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Aktuelle Seite: Startseite / Psychoanalyse / Wann kommt man eigentlich auf die Idee, (in der Psychoanalyse) etwas zu erzählen?

Wann kommt man eigentlich auf die Idee, (in der Psychoanalyse) etwas zu erzählen?

29.07.2020 von Dunja Voos 4 Kommentare

Es gibt Menschen, die machen jahrelang eine Psychoanalyse, aber sie erzählen nicht von ihrem entscheidensten Trauma. Warum nicht? Sie verschweigen es vielleicht gar nicht bewusst. Da ist vielleicht auch kein Widerstand. Der Grund, warum sie es nicht erzählen: Es kommt ihnen einfach nicht in den Sinn, es zu tun. Vielleicht war der Gedanke noch nicht fertig ausgebildet, sodass er nicht richtig gedacht werden konnte. Doch wie, wann und warum kommt uns endlich in den Sinn, etwas sehr Wichtiges zu erzählen? Wann können wir etwas erzählen?

Wir erzählen etwas, wenn der Gedanke schon ganz nah unter der Oberfläche in unserem Kopf ist. Wenn etwas sehr dringlich ist, wenn wir emotional stark beteiligt sind oder wenn wir es schon einmal oder mehrmals erzählen konnten. Durch das Erzählen stärkt und formt sich die Erinnerung. Sind wir traumatisiert, konnten wir das Geschehen vielleicht noch nie so richtig denken. Nur Erinnerungs- und Gedankenfetzen geistern durch unseren Kopf.

Auch die unbewusste Vorstellung, dass der andere ja sowieso schon alles weiß, kann uns daran hindern, auf die Idee zu kommen, etwas zu erzählen. Wer sich verfolgt fühlt, hat ständig einen „inneren Beobachter“. Wer traumatisiert ist, der schämt sich häufig dafür. „Es steht mir doch auf die Stirn geschrieben, was passiert ist“, glaubt man. Und so geht man davon aus, dass andere alles sowieso schon wissen.

Solange man komplett im Drehbuch drin steckt und keinerlei Abstand hat, kann man häufig die Dinge nicht erzählen.

Wenn da keine Emotion ist

Es kann auch sein, dass Menschen zwar von traumatischen Ereignissen erzählen, aber dabei völlig emotionslos sind. Es kommt beim anderen nicht an. „Mein Vater hat mich geschlagen“, erzählt eine Patientin ganz neutral.

Es ist schwer, vom „Unfassbaren“ zu erzählen.

Unverbunden

Wir erzählen etwas nicht, wenn uns unsere Assoziationskette nicht dorthin führt. „Assoziationskette“ heißt, dass man von einem Bild zum nächsten kommt, von einem Wort zum nächsten, von einer Erinnerung zur nächsten. Wenn wir „Schoko-Eis“ hören, denken wir vielleicht an unsere „letzte Kugel“. Da kann man an Pistolenkugel denken, an die Kugel eines schwangeren Bauches, an eine Schneekugel und vieles mehr. Oder man denkt konkret an den hohen Eiscreme-Preis heutzutage, an das preisgünstige Eis von früher, an den Eiswagen, an die Kinder, mit denen man Eis aß oder an die böse Mutter, die schimpfte, wenn man zu spät vom Eisessen kam.

Nicht jede traumatische Erinnerung kann mittels Assoziationen erreicht werden. Es gibt traumatische Erinnerungen, die sind völlig unverbunden mit allem anderen und so finden sie auch nicht ihren Weg zu den Lippen, um ausgesprochen zu werden.

Null-Prozess

Der Psychoanalytiker Joseph Fernando prägte den Begriff des „Null-Prozess“ – es gibt traumatische Erfahrungen, mit denen unsere Seele einfach nichts macht (“ Other than being either “on” or “off”, the contents of the zero process remain in a rather frozen state.“ Joseph Fernando, siehe hier).

Was gegen diesen „frozen state“ (eingefrorenen Zustand) helfen kann, ist menschliche Wärme. In einer vertrauensvollen Beziehung und warmherzigen Atmosphäre kann das abgespaltene Trauma sich vielleicht hervorwagen und Anschluss finden. Oder aber es wird von außen gefunden.

