• Zur Hauptnavigation springen
  • Skip to main content
  • Zur Hauptsidebar springen
  • Über dieses Blog
  • AGB
  • Datenschutz
  • Kontakt/Impressum

Medizin im Text - Blog

Rund um Psychoanalyse :: Worte statt Pillen

  • Startseite
  • Inhalt
  • Extras
  • Zugang
    • Zugang
    • Login
    • Account
    • AGB
  • Online-Psychotherapie
  • Trauma-Buch
Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Lesetipp: „Das Haut-Ich“ von Didier Anzieu

Lesetipp: „Das Haut-Ich“ von Didier Anzieu

07.03.2019 von Dunja Voos 2 Kommentare

„Le Moi-peau“, „Das Haut-Ich“ erschien erstmals 1985. Der französische Psychoanalytiker Didier Anzieu stellt in seinem Buch eine eher seltene Frage in der Psychoanalyse: Welche Bedeutung hat die Haut für die psychische Entwicklung? Ausgiebig befassen sich Psychoanalytiker mit Körperhöhlen, Darm, Mund, Anus und Genitalien, doch die Haut sei lange Zeit vernachlässigt worden, so Didier Anzieu. Die Haut ist die Hülle, die unsere Körperteile zusammenhält. So, wie die Mutter das Kind in ihren Armen halte und somit seine Körperteile halte, so halte auch die Haut den Körper zusammen – je nachdem, wie ein Kind gehalten und berührt wurde, so werden nach Anzieu auch die psychischen Anteile quasi von einer Hülle mehr oder weniger gut zusammengehalten. Das „Ich“ übernehme psychisch unter anderem die Funktion einer Haut.

„So wie die Haut eine Stützfunktion für das Skelett und die Muskulatur hat, dient das Haut-Ich dem Zusammenhalt [fonction de maintenance] der Psyche.“ Das Haut-Ich, suhrkamp, 6. Auflage 2016: S. 131.

Das Baby in den Armen der Mutter fühle sich zunächst so, als gäbe es nur eine Haut, die beide umhüllte. Spätere Trennungserfahrungen gingen manchmal mit mehr oder weniger bewussten Phantasien der Häutung oder des „Haut-Abziehens“ einher. Didier Anzieu nennt viele beeindruckende Beispiele aus der Kunst, in der dieses Bild des „Haut-Abziehens“ wieder auftaucht.

„Die nächste Stufe (Anmerkung: der Trennung von der Mutter) setzt das schrittweise Aufgeben dieser gemeinsamen Haut und die Anerkennung einer eigenen Haut und eines eigenen Ichs für jeden voraus, was nicht ohne Widerstand und Schmerzen vonstatten geht. Dabei werden die Phantasien der abgezogenen, der geraubten, der geschlagenen oder tödlichen Haut wirksam.“ (S. 89)

Worte umhüllen uns

Anzieu beschreibt auch, wie verstehende, tröstende Worte wie eine zweite Haut empfunden werden können, die sich sanft über den eigenen Körper legt. Musik werde manchmal wie eine „akustische Hülle“ (S. 69) empfunden und Patienten in der Psychoanalyse fühlen sich manchmal so, als ob ein schützender Umhang um sie gelegt würde oder ob eine schützende Haut entstünde.

Anzieu erklärt auch, wie sich in diesem Zusammenhang so mancher „Fell-Fetisch“ oder „Leder-Fetisch“ in der Sexualität verstehen lässt (S. 66).

Berührungen können uns nervös machen oder uns beruhigen – je nachdem, in welcher Beziehung wir zum anderen stehen, wir wir uns insgesamt gerade fühlen oder welche frühen Erfahrungen wir mit Berührung gemacht haben. Die Berührung der Mutter wirkt nicht nur befriedigend auf das Kind, sondern vor allen Dingen auch beruhigend. Beantwortet die Mutter die Äußerungen des Kindes dauerhaft mit nicht gut abgestimmten Berührungen, können anhaltende Irritationen und psychische Störungen beim Kind enstehen. So versteht Didier Anzieu unter anderem auch den Juckreiz als einen Ruf nach Verständnis.

„Juckreiz ist auch Ausdruck des unbändigen Verlangens, vom geliebten Objekt verstanden zu werden.“ S. 52

Das Buch ist sehr empfehlenswert für alle, die sich für die psychische Entwicklung, für Psychoanalyse, Psychosen und Neurosen interessieren. Allerdings ist es aus meiner Sicht oft schwer verständlich geschrieben, weil Anzieu seine weit entwickelten Theorien sehr selbstverständlich beschreibt, ohne zu berücksichtigen, dass der Leser dabei den Faden verlieren könnte, wenn dieses Thema für ihn noch Neuland ist.

