Es seien die Gene, die Veranlagung, die hauptsächlich zur Schizophrenie führten. Das Konzept der „schizophrenogenen Mutter“ sei veraltet, heißt es. Gut für die Pharmaindustrie, entlastend für die Mütter und Väter. Doch was der Psychoanalytiker und Psychiater Bertram P. Karon im Film „Take these broken wings“ (von Daniel Mackler, ab 3:45) sagt, ist sehr berührend:
Bertram P. Karon, PhD:
„I have never met a schizophrenic whose life wouldn’t have driven me crazy if I had lived it. Not the life as described in the hospital record by people who don’t want to hear what it was like, but the life as when I finally get to know what this person has experienced. There is no question: I would be just as sick and in just the same way that this patient is. In fact, I have never worked with a schizophrenic where I have not walked away from some session with the feeling: My God, a human being has lived this way.“
„Ich habe noch nie einen Schizophrenen kennengelernt, dessen Leben mich nicht verrückt gemacht hätte, wenn ich es hätte leben müssen. Es geht nicht um das Leben, wie es in den Krankenberichten beschrieben wird, von Menschen, die nicht wirklich hören wollten, wie dieses Leben ist. Es geht um das, was die Person wirklich erlebt hat und das Leben, von dem ich erfahre. Keine Frage: Ich wäre genauso krank und in derselben Art krank wie dieser Patient. Und in der Tat: Ich habe noch nie mit einem Schizophrenen gearbeitet, bei dem ich nicht manchmal aus der Sitzung kam mit dem Gefühl: Oh mein Gott, da musste ein Mensch so leben!“
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 16.1.2016.
Aktualisiert am 22.11.2020
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