
Menschen mit schweren frühen Traumata haben nicht selten ein „schwebendes Gefühl“ – ein ozeanisches Gefühl im negativen Sinne. Das Psychische, das Unbewusste, das Träumen macht ihnen große Angst. Sie hatten Eltern, die ihre seelischen und körperlichen Grenzen missachteten. Manchmal sagte die Mutter vielleicht: „Du bist für mich wie aus Glas. Ich weiß immer, was in Dir vorgeht.“ So haben die Betroffenen als Erwachsene mitunter das Gefühl, man könne ihre Gedanken lesen oder ein anderer könnte psychisch in sie eindringen.
Die Betroffenen behelfen sich damit, dass sie sich anspannen. Denn wenn sie körperlich angespannt sind, dann spüren sie ihre körperlichen Grenzen. Sie merken dann wieder, dass sie nicht ein formloses psychisches Gebilde sind, sondern dass sie einen Körper, also ein Gefäß haben. Das Problem dabei ist häufig, dass sie im angespannten Zustand weder sich selbst noch den anderen auf einer feineren Ebene erspüren können.
Auch im Schlaf sind wir entspannt – während der Muskelschlaffheit können die ärgsten Alpträume entstehen. Daher haben viele Menschen mit schweren psychsichen Störungen mitunter starke Angst vor dem Schlafen.
Wenn ihnen dann Entspannungsübungen verordnet werden, geht es diesen Menschen mitunter schlechter, denn Entspannung bedeutet, dass die Muskeln sich entspannen. Somit geht das Gefühl der „sicheren Körpergrenze“ auf eine gewisse Art verloren. Die Entspannung kann bei den Betroffenen das Gefühl von „Entgrenzung“ hervorrufen. Mit entspannten Muskeln spürt man sich auf eine Art weniger als mit angespannten Muskeln. Daher können sich viele Betroffene nur langsam an Entspannungsmethoden heranwagen.
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