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Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Langeweile – ein interessantes Gefühl

Langeweile – ein interessantes Gefühl

09.06.2019 von Dunja Voos 1 Kommentar

Spaziergang am Sonntagnachmittag. Stagnation. Unterforderung. Boredom. Ist man gelangweilt, ist man zu müde zum Wachsein und zu wach zum Schlafen. Übelkeit und Langeweile liegen nah beieinander. Wir essen, trinken, schlafen aus Langeweile. Partner schlafen miteinander, Singles masturbieren aus Langeweile. Wir warten darauf, wieder anzuspringen, doch nichts „spricht uns an“. Wir brauchen Resonanz.

Sattsein kann langweiig sein. Nicht wissen, was man morgen zu essen hat, ist oft das Gegenteil von Langeweile. Es ist ein Motor.

Hallo? Jemand da?

Bei Langeweile fehlt uns die Verbindung – zu uns selbst, zum anderen, zu unserer Arbeit. Nachmittage können langweilig sein, aber auch ganze Lebensphasen. Bei der Langeweile ist die Fähigkeit, zu träumen, zugrundegegangen. Die Alpha-Funktion ist nicht mehr vorhanden. Man sitzt „dumm rum“, dabei könnte man doch spazieren gehen, etwas lesen, tanzen gehen. Doch wenn die Fähigkeit zu träumen ausfällt, dann sind wir wie gelähmt und können uns zu nichts aufraffen.

Langeweile entsteht oft durch Deprivation der Sinne. Wer ohne Außenreize in eine dunkle Zelle gesperrt wird, entwickelt Halluzinationen. Unser Gehirn braucht die Außenreize. An Langeweile kann man möglicherweise sterben.

„Alle ham’nen Job, ich hab‘ Langeweile,
keiner hat mehr Bock auf Kiffen, Saufen Feiern,
so ist das hier im Block tagein, tagaus,
halt‘ mir zwei Finger an den Kopf und mach: bäng, bäng, bäng.“
So heißt es in dem Lied „Kids“ (2 Finger an den Kopf) des Rappers Materia, siehe Youtube)

Wenn man wo ist, wo man nicht sein will. Wenn man nicht weg kann. Wenn keiner an einen glaubt, wenn man selbst nicht an sich glaubt, wenn sich niemand für einen interessiert und man seine eigene Neugier unterdrückt, dann ist einem langweilig. Regeln langweilen, Bevormundung langweilt. Man spürt die Magensäure, den faden Geschmack im Mund. Man möchte laufen und kann doch nicht. Abends liegt man mit „Restless-Legs-Syndrom“ im Bett. Ist Langeweile auch eine Frage des Dopamins? Es gibt zwar Antidepressiva, aber keine Antilangeweilika.

Das Schild für „Sackgasse“ ist langweilig“.

Es gibt kein Ziel, kein Ergebnis, kein Fest, auf das man sich freut

In der Psychoanalyse wird es oft langweilig, wenn man versucht, einer Begegnung aus dem Weg zu gehen. Erzählt der Patient nur über eine Begebenheit nach der anderen und klammert er sich selbst oder den Analytiker aus, wird’s langweilig. Sobald der Patient wieder etwas „über sich“ erzählt oder die Beziehung zum Analytiker anspricht, werden beide aufgeweckt. So ist es oft auch in Beziehungen: Sobald wir uns zeigen und uns für den anderen interessieren, sobald wir „wachgeküsst“ werden, geht’s bergauf.G

Langweilig ist es oft auch in klassischen Konzerten, wenn uns die Musik nicht anspricht und sich langsame Sätze bis in alle Ewigkeit ziehen. Der langsame Satz des Mozart-Klarinetten-Konzert ist für mich das vermusikalischte Sinnbild der Langeweile – die langen Töne ziehen sich durch den Unterkiefer und man ist zu gelähmt, um wegzulaufen.

