
Als „Aktualneurose“ bezeichnete Freud vereinfacht gesagt die Mischung aus Störungen, die aus sexuellen Konflikten hervorgingen. Er sprach insbesondere von der Mischung aus Angststörung und Neurasthenie. Unter „Neurasthenie“ wiederum ist eine neurotische Erschöpfung gemeint, die nach Freud ihre Ursache insbesondere in einem gestörten Sexualleben hat.
„Die Psychoneurosen treten unter zweierlei Bedingungen auf, entweder selbständig oder im Gefolge der Aktualneurosen (Neurasthenie und Angstneurose). Im letzteren Falle hat man es mit einem neuen, übrigens sehr häufigen Typus von gemischten Neurosen zu tun. Die Ätiologie der Aktualneurose ist zur Hilfsätiologie der Psychoneurose geworden; es ergibt sich ein Krankheitsbild, in dem etwa die Angstneurose vorherrscht, das
aber sonst Züge der echten Neurasthenie, der Hysterie und der
Zwangsneurose enthält. … Wie die vorwiegende Ausbildung der Angstneurose beweist, ist hier die Erkrankung unter dem ätiologischen Einfluß einer aktuellen sexuellen Schädlichkeit entstanden.
Die Sexualität in der Ätiologie der Neurosen. Das betreffende Individuum war aber außerdem zu einer oder mehreren Psychoneurosen durch eine besondere Ätiologie disponiert und wäre irgend einmal spontan oder bei
Hinzutritt eines andern schwächenden Moments an Psychoneurose
erkrankt.“
Sigmund Freud: Die Sexualität in der Ätiologie der Neurosen. Gesammelte Werke, Erster Band (Werke aus den Jahren 1892-1899), Imago Publishing London (1952): S. 509
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