
In meinem Hypnosekurs damals lernte ich: Hypnose ist Arbeiten in Trance. Der Hypnosezustand sei nichts anderes als ein Trancezustand. Ein leichter Trancezustand ist so etwas wie Tagträumen oder wie morgens aufwachen und noch nicht richtig wach sein. „Die Hypnose-Arbeit ist auch für den Therapeuten sehr entspannend“, sagte die Dozentin. Und: Hypnose wirke so gut, weil die Erfahrungen in der Hypnose direkt die Emotionen und auch das Unbewusste ansprächen. Etwas Vergleichbares passiert in der hochfrequenten Psychoanalyse, wenn der Patient auf der Couch liegt und durch das freie Assoziieren mitunter in einen tranceartigen Zustand gerät.
Sigmund Freud entwickelte die Psychoanalyse einst aus der Hypnose heraus: „Wo also der erste Versuch (Anmerkung: der Hypnose) nicht Somnambulismus oder einen Grad von Hypnose mit ausgesprochenen körperlichen Veränderungen ergab, da ließ ich die Hypnose scheinbar fallen, verlangte nur „Konzentration“ und ordnete die Rückenlage und willkürlichen Verschluß der Augen als Mittel zur Erreichung dieser „Konzentration“ an. Ich mag dabei mit leichter Mühe zu so tiefen Graden der Hypnose gelangt sein, als es überhaupt erreichbar war.“
Sigmund Freud: Studien über Hysterie. Miß Lucy R.
Ähnlichkeiten zwischen Hypnose und Psychoanalyse
Eine Psychoanalyse-Stunde kann einer Hypnose sehr ähnlich sein: Der Analytiker begibt sich in den Zustand der „freischwebenden Aufmerksamkeit“. Der Patient liegt auf der Couch, vielleicht mit geschlossenen Augen, und assoziiert frei. Beide können bisweilen einen „hypnoiden Schwebezustand“ erlangen.
„Huch, das fällt mir jetzt aus meiner Kindheit alles ein“, sagt der Patient in der Psychoanalyse. „Ich dachte, das hätte ich alles schon unwiderruflich vergessen.“
Sowohl der Analytiker als auch der Analysand können sich nach einer Psychoanalyse-Stunde erfrischt fühlen. Sigmund Freud arbeitete zuerst selbst mit der Hypnose und entwickelte dann die Psychoanalyse. Ein Analytiker sagte mir einmal: „In einer Psychoanalyse-Sitzung ist die Hypnose gleich mit drin.“ Zwar wird dem Patienten nichts suggeriert (wie es in der Hypnose der Fall wäre), doch kann die Deutung des Psychoanalytikers den Patienten im hypnotischen Zustand tief erreichen.
„Further, it would seem that dream work alpha suggests that both parties, the analyst and the patient, should „surrender“ to the analytic experience; that is, they both must enter into a meditative trance.“ (James S. Grotstein: Bion’s „Transformation in ‚O'“ and the Concept of the „Transcendent Position“, PDF, S. 7, www.sicap.it/merciai/bion/papers/grots.htm)
„Bieten Sie auch Hypnose an?“, werde ich manchmal gefragt. Früher sagte ich: „Nein.“ Jetzt würde ich sagen: „Hypnotische Zustände kommen in der Psychoanalyse ganz von selbst.“
Interessante Links:
Dr. Juan José Rios:
Informationen zur psychoanalytischen Hypnosetherapie (Hypnoanalyse)/zur Verbindung zwischen Psychoanalyse und Hypnose
http://www.hypnosetherapie.rios.co.at/psychoanalytische-hypnosetherapie_pht.html
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 13.3.2016
Aktualisiert am 24.5.2020
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