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Aktuelle Seite: Startseite / Psychoanalyse / Wie sich das Denken entwickelt – Harold Searles und die Psychosentherapie (Psychose-Serie 16)

Wie sich das Denken entwickelt – Harold Searles und die Psychosentherapie (Psychose-Serie 16)

08.11.2021 von Dunja Voos Kommentar verfassen

Gesunde Erwachsene können abstrakt denken. Sie können zum Beispiel Symbole verstehen: Das „Herz“ steht für die Liebe, die Taube steht für den Frieden. Gesunde Erwachsene können auch denken, dass sie heute vielleicht „weiß wie die Wand“ aussehen und verstehen darunter, dass sie ganz blass sind. Bei schweren psychischen Störungen wie z.B. bei Psychosen, ist dieses freie und abstrakte Denken eingeschränkt – oder es hat sich sogar nie entwickelt.

Der Psychoanalytiker Harold Searles beschreibt in seinem Buch „Der psychoanalytische Beitrag zur Schizophrenieforschung“ sehr anschaulich, wie sich das Denken Schizophrener vom Denken Gesunder unterscheidet und wie es sich vom krankhaften, konkreten Denken zum reiferen, abstrakteren Denken entwickeln kann. Searles vergleicht diese Entwicklungsschritte mit denen, die ein Kind durchläuft.

Auch ein Kind denkt zuerst konkretistisch

Bevor Kinder abstrakt denken können, denken auch sie zunächst konkretistisch.

Searles geht davon aus, dass Kinder die bildhafte Sprache der Erwachsenen sogar zunächst körperlich erleben.

Wenn ein Erwachsener sagt: „Da dreht sich mir der Magen um“, kann es sein, dass Kinder dieses Magenumdrehen ganz konkret bei sich spüren, so vermutet Searles. Säuglinge und Babys haben sogar „gar keine Gedanken“, so Searles. Auch Sigmund Freud und der Psychoanalytiker Otto Fenichel (1897-1946) gingen davon aus, dass Babys nur in Bildern leben und in einer Art „halluzinatorischer Wunscherfüllung“.

Keine Gedanken

Searles sagt, dass viele Psychotiker ebenfalls gar keine Gedanken haben und in einer Welt aus konkreten Bildern leben. Erste Gedanken, die auftauchen, erleben sie oft als von außen kommend. Erst, wenn die Patienten reifer und gesünder geworden sind, können sie erleben, dass sie es selbst sind, die ihre Gedanken entwickeln und Gedanken „haben“.

Searles schreibt, dass die erste Phase der Therapie schwerer Psychosen aus einer langen nonverbalen Phase besteht.

Erst, wenn der Patient erfahren hat, dass der Therapeut ihn auch ohne Worte versteht, wagt er sich auf die nächste Stufe, beschreibt Searles. Es sei ungeheuer wichtig, dieser Phase genügend Zeit zu geben. Ähnlich geht es einer Mutter mit ihrem Baby: auch hier gibt es zunächst eine lange Phase nonverbaler Kommunikation, die unterschiedlich gut gelingen kann.

Das „Als-ob-“ und „Wie-„Denken

Kleine Kinder machen einen riesigen Entwicklungsschritt, wenn es ihnen gelingt, „Als-ob-Spiele“ zu spielen. Das ist ein großer Schritt vom konkreten, klebrigen Denken hin zu einem freieren Denken. Bei normaler Entwicklung können Kinder so tun, als ob sie die Mutter im Sandkasten mit Eis füttern. Bald können auch die ersten Vergleiche gezogen werden: „Die Frau da sieht so aus wie die Fee in meinem Buch“, sagen sie dann.

Searles schreibt, dass psychotische Patienten häufig nicht so denken können. Das Denken ist ganz direkt. Erinnerungen werden als solche nicht eingeordnet und Vergleiche können kaum gezogen werden.

Anstatt zu sagen, dass ein Mit-Patient so aschgrau aussieht wie ein Aschenbecher, sagen diese Patienten vielleicht: „Der Aschenbecher ist mein Mit-Patient.“ Anstatt zu sagen: „Der weiße Stuhl erinnert mich an meine blonde Schwester“, sagen die Patienten vielleicht: „Der Stuhl ist meine Schwester.“

Daher kommt es, dass die Sprache der Psychotiker oft so schwer zu verstehen ist. Es sei wichtig, so Searles, auf das konkrete Denken der Patienten ausreichend lange einzugehen, bevor die Patienten es wagen, die nächste Stufe des reiferen Denkens zu betreten. Der Entwicklungsschritt vom konkreten zum abstrakten Denken ist erst dann möglich, wenn sich sichere Ich-Grenzen entwickelt haben, das heißt, wenn der Patient sicherer weiß, wer er selbst ist und was zum Anderen oder zur Außenwelt gehört.

Wertvolles Wissen

Searles schreibt über die intensive Psychotherapie von Patienten mit schweren Psychosen. Er berichtet von seinen Beobachtungen in den 50er Jahren. Dieses Wissen gilt es, festzuhalten. Denn wo ist heute noch die intensive, medikamentenfreie Behandlung psychosekranker Menschen zu finden? In welchen Einrichtungen nimmt man sich noch die Zeit, solch intensive Beobachtungen über Jahre hinweg zu machen?

Searles konnte immer wieder feststellen, wie psychisch schwer kranke Menschen durch die jahrelange, intensive Therapie gesunden. Heute kommen Medikamente so früh zum Einsatz, so dass es kaum noch möglich ist, natürliche Verläufe zu beobachten und hieraus Wissen zu gewinnen. Das Wissen der Pioniere in der psychotherapeutischen Psychosetherapie sollte unbedingt erhalten bleiben. Vielleicht kann die moderne Säuglings- und Bindungsforschung dieses Wissen ergänzen, denn hier ist die freie, ungestörte Beobachtung noch möglich.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

  • Harold Searles: Der psychoanalytische Beitrag zur Schizophrenieforschung (Buchtipp)
  • Bion: Um zu denken braucht man Gedanken und einen Denkraum

Buch:

Searles, Harold F.
Der psychoanalytische Beitrag zur Schizophrenieforschung
Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
Psychosozial-Verlag
Erschienen im Juli 2008
29,90 Euro

Dieser Beitrag erschien erstmals am 10.2.2012
Aktualisiert am 18.11.2021

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Kategorie: Psychoanalyse, Psychose Stichworte: Denken, Kinder, Psychoanalyse, Psychose

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