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Rund um Psychoanalyse :: Worte statt Pillen

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Aktuelle Seite: Startseite / Depression / Depressionen haben ihren Sinn

Depressionen haben ihren Sinn

14.06.2020 von Dunja Voos 11 Kommentare

Bei einer Depression scheint nichts mehr einen Sinn zu ergeben. Schaut man sich das Leben des Betroffenen genauer an, wird die Depression jedoch oft verständlich. Medikamente sind oft nur ein Notstopfen im überlasteten Gesundheitssystem. Was die Betroffenen meistens wirklich brauchen, ist eine heilsame (therapeutische) Beziehung. Sie zu finden, ist oft schwierig, aber die Suche lohnt sich.

Der „Hirnstoffwechsel“

Wir sind sehr stark abhängig von äußeren Bedingungen – von Beziehungen, von der finanziellen Situation, von unserem Zuhause, der Natur und vielem mehr. Wenn wir einen Unfall sehen, wird es uns vielleicht übel. Allein diese äußere Situation kann unseren Körper komplett auf den Kopf stellen. So ist es auch mit der Depression: Natürlich kann der „Hirnstoffwechsel“ (was immer damit gemeint ist) verändert sein. Aber das muss nicht die Ursache der Depression sein.

Gefühle beeinflussen den Körper

Es ist wie mit der Freude: Wer sich freut, hat einen schnellen Herzschlag. Wer aber einen schnellen Herzschlag hat, der freut sich nicht unbedingt. Wer depressiv ist, bei dem erniedrigt sich möglicherweise der Serotonin-Spiegel. Doch der Hirnstoffwechsel kann sich allein durch eine Psychotherapie wieder verändern. Wer depressiv ist, der spürt meisten auch, dass er mehr braucht, als Medikamente: nämlich einen anderen Menschen, mit dessen Hilfe er sich wieder anders fühlen kann.

Von Schlaflosigkeit und Selbstanklagen

Wer an einer Depression leidet, der schläft schlecht. Manche Betroffene wachen früh auf und fühlen sich gleich nach dem Aufwachen depressiv. Andere sind morgens guter Dinge – erst später am Tag macht sich Hoffnungslosigkeit breit. Manche Betroffene nehmen an Gewicht zu, andere ab. Manche plagen sich mit großen Schuldgefühlen, aber auch mit Selbstmordgedanken, über die sie mit niemandem sprechen.

Manchmal hat ein äußerer Anlass zu dieser Stimmung geführt, etwa die Trennung von einem Partner oder der Tod eines nahestehenden Menschen. Hier sprach man früher von einer „reaktiven Depression“. Doch auch Erfolge und Glücksmomente wie das Bestehen einer Prüfung oder die Geburt eines Kindes können paradoxerweise zu einer Depression führen.

Fast immer gibt es nachvollziehbare Ursachen für die Depression

Wenn kein äußerlicher Grund für eine Depression erkennbar ist, sprechen manche Ärzte gelegentlich noch von einer „endogenen Depression“.

Eine Depression ohne äußere Ursachen ist jedoch äußerst selten und bei den meisten Menschen stecken eben doch lebensgeschichtliche Ereignisse dahinter – auch wenn sie erst nach einiger Zeit in der Therapie ans Licht kommen.

Die Suche erfordert viel Mut. Doch dieser Weg führt weiter, als sich mit der veralteten Bezeichnung „endogene Depression“ (= „da kann man außer mit Medikamenten nichts machen“) abzufinden.

Kompensierte Depressionen

Da sind die Mütter, die sich bis zur Erschöpfung für ihre Kinder aufopfern oder Ehefrauen, die nur noch für ihren Mann leben. Da ist der Manager, der sich selbst für sein Unternehmen ausbeutet. Oft erkennen Außenstehende hier gar keine Depression.

Diese Menschen waren vielleicht schon immer so. Wenn jedoch in diesem System etwas zusammenbricht, wenn der Mann die Frau verlässt, die Kinder aus dem Haus sind oder die Kündigung auf dem Tisch liegt, brechen diese Menschen zusammen. Die Depression, die vielleicht schon lange da war, bekommt nun Raum.

