
Hunger, Wut, Rachsucht, Verdrängtes – in uns selbst tobt oft der Mob. „Ich weiß nicht, es ist immer so, als sei ich ferngesteuert. Mein Körper und meine Gefühle machen, was sie wollen“, sagt ein Patient. Unser „Es“, das ist das Unbewusste, das Archaische. Es ist unser Keller, in den wir alles Psychische abgelegt haben, was wir nicht haben wollten. Es ist der Ort unserer Triebe. Von da aus wirken die Kräfte und wir haben oft das Gefühl, nicht mehr Herr über uns selbst zu sein.
Durch die Psychoanalyse soll Unbewusstes bewusst gemacht werden. Wir wehren uns oft dagegen, denn das Unbewusste ist oft unangenehm. Es ist unangenehm, wenn uns unser unbewusster Neid, unsere Aggression, unsere Erregung bewusst wird. Wir wehren uns oft dagegen, doch wenn wir mehr „Es“ zulassen können, haben wir auch mehr Kontrolle über uns.
Die geladene Pistole bewusst in der Hand zu halten ist etwas anderes, als sie unbewusst irgendwo herumschwirren zu haben.
Was uns unbewusst beschäftigt, zeigt sich oft in unseren Träumen.
Um unser Unbewusstes bewusst werden zu lassen, müssen wir oft erst unser „Über-Ich“ lockern, also unser Gewissen erweichen und unsere strengen Moralvorstellungen herunterschrauben. Dann kann das Ich Neues aus dem Unbewusten aufnehmen und sich aneignen. Es wird mit der Zeit stärker und wir können uns selbst immer besser steuern.
„Wir ahnen, in den ökonomischen Konflikten, die sich hier ergeben, machen Es und Überich oft gemeinsame Sache gegen das bedrängte Ich, das sich zur Erhaltung seiner Norm an die Realität anklammern will.“ Sigmund Freud, Abriss der Psychoanalyse, Gesammelte Werke, Band 17, Kapitel 6, S. 98.
Das Ziel der Psychoanalyse hat Sigmund Freud im Jahr so 1933 formuliert: „Ihre Absicht ist ja, das Ich zu stärken, es vom Über-Ich unabhängiger zu machen, sein Wahrnehmungsfeld zu erweitern und seine Organisation auszubauen, so daß es sich neue Stücke des Es aneignen kann. Wo Es war, soll Ich werden.“
Quelle: Sigmund Freud, 1933 a, Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. GW 15. PDF auf www.psychoanalyse.lu
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 1.11.2014
Aktualisiert am 11.9.2020
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