
„Ich bin total wetterabhängig. Wenn es so kalt ist im Januar, macht mich das ganz krank“, sagt die Patientin. „Da machen Sie sich ja sehr abhängig vom Wetter, von dem, was außen ist“, sagt die Psychotherapeutin. Was die Therapeutin nicht bedenkt: Vielleicht „macht“ die Patientin sich gar nicht abhängig vom Wetter, sondern vielleicht IST sie es? Düfte, Geräusche, bestimmte Melodien können an Situationen erinnern, in denen traumatische Erfahrungen gemacht wurden. Warum sollte das nicht auch mit Wetterlagen so sein?
Erinnerungen
„Es war ein Frühsommertag, an dem sich mein Blinddarm entzündete. Immer, wenn im Frühsommer so ein Wetter ist, erinnere ich mich daran“, sagt Kathrin. „Meine Mutter starb schon mit 40 Jahren an einem regnerischen Herbsttag. An solchen Tagen werde ich immer unruhig“, sagt Frank. Und es kann vielleicht noch viel weiter gehen: Wenn ein Baby Therapien erhält, z.B. die Vojta-Therapie alle vier Stunden, dann wurde es vielleicht immer um 8, 12, 16 und 20 Uhr traumatisiert. Wäre es nicht denkbar, dass sich auch diese Zeiten mit ihrem Tageslicht irgendwie einprägen?
Natürlich prägt sich auch Angenehmes ein: „Ich bekomme immer noch um 9.40 Uhr Hunger, weil in der Schule da unsere große Pause begann und ich mich auf’s Frühstück freute. Wir bekamen so leckeren, eiskalten Kakao. Dabei bin ich längst erwachsen, aber das ist noch so drin.“
Geprägt – die Bedeutung von Tageszeiten
Wie wir uns täglich fühlen, hängt auch von unseren bewussten und unbewussten Erinnerungen ab. Bestimmte Wochentage, Tageszeiten, Tageslichter oder Wetterlagen lösen wohl in jedem Menschen individuell Gefühle aus. Manchmal ist man einfach nicht „gut drauf“, ohne zu wissen, warum. Manche Patienten haben vielleicht um 14 Uhr mittags Psychotherapie und es wird ihnen immer schlecht – vielleicht kann man auch mal schauen, was die Uhrzeit für sie bedeutet. Wenn wir einmal darauf achten, wie wir uns wann fühlen, können wir interessante Zusammenhänge entdecken.
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 14.6.2017
Aktualisiert am 24.1.2020
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