Langeweile, Abhängigkeit, Einsamkeit und Perspektivlosigkeit hängen zusammen. Geldmangel kann Langeweile auslösen, weil man nichts tun kann. Das Ende der Ideen ist langweilig. Wo bleibt die erlösende Kreativität? Manchmal verlieren wir im Beisein anderer den Mut zu unserer eigenen Kreativität. Wir meinen, sie sei irgendwie verboten. Dann wird es uns langweilig – weil wir unser inneres Leben unterdrücken.

Zuviel davon

Langeweile kann sich summieren: Wenn wir lernen, was uns nicht interessiert, einen Beruf ergreifen, der uns nicht liegt, wenn wir mit Hartz IV zu Hause in unserer Hochhauswohnung sitzen müssen, wird’s langweilig. Der vietnamesische Fischer in seiner Nussschale, der jeden Morgen zu seinen Götterstatuen fährt („Vietnams schwimmende Dörfer“, 3SAT), langweilt sich nicht. Auch der Geigenbauer oder die japanischen Muschel-Taucherinnen (Amas) langweilen sich nicht (ARD: Japans tauchende Omas). Freilerner wie Andre Stern („Ich habe nie eine Schule besucht“) langweilen sich im Gegensatz zu Schulkindern nicht. Nicht? Doch, auch sie werden sich ab und an langweilen …

Interessant

Die Nähe zur Natur und Bewegung oder ein Handwerk sind für die Menschen, die sich damit auskennen, interessant. Ein Winter auf der Hallig kann langweilig sein, doch das regelmäßige „Land unter“ bietet immer wieder neue Eindrücke (NDR, Die Nordstory: Land unter auf Hallig Hooge). Das Vertraute macht’s weniger langweilig. Das Tonleiter-Üben und Geige-Erlernen kann langweilig sein, doch wenn man es gemeistert hat, ist es plötzlich interessant.

Yoga kann mal langweilig, mal interessant sein, je nachdem, wie man in die Meditation findet, wie satt, hungrig, müde oder ausgeschlafen man ist, je nachdem, was einen am Tag erwartet oder welche Menschen im Hintergrund an- oder abwesend sind.

Interessant: Auf Französisch gibt es viele Worte für „langweilig“: ennuyeux, assommant, fastidieux, lassant, rasant, sciant, bassant, barbifant, atone, barbant, insipide (lateinisch: insipidus = geschmacklos, ohne Geschmack), plan-plan, tuant (zum Sterben langweilig).

Kurzum: Die Langeweile gehört zu Leben. Sie ist Leere oder unangenehme Fülle, Kribbeln und Einsamkeit und sie „zieht sich wie Kaugummi“. Sie ist eine graue Betonwand, sie ist „langweiliges Licht“ oder schlicht eine „langweilige Uhrzeit“, wo wir zu müde zur Aktivität und zu munter zum Nickerchen sind. Interessant ist es jedoch immer, die Langeweile zu erforschen. Was ist das für ein Gefühl? Wo im Körper spüre ich sie? Was sagen andere über Langeweile? Auf die langweilige Urlaubsreise im Auto folgt irgendwann die schöne Ankunft.

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Dieser Beitrag erschien erstmals am 3.11.2018
Aktualisiert am 9.6.2019

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Kategorie: Begriffe, Lebenshilfe, Psychoanalyse Stichworte: Lebenshilfe, Psychoanalyse

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Kommentare

  1. Eumel meint

    09.06.2019 um 23:17

    Also ich finde Langeweile auch total toll, wenn sie sich mal zeigt. Manchmal gibt es für mich nichts besseres als ein langweiliger Nachmittag. Wenn sich die Zeit wie Kaugummi zieht und einfach nichts passiert. Ich weiß ja aus Erfahrung, das sich die Langeweile nicht ewig hält, das auch immer etwas passieren kann und nicht immer muss das gut sein. Ich bin dann immer dankbar für die Langeweile. Wenn ich dann, beim 10 YouTube Katzenvideo angekommen bin und Anfänge mich frustriert zu fühlen, dann denke ich aber auch „ hey! Jetzt gerade passiert nichts!“ und dann freue ich mich über die Langeweile. :) Danke für den Artikel. Ich habe Langeweile vorher nie negativ betrachtet. Interessant :)

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