Verschiedene Arten der Verdrängung

Viele Betroffene sind stets bescheiden und lassen sich oft überfordern. Sie können nur schwer etwas für sich einfordern, obwohl sie unter einem Gefühl des Mangels leiden. Andere Betroffene übertönen ihre Depression mit Aktivismus: schnell machen sie Karriere und arbeiten als Führungskräfte bis zum Umfallen. Am Ende wissen viele gar nicht mehr, was sie selbst eigentlich wirklich wollen, wer sie sind und was sie sich wünschen. Vielleicht haben sie schon als Kind ein falsches Selbst entwickelt.

Ein Leben vorbei am eigenen lebendigen, inneren Kern, führt irgendwann zur Depression.

Körperliche Symptome können eine Depression vertuschen

Nicht immer äußert sich eine Depression offensichtlich in gedrückter Stimmung. Auch wer häufig an Rücken- oder Magenbeschwerden leidet, kann eine Depression haben. Ärzte sprechen hier von einer larvierten (= versteckten) Depression. Damit ein Therapeut die Diagnose „Depression“ wirklich stellen kann, ist er auf das ausführliche Gespräch mit dem Betroffenen angewiesen. Manchmal werden zusätzlich auch Depressions-Tests zur Diagnostik verwendet.

Lieber depressiv als aggressiv

Menschen mit Depressionen haben oft Schwierigkeiten, im richtigen Moment zuzugreifen. Sie geben anderen den Vortritt und tun so, als hätten sie niemals den Wunsch gehabt, sich auch vom Kuchen des Lebens zu nehmen. Schon kleinste Aggressionen kommen ihnen wie ein schweres Verbrechen vor und müssen unterdrückt werden.

Doch irgendwo müssen die eigene Aggression und der eigene Wunsch, sich etwas zu nehmen, ja hin. Und so richtet man die Aggression gegen sich selbst und fühlt sich niedergeschmettert.

Die Depression als Teil vieler Nöte

Selten kommt die Depression allein. Meistens gehören noch andere Beschwerden dazu, wie z.B. Ängste, Zwangsgrübeleien oder körperliche Symptome. Die Psyche ist so komplex wie die eigene Lebensgeschichte. Zur Depression gibt es viele Informationen und die Begriffsvielfalt ist unüberschaubar: Da gibt es fachlich die „Major Depression“ oder die „bipolare Depression“ (früher die „manisch-depressive“ Störung), umgangssprachlich die „endogene“ oder „reaktive“ Depression sowie die Depression als Folge des Burnout-Prozesses.

Die Suche nach der Schublade

Viele wollen sich gerne irgendwo einordnen, so wie es oft bei einer körperlichen Diagnose möglich scheint. Doch wer verschiedene Ärzte und Therapeuten aufsucht, erhält häufig verschiedene Diagnosen. Und wer viel liest, wird sich überall irgendwie wiederfinden.

Ein guter Psychotherapeut wird sich zusammen mit dem Patienten die vielfältigen Nöte anschauen. Und dann ist es nicht mehr so wichtig, welchen Namen nun die eigene Gefühlslage laut Diagnoseschlüssel trägt: Dann ist man froh über die neue, tragfähige Beziehung zum Therapeuten und über die Hoffnung, die man daraus schöpfen kann.

Ich will nicht enttäuscht werden!

Oft haben Menschen, die zu Depressionen neigen, so große Angst vor einer Enttäuschung, dass sie blind werden für die Chancen, die das Leben bietet. Diese Blindheit für das eigene Glück und die eigenen Möglichkeiten nennen Fachleute „Skotomisierung“ („Skotom“ = „blinder Fleck“). Dadurch kommen die Betroffenen tatsächlich immer wieder erneut zu kurz. Manchmal möchte der Betroffene auch nicht, dass andere ihn beneiden und er verzichtet lieber auf schöne Dinge, auf Erfolg, auf Glück. Das nennt sich dann „Polykrates-Neurose“.

Beziehung ist ohne Enttäuschung nicht möglich.

