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Aktuelle Seite: Startseite / Psychoanalyse / 104 Wie wird man Psychoanalytiker? Das Unbewusste anlocken

104 Wie wird man Psychoanalytiker? Das Unbewusste anlocken

13.07.2020 von Dunja Voos 1 Kommentar

Psychoanalyse ist ein ständiges Oszillieren zwischen der Realität und der Phantasie, zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten. Der Psychoanalytiker kann in gewissem Maße dosieren, wieviel Bewusstes und wieviel Unbewusstes in die Suppe kommt. Wie kann das gehen? Das Bewusste zeichnet sich aus durch die Sprache. Wofür ich Worte finde, das ist mir meistens bewusst. Die unbewusste Region fängt oft da an, wo ich sagen muss: „Ich weiß es nicht – es fühlt sich so komisch an. Ich habe da gar keine Worte für.“

Alle Äußerungen des Patienten außerhalb der Sprache wie z.B. Körperbewegungen, Mimik, Kleidung, Gerüche, Seufzer, aber auch Inszenierungen können auf sein Unbewusstes hinweisen.

Das „szenische Verstehen“ spielt in der Psychoanalyse eine große Rolle. Wie kam der Patient hier an? Was spielte sich bereits vorher z.B. am Telefon ab? Welche Bilder hat er in mir geweckt? Wenn wir uns diese Fragen stellen, dann haben wir Zugang zu der Szene, die sich uns eröffnet.

Äußere und innere Szenen können wir aufnehmen – im Laufe der Zeit werden vor allem die Eingsangsszenen, also die ersten Momente mit dem Patienten, besonders wertvoll für das Verstehen. Gerade auch Momente, die mit Unsicherheit behaftet sind, wie z.B. Begrüßung und Abschied, können wichtige Hinweise zum Unbewussten liefern.

Konkretes stoppt die Phantasie

Wenn wir den Patienten erzählen lassen, teilt er uns seine Phantasien, seine Gefühle und Empfindungen mit. Er spricht zum Beispiel darüber, woran er leidet. Er kommt in den Erzählfluss und assoziiert frei. Wenn er dann gestoppt wird z.B. durch den Satz: „Ja, das ist typisch für eine Depression“, dann ist es erst einmal vorbei mit der Phantasie und dem Spekulieren. Wir haben damit den Patienten und auch uns selbst wieder ins Hier und Jetzt katapultiert.

Sobald wir über Konkretes sprechen oder den Dingen einen Namen geben, kommt sozusagen mehr Bewusstsein in die Suppe.

Im negativen Sinne haben wir den Patienten durch unsere Worte gehemmt und seine freie Assoziation beendet. Im positiven Sinne können wir aber auch durch eine Deutung dem bisher nicht Greifbaren einen Namen geben, sodass das Unbewusste an dieser Stelle bewusst werden und der Sprache zugeführt werden kann.

Schweigen fördert das Unbewusste

Wenn Sprache also eng mit dem Bewusstsein zusammenhängt, dann führt das Schweigen oft auf unbewusste Pfade. Wenn der Patient uns etwas fragt („Wohin fahren Sie denn in den Urlaub“) und wir antworten nicht, dann führt das im ersten Moment häufig zu Unsicherheit und Ärger. Hier können wir dem Patienten vielleicht vermitteln, dass unser Schweigen einen Sinn hat. Oder aber wir lassen seinen Phantasien darüber freien Lauf, wie sadistisch wir doch sind.

Das Schweigen ist besonders dazu geeignet, Phantasien zu wecken. Wenn wir den Patienten dazu ermuntern, zu sagen, was er sich vorstellt, dann kommen wir wieder mehr in die Region der Phantasie und des Unbewussten.

Der Patient entwickelt Phantasien, die mit seinen bisherigen Erfahrungen und der Kindheit zusammenhängen: „Wenn Sie in Urlaub fahren, ist es für mich immer so, als würden Sie sterben“, könnte der Patient sagen. Oder: „Für mich fängt dann die Zeitlosigkeit an – ich fühle mich dann völlig verloren.“ Oder: „Ich muss dann immer daran denken, wie mein Vater eines Tages wegging und nie wieder kam.“

Der Patient könnte jedoch auch sagen: „Ich glaube, Sie fahren ans Meer und lassen es sich dort gut gehen.“ Hier erfahren wir viel mehr über den Patienten, als wenn wir ihm konkret unseren Urlaubsort nennen würden. Wie er dieses Schweigen oder Nicht-Antworten einsetzt, überlegt sich der Analytiker genau und er passt es an die jeweiligen Fähigkeiten und den Stand des Patienten an.