Didier Anzieu:
Das Haut-Ich
Suhrkamp-Verlag, 6. Auflage 2016

Verwandte Artikel in diesem Blog:
  • Neurodermitis: aufgekratzt und schwer beruhigt
  • Neurodermitis: Kratzsucht auch durch sexuelle Erregung
  • Neurodermitis und Stillen – kein Stress!
Diesen Beitrag teilen:
  • twittern  
  • teilen  
  • teilen 
  • mitteilen 
  • teilen 
  • E-Mail 

Kategorie: Begriffe, Psychoanalyse Stichworte: Psychoanalyse, Psychosomatik

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Dunja Voos meint

    12.03.2019 um 19:59

    In der Psychiatrie höre ich das seltener, in der Psychoanalyse öfter … Herzliche Grüße, Dunja Voos

  2. Nicoletta22 meint

    12.03.2019 um 16:37

    Gibt es die Begriffe „Psychosen“ und „Neurosen“ in der Psychiatrie noch offiziell? Oder sind diese Begriffe eher in der Psychoanalyse (noch) verbreitet?

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Haupt-Sidebar

Dr med Dunja Voos portrait by BrittaFrenzDr. med. Dunja Voos
*Worte statt Pillen*
Das Blog zur Psychoanalyse
Herzlich willkommen!
www.praxis-voos.de
E-Mail

Ausgezeichnet mit dem Großen Förderpreis 2018 der DPV-Stiftung

Neu: Dunja Voos: Schatten der Vergangenheit


Trauma liebevoll heilen und innere Balance finden. Mehr erfahren …

Suchen & Finden

Das 7-Tage-Angstprogramm

Jeden Tag die eigene Angst ein bisschen besser verstehen. Bei Kauf eines Jahres-Zugangs zum Blog können Sie alle Extra-Texte downloaden – auch das 7-Tage-Programm bei Angststörungen.

Login

 
 
Forgot Password

Blog-Zugang

Durch Kauf eines Blog-Zugangs stehen Ihnen alle Beiträge zur Verfügung.

Schlagwörter

ADHS alleinerziehend Angststörung Atmung Bindung Bion Borderline Buchtipp CoronaPsychologie Denken Depression Diagnostik DPV Einsamkeit Elternkontakt Emotion EmotionaleErnährung Erschöpfung Freud GlossarPsychoanalyse IPA Kinder Kurze_Geschichten Körperkennenlernen Lebenshilfe Medikamente Meditation Nase Persönlichkeitsstörung Psychoanalyse PsychoanalytikerInWerden Psychose Psychosomatik Psychotherapie Psychotherapiepraxis Reizdarm Schlaf Sexueller Missbrauch Technik_Psychoanalyse Traum Trauma VegetativesNervensystem Vojta Yoga Zwang

Psychoanalyse aktuell: Die Online-Zeitung der DPV

Podcast „Rätsel des Unbewussten“

Aspie-Art


Sie sind nur wenige Quadratzentimeter groß und kosten nur wenige Dollar: Die „ACEOs“ (Art Card Originals and Editions) der Malerin Anna Hoff. Mehr auf ebay

texttreff Netzwerk

Neueste Kommentare

  • Martha Grewes Lilienthal bei Scham und unbewusste Phantasie – Scham in der Psychoanalyse
  • Ulrike Stritzel bei Psychotherapieausbildung: Neid zwischen Ärzten und Psychologen
  • Dunja Voos bei Panikserie 1: Panikattacken in der Nacht

PsychoanalytikerIn werden

7 Wie wird man Psychoanalytiker? „Laienanalyse“: Nicht nur Ärzte und Psychologen können Psychoanalytiker werden

Bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) heißt es: „Zulassungsvoraussetzung (zur Ausbildung) ist in der Regel ein abgeschlossenes Hochschulstudium der Medizin oder Psychologie. … Über die Möglichkeiten der Zulassung von Absolventen aus anderen Hochschulbereichen gibt eine individuelle Beratung Auskunft„. Das heißt also: Auch Akademiker*innen anderer Fachrichtungen als die der Medizin und Psychologie können Psychoanalytiker*innen werden. Sie […]

Mehr Beiträge zu diesem Thema lesen ...

© 2021 ·medizin-im-text.de/blog von Dr. med Dunja Voos · 50259 Pulheim · Telefon 02238 / 96 99 666 ·