Alle wollen was von mir

Wer seine eigenen Wünsche nicht wahrnehmen kann, der projiziert sie manchmal nach außen. Dem Betroffenen kommt es so vor, als ob alle Welt etwas von ihm wollte. Er fühlt sich erschöpft und bedürftig: „Jetzt bin ich aber mal dran, jetzt möchte ich, dass die anderen mal etwas für mich tun“, denkt er. Doch die eigene, echte Bedürftigkeit wird als Makel erlebt.

Diese Mechanismen sind dem Betroffenen oft nicht bewusst. Daher bedarf es eines Therapeuten, der dem Betroffenen zeigt, dass seine Wünsche, seine Aggressionen, seine Bedürftigkeit und sein Erleben nur allzu menschlich sind.

Heimweh, Kultur und Sprache

Nicht zu vergessen ist auch die Depression, die aus offenem oder verstecktem Heimweh erwachsen ist. Menschen aus den verschiedensten Kulturen treffen hier manchmal auf deutsche Therapeuten, die den kulturellen Hintergrund des Betroffenen nicht im Blick haben.

Dabei spielt schon allein die Sprache eine ganz besondere Rolle. Menschen mit Migrationshintergrund können z.B. an Zwangsgrübeleien „auf deutsch“ leiden. Wenn sie sich jedoch in ihre Muttersprache zurückversetzen, geht es ihnen besser. Oft hilft es den Betroffenen, wenn sie Therapeuten finden, die selbst aus einem anderen Land kommen oder sich besonders für kulturelle Unterschiede in der Psychotherapie interessieren.

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  • Burnout – ausgebrannt
  • Suizidalität – das Gefühl, dass einem nicht mehr zu helfen ist
Links zu Depression und Psychoanalyse:

Isolde Böhme:
Depressionen verstehen und behandeln
Psychoanalyse-aktuell, Dezember 2009

Langzeittherapie bei chronischen Depressionen (LAC), eine
Studie des Sigmund-Freud-Instituts Frankfurt
und: Sonderheft „Psyche“, Klett-Cotta, September 2010

Marianne Leuzinger Bohleber:
Psychoanalytische Erkundungen zu Depression und Hyperaktivität
Psychoanalyse aktuell 2008

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 9.8.2012
Aktualisiert am 14.6.2020

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Kategorie: Depression, Psychoanalyse Stichworte: Depression, Psychoanalyse

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. sylphes meint

    24.02.2019 um 10:06

    …das Einzige, was ich bezüglich meiner Depression bedaure, ist, dass sie mich nicht früher „heimgesucht“ hat. „Das Leben vorbei am lebendigen, inneren Kern führt irgendwann zur Depression“ trifft genau auf meine Situation zu. Dank dieser schmerzhaften, scheinbar unaushaltbaren Krise habe ich endlich damit begonnen, schonungslos ehrlich mit mir zu sein. Anzuerkennen, verwundbar zu sein. Schmerzen, Traurigkeit, all die unangenehmen Gefühle zuzulassen, ja sogar zu geniessen. Und siehe da, mein Leben hat wieder Tiefe. Meine Depression hatte definitiv einen Sinn.

  2. Moni meint

    28.02.2016 um 18:49

    Als Betroffene empfinde ich es tatsächlich so, dass Depressionen ihren Sinn haben. Sie haben mir letztendlich dabei geholfen, mit therapeutischer Unterstützung, dass ich meinen wahren Kern wiederentdecken konnte. Deshalb fühlt sich mein Leben nach der Depression freier, dankbarer und zufriedener an als vor Ausbruch der Erkrankung.
    Die vielen, kleinen und größeren, unverarbeiteten Verletzungen fügten sich letztlich wie ein Puzzle zusammen. ich konnte so meine Identität, mein Selbstbewusstsein sehr erweitern und persönlich wachsen und reifen.
    Jeder Mensch fühlt letztlich selbst, ob er auf dem richtigen, heilsamen Weg geht.