Ohne Uhrzeit in der Ewigkeit

Schließlich haben wir noch die „Zeitlosigkeit“ als Faktor des Unbewussten. Im bewussten Tagesablauf bestimmt die Zeit das Geschehen, aber wenn wir uns z.B. gerade im Alptraum befinden, gibt es oft keine Zeit. Auch wenn wir nachts orientierungslos aufwachen, ist unser Zeitgefühl oft gestört.

Wenn wir die Zeit nicht wissen, fängt unsere Phantasie ebenfalls an zu arbeiten. „Komisch, ich könnte gar nicht sagen, wie spät es jetzt ist“, sagt so mancher Patient. Der Verlust des Zeitgefühls ist übrigens auch ein Effekt der Hypnose – dies zeigt vielleicht, wie eng Hypnose und Psychoanalyse zusammenhängen. „Ich hätte nie gedacht, dass die Stunde schon um ist – es kam mir vor wie fünf Minuten“, sagt so mancher Patient.

In der psychoanalytischen Sitzung ist der Analytiker dafür verantwortlich, zu sagen, wann die Stunde zu Ende um ist. Viele Analytiker haben keine Uhr, an der sich der Patient in der Stunde orientieren könnte. Und auch das ist ein Mittel, das dabei hilft, das Unbewusste hervorzulocken.

„Ich versuche ständig, mich an der Uhrzeit zu orientieren, um mein Unbewusstes abzuwehren“, sagt eine Patientin.

Im Dunkeln lässt sich gut munkeln

Auch haben wir wenig Orientierung, wenn wir im Dunkeln sind. Durch das Couch-Setting in der Psychoanalyse können sich Analytiker und Patient nicht mehr ins Gesicht sehen. Das heißt, beide achten nicht mehr auf die Mimik des anderen und beiden ist es möglich, während der Sitzung die Augen zu schließen.

Unter den geschlossenen Augen ist es dunkel und die inneren Filme können sozusagen leichter ablaufen. Die liegende Position auf der Couch weckt im Patienten zudem Gefühle von Ohnmacht und Hilflosigkeit, aber mitunter auch von Geborgenheit. Natürlich weckt das „Bett“ auch Phantasien über die Sexualität.

Zeit- und ziellos

Auch ist die Psychoanalyse an sich zeit- und ziellos: Im Idealfall kann der Patient so lange die Psychoanalyse fortführen, bis er das Gefühl hat, dass die Zeit zum Abschied reif geworden ist. Auch wird der Patient nicht – wie es zum Beispiel in der Psychotherapie oft der Fall ist – nach seinen Zielen gefragt. Die Pfade ergeben sich von Stunde zu Stunde jedes Mal neu.

Viele Analytiker beziehen sich daher auch nicht auf die vorherige Stunde. Jede Stunde wird wie ein neuer Anfang behandelt. Auch dadurch ist das „Kontinuum“ unterbrochen, sodass dem „Chaos“ mehr Raum gewährt wird.

Diese Arbeit macht oft große Angst und ist oft un-heimlich. Doch die Psychoanalyse-Stunde ist die Zeit der Träume, des Schweigens und Phantasierens, der Szenen und der Zeitlosigkeit. Das ist dann oft sehr interessant und erfüllend. Die Erkenntnisse, die daraus gewonnen werden, verändern das „reale“ Leben des Patienten oft immens zum Vorteil.

Nicht selten tut es dem Patienten weh, wenn der Analytiker sagt: „Wir müssen für heute schließen.“ Gleichzeitig ist der Patient erleichtert. Der „strenge“ Rahmen der Analyse im Hier und Jetzt ermöglicht es, dass der Patient in der nächsten Sitzung wieder erneut in die unbekannten Welten des Unbewussten steigen kann.

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  • Wo Es war, soll Ich werden (Freud-Zitate)
  • Alpha-Funktion: Aus unreifen Alpha-Elementen werden reife Beta-Elemente
Literaturtipp:

Heidrun Kämper:
Sigmund Freuds Sprachdenken.
Ein Beitrag zur Sprachbewusstseinsgeschichte.
In: Cherubim, Dieter et al. Hrsg., 2002: Neue deutsche Sprachgeschichte: mentalitäts-, kultur- und sozialgeschichteliche Zusammenhänge. Berlin (u.a.): de Gruyter. Studia linguistica Germanica; 64: S. 239-251
https://core.ac.uk/download/pdf/83653187.pdf

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Kategorie: Psychoanalyse, Psychoanalytiker_Werden Stichworte: Psychoanalyse, PsychoanalytikerInWerden

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Kommentare

  1. hubi meint

    13.07.2020 um 21:53

    jetzt hab ich bock auf so ne klassische analyse stunde

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