
Gefühle sind ja immer „echt“. Sie passen immer zu etwas, das wir gedacht oder im Körper gefühlt haben. Aber manchmal sind wir uns „ganz sicher“, dass der andere uns verstanden hat oder eben nicht. Dass es mit uns den Bach runter geht. Dass wir im Lotto gewinnen werden, dass etwas Schreckliches passiert ist. Am wichtigsten ist es uns aber vielleicht, einschätzen zu können, ob wir uns in den Gefühlen dem anderen gegenüber täuschen oder nicht. Liebt der andere uns oder nicht?
Wenn wir uns in einem Gefühl „ganz sicher“ sind, dann ist es wichtig, skeptisch zu bleiben. Denn in dieses „ganz sicher“ gesellen sich viele Wünsche und Vorerfahrungen aus der Kinder- und Babyzeit. Menschen in einer Psychose sind sich „ganz sicher“, dass sie verfolgt, beäugt oder abgehorcht werden und dass niemand sich „in sie hineinversetzen“ kann. Mit Engelszungen kann man dagegen anreden: Sie sind sich ganz sicher.
Unsere Gefühle sind wie ein Kompass, der nicht ganz, aber ausreichend sicher ist. Hinhorchen, hinspüren, offen und fragend bleiben hilft.
Wir können uns eines Gefühls eher sicher sein, wenn wir etwas unsicher bleiben. „Der andere hat jetzt bestimmt gedacht, dass ich ihm lästig bin.“ Stimmt das? Woran machen wir es fest? Der andere kann ganz anders gedacht und gefühlt haben; diese Möglichkeit besteht immer, denn der andere ist eben ein anderer. Nur er kann sagen, was er fühlt. Andererseits kann sich niemand ganz erfassen und manchmal nimmt ein Außenstehender etwas wahr, das die Person selbst ausblendet.
Wenn wir etwas fühlen, aber uns dennoch durch eine gewisse Unsicherheit tasten können, dann können wir uns eher auf unser Gefühl verlassen. Ob wir getäuscht wurden oder richtig lagen, erfahren wir oft erst im Nachhinein.
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