  3. Dunja Voos meint

    24.03.2015 um 23:40

    Guten Abend Traumlos,

    ich denke an die nach einem Psychotherapieplatz suchenden schwer erkrankten Depressiven – es sind Menschen, die bei mir anrufen und nach einem Therapieplatz suchen. Wann immer ich selbst keinen Platz mehr anbieten kann, fällt es mir schwer, dem Patienten sagen zu müssen, dass er weitersuchen muss.

    Ich erlebe auch, dass Patienten zu mir kommen, die vorher andere Therapien als die Psychoanalyse ausprobiert haben. Oftmals sind diese anderen Therapien wertvolle Bausteine auf dem Weg. Jede Therapieform hat ihre Berechtigung und jeder Patient sucht etwas anderes. Viele depressive Patienten finden durch die psychoanalytische Therapie oder Psychoanalyse wieder zu mehr Vitalität. Das Grübeln lässt nach und Denken und Fühlen verändern sich. Die Patienten spüren selbst, welche Therapieform ihnen gut tut oder in ihre Lebensphase passt.

    Die Vorstellung, der Analytiker sei auf der Suche nach einem Trauma, haben viele Menschen, wenn sie das Wort „Psychoanalyse“ hören. Doch „Trauma“ ist so ein großer Begriff. In Wirklichkeit ist es meistens nicht „ein Trauma“, das alles zerstört hat und alles erklärt. Es sind die vielen kleinen und großen Verletzungen, die sich im Laufe des Lebens bei einem Menschen angesammelt haben. Da gibt es Menschen, die wurden vernachlässigt und solche, die wurden „zu sehr geliebt“, zu sehr kontrolliert, zu sehr mit Erwartungen überhäuft. Was immer es war, das zur Depression geführt hat: Die Patienten kommen den Dingen selbst auf die Spur. Sie wollen verstehen. Und der Analytiker hilft ihnen dabei.

  4. Traumalos meint

    24.03.2015 um 18:39

    Liebe Frau Voss,

    Sie schreiben so überzeugend, dass ich nun fast selbst davon überzeugt bin, doch ein tief verborgenes Trauma zu haben. Leider habe ich aber schon vergeblich danach gesucht und kann nicht noch eine 300 stündige Psychoanalyse bei meiner Krankenkasse beantragen. Und ich will es auch nicht, denn ich weiß, dass meine Depressionsepisoden – genauso wie jede schwere Stresserkrankung – durch extreme Stressbelastung ausgelöst wurden.

    Die Psychotherapie – übrigens Verhaltenstherapie – hat mir sehr geholfen, wieder auf die Füße zu kommen. Aber auch meine Psychotherapeutin hat verzweifelt nach einem Kindheitstrauma gesucht. Sie hat aber auch keins gefunden. Mir geht es trotzdem wieder besser, dank Pillen, Klinik und Sport.

    Übrigens eifersüchtig bin ich auch nicht. Aber ich bin mir sicher, Sie würden bei mir bestimmt irgendeine neurotische Störung finden, dazu sind Sie ja ausgebildet. Aber lassen Sie mir doch meine Störungen. Ich bleibe lieber so, wie ich bin.

    Mag ja sein, dass die Psychoanalyse vielen Menschen geholfen hat. Vielleicht hätte aber auch ein warmes Fußbad geholfen. Letztlich müssen aber alle therapeutischen Methoden sich einer wissenschaftlichen Beweisführung unterordnen. Und das macht die Psychoanalyse nicht. Daher gilt sie nach der S3-Leitline nicht als Therapieform der Wahl

    Mir wäre es auch egal, wenn es da nicht die gedeckelten Gesundheitsbudgets und endlose Wartelisten auf einen Psychotherapieplatz gäbe. Da muss sich doch jede Therapieform der wissenschaftlichen Überprüfung stellen. Statt einer Psychoanalyse könnten 2-3 Verhaltenstherapien durchgeführt werden. Denken Sie doch einmal an die vielen verzweifelt nach einem Psychotherpieplatz suchenden schwer erkrankten Depressiven!

