„Hilfe! Mein Kind will nicht mit Gleichaltrigen spielen!“

Ich weiß nicht, woher diese Hektik kommt, aber immer wieder kommen Mütter mit der Frage: „Was kann ich tun, damit mein Kind mit Gleichaltrigen spielen will?“ Wir reden hier nicht von älteren Schülern, sondern von Eineinhalbjährigen, Dreijährigen, Fünfjährigen. Irgendwie herrscht das Bild vor, dass Kinder von klein auf gerne mit Gleichaltrigen spielen. Doch kleine Kinder wollen wachsen und sie suchen die „innere Landkarte“, die nur bei den Größeren und ganz Großen zu finden ist. Sie spüren, dass das Kleinkind, das neben ihm gerade den Turm umhaut, auch nicht weiß, wie es mit seinen „inneren Gefahren“ umgehen soll.

„Hast Du auch schon Freunde im Kindergarten?“, fragt der Kinderarzt.

Echte Freunde kommen später

Vielleicht ist Ihre beste Freundin ja eine Frau, mit der Sie von Baby an groß geworden sind. Häufig aber ist es doch so, dass unser enger Freundeskreis aus Menschen besteht, die wir in der 10. Klasse, im Studium oder im Beruf kennengelernt haben. Kindergartenfreundschaften sind schön und für viele ein Riesen-Glück, aber viele enge Freundschaften entstehen doch oft sehr viel später.

Gordon Neufeld zur „Gleichaltrigenorientierung“

Der Kinderpsychologe Gordon Neufeld ist vielleicht bekannt für relativ konservative, oder auch „extreme“ Ansichten, aber mit seinem Konzept sollte er hier viel bekannter sein: Er schreibt, dass die „Gleichaltrigenorientierung“ sehr viele Probleme mit sich bringt, eben weil insbesondere kleine Kinder untereinander in den entscheidenden Dingen keinen Halt finden. Kinder brauchen uns Erwachsene. Und so manches Kind im Kindergarten tut nichts anderes, als einfach auf das Wiedersehen mit der Mutter zu warten.

Gesunde Kinder finden ins Spiel

Es kann ein Grund zur Sorge sein, wenn ein Kind gar nicht ins Spiel findet. Aber es ist meistens kein Grund zur Sorge, wenn ein kleines Kind nicht mit anderen kleinen Kindern spielt. Es spielt vielleicht lieber mit größeren Kindern oder es zeigt mit seinem Desinteresse, dass ihm die Mutter oder der Vater fehlt. Wenn die enge Bezugsperson da ist, dann wenden sich die Kinder wieder interessiert der Umwelt zu – dazu gehören dann auch die anderen Kinder, die gerade in der Umgebung sind.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 15.6.2017
Aktualisiert am 6.5.2021

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