Ichsynton bedeutet, dass man selbst mit dem, was man denkt und tut, im Einklang ist. Man hat das Gefühl: „Ja, das bin ich.“ Bei einem ichdystonen Verhalten entsteht hingegen das Gefühl, dass das eigene Fühlen, Denken und Handeln fremd ist („syn-“ = griechisch: zusammen, mit; „dys-“ = griechische Vorsilbe für „nicht“; „ton-„, abgeleitet vom Lateinischen „tonus“ = die Spannung). Zwangsvorstellungen werden beispielsweise häufig als Ich-dyston, also als fremdartig erlebt. Aber auch, wenn wir „böse“ werden, obwohl wir es ansonsten nicht sind, sagen wir manchmal: „Das bin nicht ich selbst.“
Als „Ich-synton“ erleben wir Dinge, die „unserer Natur entsprechen“, die wir als „normal“ erleben, aber auch Dinge, die uns anerzogen wurden.
Manche haben eine „echte Macke“, aber sie merken nicht, was sie sich und ihren Mitmenschen antun. Kollegen bei der Arbeit mögen dann sagen: „Der benimmt sich so schräg und merkt es noch nicht einmal!“ Der Betroffene hat sein Verhalten noch nie infrage gestellt – es erscheint ihm zu sich zugehörig und „normal“. Erst durch die permanente Rückmeldung der anderen oder durch eine Psychotherapie kann er das Verhalten sozusagen etwas von sich „abkoppeln“ und es genauer betrachten.
Ziel in der Psychotherapie ist es oft, ein „krankhaftes“ ich-syntones Verhalten in eine „Ich-Dystonie“ zu überführen. Auch ein „falsches Selbst“ kann zunächst als Ich-synton erlebt werden, bis in einer Psychoanalyse klarer wird, dass man nicht „der“ ist, den man vorgibt zu sein.
Es ist nicht immer leicht mit dem „Ich-Syntonen“ und „Ich-Dystonen“. Jemand kann jemanden umbringen und sich dabei völlig mit sich im Einklang fühlen. Er findet, er sei im Recht, weil er sich so gequält fühlte. Andere hingegen würden vielleicht sagen, dass sie sich bei der Tat wie „fremdgesteuert“ vorkamen.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 25.5.2006
Aktualisiert am 15.5.2022
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