    Danke

  5. Dunja Voos meint

    23.03.2015 um 23:04

    Guten Abend Traumlos,

    so wie Sie denken leider viele Menschen. Viele medizinische Forschungen beziehen sich auf die psychoanalytische Therapie (im Sitzen), seltener auf die Psychoanalyse im Liegen. Die Depressions-Langzeitstudie des Sigmund-Freudinstituts (LAC, http://www.sfi-frankfurt.de/forschung/forschungsfeld-2/depressionsstudie/projektbeschreibung.html) und die Hanse-Neuropsychoanalyse-Studie (http://www.sfi-frankfurt.de/forschung/forschungsfeld-2/depressionsstudie/projektbeschreibung.html) liefern zur Therapie der Depression bisher gute Ergebnisse.

    In der S3-Leitlinie zur Depression (http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/nvl-005.html) werden auch psychodynamische Verfahren empfohlen, wobei „psychodynamisch“ hier weit gefasst ist. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen zum Teil die Kosten für eine hochfrequente Psychoanalyse mit 4 Stunden pro Woche – das würde sie nicht tun, wenn es für die Wirksamkeit keine wissenschaftlichen Belege gäbe.

    Die Psychoanalyse ist aus guten Gründen außen vor, was Forschungsarbeiten nach Methoden angeht, wie sie heute in der Körpermedizin oder Verhaltenstherapie durchgeführt werden. Sie ist weiterhin eine Methode, die stark auf Erfahrung beruht und die man eigentlich nur erfassen kann, wenn man selbst eine Psychoanalyse macht.

    Auch wenn die Depression oft mit Krebs oder Diabetes verglichen wird, so ist sie doch etwas anderes. Den Sinn finden die Patienten selbst, zusammen mit dem Analytiker. Beispielsweise kann eine chronische Eifersucht zum Vorschein kommen, die der Patient das erste Mal in seinem Leben wirklich spürt. Er bemerkt dann, dass seine Depression in dem Moment zurückgeht, indem er diesen Schmerz der Eifersucht spürt.

    Die Psychoanalytiker sagen, dass die Psychoanalyse das neurotische Leiden in normales Leiden umwandelt. Das normale Leiden ist viel erträglicher. Das kennt jeder Patient mit einer Angststörung: die Angst ist unerträglich, solange sie ohne Zusammenhang bleibt. Die Furcht vor dem Tiger ist dagegen eine echte Erholung.

    Mit der Depression ist es genauso. Menschen, die einsam sind, können die echten Lebensschmerzen oft nicht zulassen, weil niemand da ist, mit dem sie sie verarbeiten könnten. Sobald sie in der Analyse sind und z.B. 4-mal pro Woche Termine haben, werden die Gefühle lebendig. Nach und nach merkt der Patient, welche Funktion die Depression teilweise auch hatte.

    Die Depression ist das Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt, dass der Schuh gehörig drückt. Die Lebensfreude ist abhanden gekommen oder war nie da. Die Depression löst einen hohen Leidensdruck aus – wer dann das Glück und die Kraft hat, einen passenden Analytiker zu finden, kann sein Leben dadurch oft sehr zum Guten hin verändern.

  6. Traumalos meint

    23.03.2015 um 18:42

    Die Psychoanalyse ist keine in der S3-Leitlinie für Depressionen empfohlene Therapie. Sie ist viel zu langwierig und kann bisher keine wissenschaftlichen Studienergebnisse für den Behandlungserfolg vorlegen. Ganz im Gegenteil, sie stellt die Hypothese einer traumatischen Kindheitserfahrung. Wer diese nicht vorweisen kann, für den finden Sie in der Analyse auch keinen Sinn für die Depression.

    Die Depression ist ebenso sinnlos wie jede schwere Erkrankung. Würden Sie einem Krebspatienten versuchen zu vermitteln, dass seine Krankheit sinnvoll ist? Einen Sinn kann doch nur der Geheilte für sich selbst finden und nicht der Psychoanalytiker. Der Sinn durch die gewonnene Leidenserfahrung: z.B. dass er die Spreu vom Weizen trennen, die Prioritäten des Lebens besser setzen kann, sich nicht mehr so verausgabt und die Angst vor dem Tod überwunden hat.

