
(Haupt-Quelle dieses Beitrags: „Medea-Fantasie und Geschlechterspannung“ von Marianne Leuzinger-Bohleber, DGPT-MItgliederRundschreien 3/2018 S. 18- 19, www.dgpt.de/mitgliederbereich) Nach Sigmund Freud gibt es wei Arten von unbewussten Phantasien: Solche, die von jeher unbewusst sind und solche, die einmal bewusst waren und die durch Verdrängung ins Unbewusste gelangt sind.
(Sigmund Freud: Kleine Schriften:
Hysterische Phantasien und ihre Beziehung zur Bisexualität (1908) . Dort heißt es auch: „Die unbewußte Phantasie steht nun in einer sehr wichtigen Beziehung zum Sexualleben der Person; sie ist nämlich identisch mit der Phantasie, welche derselben während einer Periode von Masturbation zur sexuellen Befriedigung gedient hat.“)
Joseph Sandler (1927-1998) und Anne-Marie Sandler (1925-2018) (moderne Freudianer) unterschieden Phantasien, die dem Vergangenheitsunbewussten angehören, und solche, die dem Gegenwartsunbewussten angehören. Phantasien aus dem Vergangangenheitsunbewussten können unter Stress in das Gegenwartsunbewusste aufsteigen.
Die Psychoanalytikerinnen Melanie Klein (1882-1960) und Susan Isaacs (1885-1948) sahen unbewusste Phantasien als den eigentlichen Inhalt des Unbewussten an. Sie gingen davon aus, dass unbewusste Phantasien schon vor dem Spracherwerb existieren. Hingegen ging der Ich-Psychologe Jacob Arlow (1912-2004) davon aus, dass unbewusste Phantasien hauptsächlich verbalen Inhalt hätten.
Verkörperte Erfahrungen
Die moderne Entwicklungspsychologie sieht die unbewussten Phantasien als „Embodied Erfahrungen“ an, also als Erfahrungen, die im Körper gespeichert sind. Dazu gehören auch Erinnerungen an das Primärobjekt (also meistens die Mutter). Hieraus können Phantasien entstehen, die z.B. im Bild der Fruchtbarkeitsgöttin Medea (nach Euripides) wiederzufinden sind (Medea: „Nur Du bist hier fremd in Deinem Hass.“ Zeit.de, 12.10.2018, von Gero von Randow).
Frühkindliche Tagtraumphantasien spiegeln früheste Körperphantasien wider, die etwa im fünften Lebensjahr ins Unbewusste absinken (Marianne Leuzinger-Bohleber). Unbewusste Phantasien könnten z.B. durch Onanie-Phantasien in der Jugend umgeschrieben werden, so Bohleber.
Die Selbstpsychologin Catalina Bronstein meint, dass unsere Erfahrungen mit der Umwelt zu neuen unbewussten Phantasien führen. Unbewusste Phantasien zeigten sich in der Psychoanalyse hauptsächlich über nicht-verbales Geschehen (Catalina Bronstein: Finding Unconscious Phantasy in the Session: Recognizing Form, 2015, www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25990491).
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