
Wenn man sich Gruselgeschichten erzählt, tut man das meistens mit einer geheimnisvollen Stimme. Das Gesagte wirkt schwebend, während die Zuhörer große Augen und eine Gänsehaut bekommen. Mit säuselnder Stimme sagt die Tante: „Und dann habe ich am Ufer eine Gestalt gesehen – ich glaube, es war eine Tote.“ Ähnlich verschwommen wie die Bilder von Loch Ness klingen die Stimmen derer, die gerade in so einer schwebenden Verfassung sind. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Schweben
Wenn psychotische Menschen erzählen, klingt es, als wären sie in einer Art „geheimnisvollem Modus“ steckengeblieben. Sie setzen eine Stimme auf, die „wie aus einer anderen Welt“ klingt und verdeutlichen damit das Gefühl, das entsteht, wenn man es mit einer Welt außerhalb der Realität zu tun zu hat.
Die Betroffenen leben in dieser Atmosphäre und Stimmung des Geheimnisvollen, Unerklärlichen, Grenzenlosen. Es macht ihnen Angst und Lust zugleich. Erleichterung und schrittweise Heilung kommen mit dem „Festwerden“. Sobald die Betroffenen etwas verstanden, etwas „begriffen“ haben, wird ihre Stimme wieder fester, irgendwie „realistischer“ und bodenständiger. „Jetzt erstmal Kaffee!“, sagt die Tante im Hier und Jetzt.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 6.9.2016
Aktualisiert am 19.7.2020
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