„Noch ist die Schwiegermutter gesund“, sagen wir. „Klopf auf Holz!“, schieben wir eilig hinterher. „Ungeschehenmachen“ nennen das die Psychoanalytiker (englisch: „undoing“). Diese Form der Abwehr soll Gedachtes oder Geschehenes wieder rückgängig machen. Wer magisch denkt, der hat Angst, schon allein ein „böser“ Wunsch könnte reale Auswirkungen haben. Eine magische Formel soll den Schaden dann wieder beheben. „Manche rituelle Handlung läuft nach diesem Muster ab“ (Siegfried Elhardt, Tiefenpsychologie, Kohlhammer 2001: 62).
Mit einer Beichte oder mit Bereuen können wir etwas Schlimmes, was wir getan haben, nicht wieder rückgängig machen. Und doch haben wir oft das Gefühl, dadurch wieder etwas in Ordnung gerückt zu haben. Schuldgefühle sind mit die unangenehmsten Gefühle, die wir haben können. „Ach hätte ich das doch nie so gesagt, getan oder gelassen“, sagen wir uns oft.
So mancher Waschzwang geht auf den unbewussten Gedanken zurück: Wenn ich mich sauber wasche, kann ich meine unreinen Gedanken, Wünsche und Phantasien gleich mit wegwaschen. „Wenn ich Missbrauch erlebt habe, kann ich diesen vielleicht durch Waschen von mir wegwaschen“, so der Gedanke. Manchmal versuchen wir, uns durch Selbstbestrafung von unseren Schuldgefühlen zu befreien. Wir Menschen haben oft auch ein regelrechtes „Strafbedürfnis“. Doch auch, wenn wir Dinge nicht ungeschehen machen können, so kennen die meisten Menschen doch den Wunsch, etwas wieder gut zu machen.
Verwandte Artikel in diesem Blog:
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 14.3.2007
Aktualisiert am 2.1.22
Schreibe einen Kommentar