst nach Wochen ist er weg. Auch in der Psyche bewegt es sich. Die psychische Wunde hat ihren eigenen Ablauf und braucht ihre Zeit. Könnte man die Psyche unter ein Mikroskop legen, so würde man vielleicht jede Phase erkennen können.

Das Aufwachen am dritten Tag ist vielleicht schon etwas erträglicher. Die Bilder verfolgen nicht mehr so stark. Die Überwältigung nimmt ab, es entsteht ein Abstand. Vielleicht wird man endlich müde, kann endlich weinen oder einmal richtig schlafen. Nach einiger Zeit kann man darüber träumen, nachdenken, sprechen, sich mit anderen austauschen. Das ist dann aber schon die höchste Form der Verwundung.

Viele Wege

Die Psyche kann verschiedene Wege nehmen, je nach Trauma, genau wie der Körper auch: Es gibt Virusinfektionen, bakterielle Infektionen, Schnittwunden, Prellungen, Knochenbrüche, Verrenkungen, Verbrennungen – jede Verletzung hat ihren eigenen Ablauf. Manche Verletzungen heilen narbenlos ab, manche hinterlassen sichtbare Spuren. Manchmal isoliert sich Eiter, der später herauskommt oder resorbiert wird.

Der Reparatur-Vorgang ist durch kaum etwas zu beschleunigen. Man muss abwarten, bis die Heilungsphasen in Ruhe abgelaufen sind, bis das Fieber gesenkt werden konnte, bis die eosinophile Morgenröte aufsteigt, die zeigt, dass die Lungenentzündung überstanden ist.

Man kann nur wenig „wollen“

Dem Körper lassen wir Zeit, weil wir wissen, dass er sie braucht. Bei der Seele denken wir: „Reiß‘ dich zusammen“ und „Wo ein Wille ist, ist ein Weg.“ Aber die Seele ist oft genauso wenig zu drängen wie der Körper. Sie braucht lange, um sich zu erholen. Am besten unterstützen wir sie, wenn wir das wissen und beobachten, was von Tag zu Tag, von Phase zu Phase, passiert. Später können wir vielleicht dramatisierend oder sogar romantisch an die Verletzung zurückdenken, sie in ein Gedicht formen, einen Film aus ihr machen, sie erzählen, einen Roman schreiben. Wir können sie aufbauschen, wir können uns wichtig machen oder wir können die Verletzung verstecken. Doch in dem Moment, in dem die Verletzung geschieht, ist es einfach nur hart. Da ist nichts Beschönigendes, da ist es einfach nur bedrohlich, erschreckend, furchtbar. Manchmal bleibt es so, bis man Hilfe findet. Die Zeit steht still, bevor sie Wunden heilt.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 13.11.2017
Aktualisiert am 7.5.2022

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Kategorie: Kurzgeschichten, Lebenshilfe, Psychoanalyse Stichworte: Kurze_Geschichten, Lebenshilfe, Psychoanalyse, Traumatherapie

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Dunja Voos meint

    07.05.2022 um 8:42

    Liebe „Hermsdorf“,
    vielen Dank für Ihren bewegenden Kommentar.

  2. Hermsdorf meint

    06.05.2022 um 8:34

    Seit Jahren erhole ich mich nicht von der Traumatisierung. Die gegenwärtige Situation zeigt mir die Wahrheit meines Weges. Den kann ich kaum verbessern. Die Einschränkung lässt es nicht zu, meinem Leben eine andere Perspektive zu ermöglichen. Gesundheitlich und seelisch stagniere ich erneut, weil ich wenig Ausweg sehe. Also verbleibt es in diesem Umstand.
    Ich aber will leben. Doch das Trauma und die körperliche Verletzung sind vorhanden.
    Der Umstand tut seins dazu, sodass ich kaum des Lebens Zweck mehr erkenne.

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