Körperzustände nach Vojta- und anderen Traumata: Körperwahrnehmung wichtig

Menschen, die als Kinder die Vojta-Therapie erhalten haben, haben dies mitunter wie eine Vergewaltigung erlebt. Frühe Traumata in der Kindheit haben einen enormen Einfluss auf Körper und Seele. Es kann zu schweren psychischen Störungen kommen, die sich durch starke psychische und körperliche Anspannungszustände auszeichnet. Verschiedene Spannungszustände im Körper zu erkennen, kann helfen, nicht reflexartig zu reagieren. „Es ist einfach nur eine Art fieser Schmerz. Ein psychischer Schmerz, ein körperlicher, ein diffuser. Alles tut weh“, sagt eine Betroffene. Auch, wenn keine „konkreten“ Schmerzen da sind, werden Körper und Psyche als sehr schmerzhaft erlebt.

Das Diffuse ist oft schwer erträglich. Manche beginnen dann, sich körperlich zu verletzen. Wichtig ist es, diesen schmerzhaften Anspannungs-Zustand zu erkennen. Ein Rückzug kann hilfreich sein. „Ich lege mich dann manchmal mit einer Wärmflasche hin und warte bewusst ab, bis dieser qualvolle Zustand vorbei ist“, sagt eine Patientin.

Bedrängnis

Häufig entsteht das Gefühl einer furchtbaren Dringlichkeit. Besonders nahestehende Menschen wie der Partner werden dann bedrängt: „Bitte hilf mir!“, „Bitte antworte mir“, sagt der Betroffene vielleicht.

„Wenn ich jetzt nichts tue, dann entsteht eine Katastrophe“, so das Gefühl.

Dieser Spannungszustand ist besonders schwer auszuhalten. Doch ähnlich wie eine Panikattacke lässt auch dieser drängende Zustand irgendwann nach. Man stellt dann meistens erleichtert fest, dass keine Katastrophe eingetreten ist.

Manchmal fühlt es sich an, als würde man einen Herzinfarkt bekommen. Nachts rast das Herz und der Schweiß bricht aus. Wichtig ist es, auch diesen Zustand wiederzuerkennen und – wenn möglich – zu warten.

Je öfter man die Erfahrung macht, dass die Not wieder abflaut, desto erträglicher wird das Gefühl, wenn es wieder auftaucht.

Das Gefühl, gequetscht zu sein

Wer die Vojta-Therapie erlebt hat oder sexuell missbraucht wurde (wobei die Übergänge fließend sind), hat vielleicht psychisch oder körperlich das Gefühl, „gequetscht“ zu werden. Wird man terminlich unter Druck gesetzt, bittet der Vorgesetzte zum Gespräch oder hat man das Gefühl, sich rasch entscheiden zu müssen, kann dieses Gefühl des „Gequetschtseins“ wieder auftreten. Es ist hilfreich, wenn dieser unerträgliche Zustand eine Form und Sprache bekommen kann.

Ähnlich, wie sich Gefühle mischen, so können sich auch die Körperzustände mischen. Dieses Kennenlernen ist unglaublich wertvoll. Es gibt den Betroffenen das Gefühl, wieder mehr Herr über den eigenen Körper zu sein.

Anspannung

Das Gefühl der Anspannung kann so groß sein, dass man meint, zu zerreißen. Gerade hier ist es wichtig, auf die Atmung zu achten. Vielleicht bemerkt man, wie angespannt die Brust- und Rückenmuskulatur ist. Hier können Dehnübungen helfen.

Die Bauchspannung ist im Alltag manchmal besonders schwer zu beeinflussen. Manche Betroffene leiden unter Reizdarm und bekommen in diesen angespannten Momenten Durchfall. Atmet man bewusst tief in den Bauch ein, wie es oft geraten wird, so kann das jedoch Übelkeit und eine Verschlimmerung hervorrufen. Wichtiger ist es, auf die Ausatmung zu achten. Es kann auch hilfreich sein, im Sitzen oder Stehen die Schultern etwas vor zu ziehen – so merkt man vielleicht, wie der Bauch etwas geschützter und weicher wird.

Flache Atmung

Manche atmen in der Anspannung flach – und dies eine Weile zu tun kann tatsächlch helfen, wenn man es bewusst tut. Darüber kann man zu entspannterer Atmung finden. Manchmal helfen verschiedene Atemübungen wie z.B. Nadi Shodhana (Anna Trökes auf YogaEasy.de).

Die „Körper-fernen“ Zonen zu behandeln ist meist sinnvoller als sich direkt auf den Bauch oder den Rücken zu konzentrieren. Vielen tut bei Anspannung eine Fuß- oder Handmassage gut.

Wer sich mit seinen unerträglichen Zustanden auseinandersetzt, der wird auf Dauer spüren, dass sich da etwas tut. Oft ist es leichter, „wegzulaufen“ und manchmal ist der Druck so groß, dass es anders nicht gehen mag. Doch zu anderen Gelegenheiten kann man es wagen, sich der Anspannung zuzuwenden und sie zu beobachten. Aus meiner Sicht ist es am wirkungsvollsten, dies in einer Psychoanalyse zu tun, denn dann ist man nicht alleine, sondern hat den Analytiker, der den Schmerz sozusagen mit verdauen kann.

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Dieser Beitrag wurde erstnmals veröffentlicht am 7.3.2017
Aktualisiert am 26.7.2020

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