
Es ist eingebrannt – das Bild, das das Kind von enger Zweierbeziehung hat. Das Grundgefühl, das es in Zweierbeziehungen hat, ist damals entstanden. Gequetschtwerden. Angriff. Hölle. Scham. Sexuelle Erregung. Kampf. Druck. Qual. Anstrengung. Entsetzen, dass so etwas mit einem gemacht wird. Alleingelassenwerden. Entfremdung. Hass. Zerstörung. Lust an der Qual. Gnadenlose Be-handlung. Bei jedem Mal wird’s schlimmer.
Die Mutter, sie ist erregt, sie schnauft, sie hat das Kind fest im Griff. Ihre Brüste hängen auf dem nackten Kindernacken. Ekelhaft. Sie will das Beste. Sie spürt, es ist falsch. Es sein zu lassen sei auch falsch, hört sie. Sie will die Behinderung aus dem Kind herausgequetschen. Sie hasst das Kind dafür. Sie hört seine Schreie. Sie stellt sich stumm und dumm und taub.
Eingehüllt in Schreie ist auch das Kind. Endlos. Die Schreie aus Mutters Kindheit werden wieder wach. Es muss doch einen Weg aus der Hölle geben! Lass uns herauskommen, indem wir es verstärken. Kein einziger Angriff fällt aus. Gnadenlos. Alle drei Stunden. Über Jahre. Das Kind, es wartet auf einen Menschen, der es der Mutter entreißt, bevor es verkocht.
Hölle ist … keine enge Zweierbeziehung haben zu können.
Das Kind, es ist erwachsen. Wann immer sich jemand ihm nähert, kommen diese schrecklichen Körpergefühle. Unaushaltsame Lebensgefühle. Kein Therapeut versteht. Es ist gequetscht, es kann nichts mehr halten. Weder Speise noch Stuhl noch Urin. Es kann nicht mehr einatmen. Es plärrt. Und redet unverständliches Zeugs. „Verrückt ist die …“ Es flieht nach draußen. Und ist allein. Umbringen will man sich in den Momenten, in denen man spürt: Es ist etwas Unabänderliches in mich eingebrannt, für das es keine Lösung, kein Entrinnen gibt. Es ist unauflösbar. Das Kind, es kann sich Zweierbeziehung nicht anders vorstellen als als Hölle. Das Frühe ist wie ein Fluch in ihm. Es ist entsetzlich. Darf man es so stehen lassen?
Wege heraus. Es können helfen: beständige (Körper-)Meditation, permanente Arbeit daran, in Zweierbeziehung die Körperanspannung herunterzuregulieren, Yoga, Psychoanalyse, das Glück, einen höchst geduldigen Partner zu finden. Jahrelange Arbeit. Körpertherapien sind häufig zu kurz angelegt. Die Beziehung zum Therapeuten wird oft nicht intensiv genug, um das Trauma der „engen Beziehung“ zu bearbeiten.
„Liebe Mütter, wenn Ihr Vojta-Therapie vom Arzt verschrieben bekommt, dann tut es nicht! Lasst es sein!“, möchte ich rufen. „Niemand wird später euer Kind verstehen, wenn es von seinen Qualen berichtet.“
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