
„Glaub doch nicht an den Traumprinzen – sowas gibt’s nicht.“ Dabei handeln alle Märchen davon. Beim Warten auf den Erlöser geht es von Schneewittchen bis Dornröschen auch um Leben und Tod. Warum sträuben wir uns heute so, anzuerkennen, dass ein einziger Mensch für uns den grundlegenden Unterschied machen kann?
Warum gehen einige Kinder aus bestimmten Erfahrungen traumatisiert hervor, während andere bei sehr ähnlichen Erfahrungen gesund bleiben? Weil es bei den Gesunden zumindest einen Menschen gab, dem sich das Kind anvertrauen konnte – sei es ein Nachbar, ein Lehrer oder die Großmutter.
Wenn wir leiden, kann ein warmherziger Blick uns zumindest zeitweise aus unserer Verzweiflung herausholen. Wenn wir absolute Einsamkeit verspüren, kann die Verbindung zu einem einzigen Menschen diese Einsamkeit vergehen lassen. Ein Mensch kann uns dazu verhelfen, dass das Leben für uns wieder einen Sinn macht.
Wenn sich die Mutter nicht um ihr Neugeborenes kümmert, dann stirbt es. Dieses Gefühl, dass ein einziger Mensch für uns eine überlebenswichtige Bedeutung hat, ist tief in uns verankert. Das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann, ist dass ihr Kind stirbt. So eine große Bedeutung hat das Kind, dass das eigene Leben daran zu hängen scheint. Wenn uns unsere große Liebe verlässt, möchten wir sterben.
„Mein Psychoanalytiker hat mir das Leben gerettet“, sagen manche. Dass sich ein Mensch über Jahre fast täglich einem anderen Menschen widmet, kann zu grundlegender Heilung führen. Genauso gut kann ein einziger Mensch auch „alles“ in uns zerstören.
„In Wirklichkeit“, so wissen wir, ist es anders: Wir sind selbstwirksam und autonom, wir haben Freunde, verdienen unser Geld und außerdem gibt es andere Menschen um uns herum. Und doch sind wir vielleicht unausgesprochen in unserem Innersten auf der Suche nach der EINEN Beziehung, die uns den Frieden gibt.
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