
Eines Morgens wachte ich mit einem intensiven Traum von Omas altem Toaster auf: Die Gitterstäbe der beiden Toastschubladen sah ich äußerst plastisch vor mir. Ich war erkältet und beim Wachwerden merkte ich, dass meine Stimmritzen zu waren und freigehustet werden wollten. Die Gitterstäbe des Toasters repräsentierten eindeutig meine Stimmbänder. Mein Gefühl im Hals und das Bild von den Toastergittern waren beim Wachwerden kaum voneinander zu trennen.
Mir fiel dann „wie Schuppen“ von den Augen, warum Menschen mit Psychosen so viel an Gegenständen festmachen. Über die Rolle von Gegenständen bei Psychosen hatte ich schon viel gelesen. Beispielsweise beschreibt der Psychoanalytiker Christopher Bollas in seinem Buch „Wenn die Sonne zerbricht“ (Klett-Cotta), wie Psychotiker ihre eigenen Gefühle in Gegenstände hineinprojizieren.
Wir sagen heute so oft, dass unsere Gedanken „zuerst“ da sind und sie dann unsere Gefühle beeinflussen. Dabei vergessen wir, dass es sich auch umgekehrt verhält: Aus unseren Körpergefühlen erwachsen unsere Gefühle. So ist da oft erst das schwere Gefühl im Magen und dann kommt die Vorstellung vom „Stein“, der darin liegt.
Auch unser Herz kann schwer sein. Nicht zuletzt benennen wir Körperteile nach Gegenständen: unser Kreuz (womit wir sowohl das Os sacrum, also das Kreuz im unteren Rücken bezeichnen, als auch das Kreuz in der oberen Brustwirbelsäule), unser „Schulter-Blatt“, unser „Schlüssel-Bein“ oder unsere „Knie-Scheibe“ heißen nicht nur so, weil sie so aussehen, sondern auch, weil sie sich so anfühlen. Vergessen wir nicht Hammer, Amboss und Steigbügel im Innenohr oder unser „Zäpfchen“ im Hals.
Wenn wir einmal darauf achten, was wir kurz vor dem Aufwachen träumen, bemerken wir, wie oft unsere inneren Bilder uns auf unseren körperlichen Zustand hinweisen – das bekannteste Bild sind natürlich die Träume vom Wasser, wenn unsere Blase voll ist. Ich wünsche Ihnen viele interessante Entdeckungen beim Träumen, Wachwerden und Tagträumen.
Dunja Voos meint
Liebe Melande,
das ist sehr beeindruckend, was Sie schreiben! Wie „das Gefäß“ der Magen-Darm-Trakt sein könnte usw. Vielen Dank, dass Sie dies hier geschrieben haben.
Ihnen ein schönes Adventswochenende!
Herzlich,
Dunja Voos
Melande meint
Ich habe seit einiger Zeit bes. früh morgens beim Wachwerden viel mit Völlegefühl, Übelkeit und „Luft“ im Magen/Aufstoßen zu kämpfen (wohl hptsl., weil ich spät abends noch zu viel esse). Ich traue mich hier, einen ….seltsamen Traum zu berichten, den ich in der vorletzten Nacht kurz vor dem Aufwachen hatte und ihn jetzt mit meinen belastenden Körpergefühlen zu verknüpfen:
In dem Traum „sah“ ich eine Art Grotte (war ein normaler heller Raum mit Betonwänden) unter der Erde. Ich stand über der Erde auf der Betondecke, In dem Raum befand sich ein großes Gefäß, wie eine Tonne/große Urne, vielleicht auch Sarg, worin die Überreste meiner Mutter waren. Oben auf dem Gefäß war eine Klappe, die jemand öffnete, damit die…….Ausdünstungen/Gase/der Überdruck entweichen konnten. (Ich: Bloß nicht dahingehen/in den Raum hineinsteigen, in das Gefäß schauen, riechen……!!!).
Nachdem ich gerade obigen Abschnitt gelesen habe, fällt es mir leicht, die Verbindung zwischen dem Traum und meinem Bauch herzustellen, in welchem die ganze Nacht über noch nicht Verdautes vor sich hin….ge“gärt“ hatte. Nachdem die Verdaungsvorgänge am Morgen ihre Arbeit wieder aufgenommen hatten, konnten die „Gase“ durch meinen Mund (Aufstoßen) entweichen.
Sehr interessant, irgendwie auch…..drollig finde ich, dass ich gleichzeitig den „Sarg“ meiner MUTTER vor meinem geistigen Auge hatte.
Wäre es wohl zu weit hergeholt, den Traum so zu interpretieren, dass ich immer noch „flüchtige Reste/(pardon) stinkende Folgeprodukte“ von ihr in mir habe (das würde passen)?
Ich habe hier keinen joke geschrieben sondern wahres Erleben.
Liebe Grüße!
Melande