Im Gegensatz zum Primärprozess, wo wir träumen und wilde Phantasien haben oder zum Sekundärprozess, wo wir die Dinge vernünftig in Worte fassen können, passiert beim Nullprozess einfach nichts. Wir träumen nicht von dem Erlebnis, wir haben keine Worte dafür, wir können es nicht denken, wir können nicht darüber sprechen, ja wir haben noch nicht mal die Idee, darüber zu sprechen. Höchstens sehen wir manchmal „stehende Bilder“ von damals, die aber nicht den Weg in die Sprache finden.

„Das“, die Erinnerung. schwebt einfach wie abgeschnitten durch unser geistiges Leben. Und dennoch beeinflusst es uns täglich.

„Ja, warum haben Sie das denn nicht früher gesagt?“ Ja, warum eigentlich nicht? Es ist oft ein Rätsel, warum uns manche Dinge in den Sinn kommen, um gedacht und erzählt zu werden und warum uns bei anderen Dingen einfach sogar „die Idee“ fehlt, davon zu erzählen.

Dann kommt’s

Manchmal bahnt sich ein abgeschottetes Insel-Erlebnis doch seinen Weg nach draußen: Bei alten Menschen kann man das manchmal erleben, die kurz vor ihrem Tod endlich Dinge aussprechen, die sie vorher nie aussprechen konnten.

Manches kommt einem erst in den Sinn, wenn man sich selbst wieder so bedrängt, so in Not fühlt, wie damals. Oder wenn die Täter tot sind und keine Gefahr mehr von ihnen ausgeht. Wenn wir uns sicher fühlen und in einer warmherzigen Beziehung sind, dann kann es passieren, dass dieses Wichtige, das uns nie in den Sinn kam, zu erzählen, uns plötzlich über die Lippen kommt. Wir kommen plötzlich auf die Idee, es zu erzählen und wissen gar nicht mehr, warum wir nicht schon so viel früher darauf gekommen sind

„… at the psychical level, compared to other experiences, we might say that the traumatic experience has not yet happened. In the realm of the zero process the past is something that is always about to happen or is just happening. It never finishes happening, and is thus never finally in the past …“ …“And when the zero process memory is turned on, as it was in the sessions described with J, it is absolutely immediate – there is no sense of it being a memory. It cannot be repressed.“ Joseph Fernando, siehe hier.

„I have observed in many patients that as zero process memories are beginning to emerge, the phrase “I don’t know” increases dramatically in frequency. I think this phrase expresses the psychical equivalent of shutting one’s eyes or turning away from an unwanted perception, and is a reaction to the perceptual, experiential nature of the zero process.“ Joseph Fernando

„Ich habe bei vielen Patienten beobachtet, dass die Nullprozess-Erinnerungen dann langsam auftauchen, wenn der Satz ‚Ich weiß es nicht‘ drastisch gehäuft fällt. Ich denke, dass dieser Satz das psychische Äquivalent für das Schließen der Augen oder das Sich-Abwenden von einer unerwünschten Wahrnehmung ist. Es ist eine Reaktion auf die ‚wahrnehmende und erfahrbare‘ Natur des Nullprozesses.“

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  • Nullprozess beim Trauma
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Schatten der Vergangenheit.
Trauma liebevoll heilen und innere Balance finden.

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 23.7.2018
Aktualisiert am 29.7.2020

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Kategorie: Psychoanalyse Stichworte: Psychoanalyse

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Dunja Voos meint

    31.07.2020 um 16:53

    Lieber Hubi,
    ich glaube nicht, dass man da irgendetwas beschleunigen kann. Ich denke, es kommt alles zu seiner Zeit.

  2. hubi meint

    31.07.2020 um 16:37

    gerne ☺️

    mich würde noch interessieren, ob man solche prozesse beschleunigen oder fördern kann. das kann man in dem tun, dass man regelmäßig isst und schläft. aber kann man solche prozesse beschleunigen? die freie assoziation zuhause üben, damit man nicht mit leeren kopft da-liegt? oder läuft alles so, wie es laufen muss und es ist in ordnung so, weil alles zu seiner zeit kommt?
    ich glaube schon, dass es einflussfaktoren gibt, die man anwenden kann… so gut für sich sorgen, wie es geht (aber das ist schwierig zu sagen, wenn man sich durch blockaden und ängste die bedürfnisse nicht erfüllen kann, darum ‚so gut es geht‘).
    und vielleicht die dinge mal aus dem blickwinkel der liebe zu betrachten, wohlwollend.

  3. Dunja Voos meint

    31.07.2020 um 15:53

    danke für die rückmeldung – ich freue mich sehr! :-)

  4. hubi meint

    31.07.2020 um 14:36

    danke für den beitrag 🙏🏼

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