  7. Brighid meint

    04.03.2014 um 16:49

    Hallo

    Ich bin selbst Betroffene – leide seit 20 Jahren an der rezidivierenden depressive Störung, familär bedingt. Leider finde ich in diesem Artikel nur reines Schubladendenken vom Feinsten! Depressive sind so und so, „die depressive Persönlichkeit“ bla bla, die erbliche Komponente wird hier mit keinem Wort erwähnt, stattdessen der ewig letztgestrige Begriff „endogene Depression“ (sagt man heute längst nicht mehr) verwendet. Da wurde aber ganz und gar nicht sauber recherchiert, sorry!

    Depressionen haben einen Sinn? Oh, tatsächlich? Dann erklären SIE mir mal bitte, was für einen Sinn es hat, wenn eine 17-Jährige (!!), sich versucht das Leben zu nehmen?!

    Lichttherapie? Psychotherapie? Haha, hilft wirklich super bei psychotischen Depressionen (Ironie aus). Nein, da hilft nur noch die Chemiekeule aus dem Hause von Big Pharma.

    Dieser Artikel ist Schubladendenken in Reinkultur! Von einer (zukünftigen) Ärztin hätte ich deutlich mehr Reflektion, von einer Medizinjournalistin eine deutlich sorgfältigere Recherche erwartet.

    Ich schließe mit den weisen und passenden Worten von Dieter Nuhr: „Wer keine Ahnung hat, einfach mal …….“

  8. Sunshine meint

    01.04.2013 um 19:27

    Ich finde auch, der Text ist außerordentlich gut gelungen…
    Einige meiner persönlichen Gedanken zum Thema:
    Manchmal frage ich mich, ob Depressionen überhaupt eine Krankheit bzw. ob sie nicht eher eine logische Konsequenz unserer komplexen Leistungsgesellschaft sind. Das Gehirn passt sich Gegebenheiten an und Lebensumstände können mehr als bedrückend sein…
    Meine sind es… Sie sind es ganz objektiv. Es wäre nicht normal, wäre ich glücklich.
    Ich sehe zudem eine Schwierigkeit darin, dieses Krankheitsbild klar zu definieren.
    Ich halte die Elemente „Hoffnungslosigkeit“, „Ausweglosigkeit“, auf die man häufig trifft z.B. für wenig hilfreich, denn es gibt Situationen, die hoffnungslos und ausweglos sind und nicht nur so scheinen.
    Ich finde es von Seiten von Ärzten ehrlichgesagt auch vermessen, Menschen zu raten, ihre Ziele und Wertvorstellungen einfach zu ändern – z.B. im Falle eines beruflichen Scheiterns. Ich finde es deshalb vermessen, weil gerade Ärzte ein hohes gesellschaftliches Ansehen genießen. Ich möchte nicht wissen, wie dieser Berufsstand auf ihr Karriere-Aus, sozialen Abstieg reagieren würden… Die Gefahr, mit solchen Belastungen konfrontiert zu werden, ist bei diesem Berufsstand auch denkbar klein…

    Mir kommt auch der Gedanke, dass Tiere den Selbstmord mangels Intelligenz nicht wählen können. Für uns Menschen ist es einfach eine Option. Diese in Betracht zu ziehen, ist per se keine Krankheit.

    Nichtsdestotrotz, ich finde es wunderbar, dass man im MRT die grundsätzliche Wirksamkeit von Psychotherapien bildlich darstellen konnte. Und es ist auch gut und richtig, dass man nach immer besseren Medikamenten sucht.
    Es ist aufgrund aussagekräftiger Zwillingsforschungen auch nicht von der Hand zuweisen, dass neben der Umwelt auch die Genetik eine Rolle spielen kann.
    Und am meisten erfreut mich die Erfindung des Internets – inclusive dieser Webseite – das jedem bequem den Zugang zu wertvollen Infos ermöglicht und nicht zuletzt Patienten mündiger macht…

  9. Dunja Voos meint

    09.12.2012 um 12:47

    Lieber Frank,

    vielen Dank für Ihren Kommentar!
    Das muss sich ja schlimm anfühlen – sieben Therapeuten, ohne grundlegende Hilfe zu erfahren. Welche Form(en) der Therapie haben Sie denn schon ausprobiert? Ich empfehle ja immer gerne eine psychoanalytische Therapie/Psychoanalyse – allerdings müssen sich viele Patienten anfangs auch an die etwas zurückhaltende und eher schweigsame Art von Analytikern gewöhnen. Und die Wartezeiten sind natürlich oft sehr lang und schwer auszuhalten. Aber eine gelungene psychoanalytische Therapie kann oft viel bewirken. Adressen von gut ausgebildeten Therapeuten finden Sie z.B. auf http://www.dpv-psa.de oder http://www.dpg-psa.de.

    Viele Grüße
    Dunja Voos

  10. Frank Bütow meint

    09.12.2012 um 12:21

    Eine sehr gelunge Seite zum Thema Depression, muss ich sagen. Du findest einfühlsame Worte, hast gut beobachtet und triffst die Sache im Kern, ohne bloß zu stellen. Ich bin selbst von Depressionen betroffen und finde mich zu 100% wieder in deinen Beschreibungen wieder. Leider ist es sehr sehr schwer, einen Therapeuten zu finden, der sich darauf einlassen kann, nah genug an mich heran kommen zu wollen, um mir wirklich helfen zu können. Ich habe im Laufe der Zeit sieben verschiedene Therapeuten kennen gelernt, aber immer war die Distanz für mich viel zu groß.

    Danke für diese Seite!

    Frank

    http://www.was-ist-depression.net

  11. Winterblues meint

    12.07.2012 um 20:26

    Die Depression wurde hier bereits gut erklärt. Leider fehlen noch einige Hinweise zur Winterdepression, die auch recht häufig vorkommt. Ärzte reden hierbei von einer Saisonal Abhängigen Depression, kurz SAD.

    Die Winterdepression tritt ab September auf, bei einigen Betroffenen auch erst um die Weihnachtszeit. Ab Februar bis April klingen die Symptome ab. Klinisch betrachtet handelt es sich bei der Winterdepression um eine rezidivierende affektive Störung. Um die Diagnose stellen zu können, müssen die Symptome in zwei aufeinander folgenden Jahren auftreten und im Sommer wieder remittieren, also vollständig oder weitestgehend zurückgehen. Häufige Symptome sind erhöhter Schlafbedarf (2-3 Stunden mehr) und verstärkter Appetit auf kohlenhydratehaltiges Essen. Im weiteren gleichen die Symptome einer Winterdepression denen einer „normalen Deperssion“.

    Positiv ist jedoch die Möglichkeit der Bahndlung mit einer Lichttherapie Lampe, siehe http://www.lichttherapie-lampe.com. Bei der Behandlung mit einer Lichttherapie Lampe treten selten Nebenwirkungen auf, und die positive Wirkung ist nach 3-5 Tagen zu bemerken. Antidepressiva werden auch bei der Winterdepression eingesetzt (bei mittleren bis schweren Leiden). Als erste Wahl gilt heute jedoch die Lichttherapie als beste Behandlungsform bei den saisonal bedingten Leiden. Bei der Lichttherapie wird eine sehr helle Vollspektrum-Lampe verwendet, die in der Regel einen UV-Filter enthält. Der Betroffene setzt sich zwischen 30 Minuten (bei 10000 Lux) und 2 Stunden (bei 2500 Lux) vor die Lichttherapie Lampe und schaut etwa jede Minuten kurz in das Licht.

    Leichtere Formen der Winterdepression werden als Winterblues bezeichnet, bzw. subsyndromale saisonbedingte affektive Störung (SSAD). Es gibt zwar Anzeichen, dass die Behandlung mit der Lichttherapie auch bei normalen Depressionen helfen kann. Die Erfolgsquote bei der Linderung liegt jedoch nicht annähernd so hoch wie bei einer Winterdepression (hier zwischen 60% bis 80%).

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