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Aktuelle Seite: Startseite / Lebenshilfe / Meine Erfahrungen mit Online-Therapie („Skype-Therapie“)

Meine Erfahrungen mit Online-Therapie („Skype-Therapie“)

09.04.2019 von Dunja Voos Kommentar verfassen

Seit 2018 ist die Beratung und Behandlung von Patienten allein via Internet („Kommunikationsmedien“) für Ärzte nun erlaubt. Insbesondere deutsche Patienten, die im Ausland berufstätig sind, nutzen die Skype- bzw. Online-Therapie. Sie wird meines Wissens von den Krankenkassen bisher noch nicht gezahlt, jedoch bietet sie viele Vorteile.

Ab Skype-Version 14 ist Skypen (Telefonieren und Chatten) auch in der sogenannten „Ende-zu-Ende-Verschlüsselung“ möglich, was wichtig ist für die Einhaltung der ärztlichen Schweigepflicht (siehe § 9 Berufsordnung der Ärzte, § 203 des Strafgesetzbuches, Hinweise und Empfehlungen
zur ärztlichen Schweigepflicht, Datenschutz und Datenverarbeitung in der Arztpraxis, Ärzteblatt 3/2018, PDF).

Derselbe Rahmen

Die Psychotherapie via Skype oder anderen Online-Diensten unterscheidet sich äußerlich für mich und den Patienten in manchen Dingen kaum von einer „echten“ Psychotherapie: Beide erscheinen pünktlich zur selben Zeit. Die Sitzung ist auf 45 bzw. 50 Minuten begrenzt.

Ich selbst schaue, dass ich möglichst immer vom selben Ort aus arbeite, sodass der Patient immer dasselbe Bild vor Augen hat, ähnlich wie wenn er in die Praxis käme. Ich achte ebenso auf Kleidung und Ordnung wie bei regulären psychotherapeutischen Sitzungen. So, wie in der Praxis die Stühle auf den Wohlfühl-Abstand eingerichtet sind, so kann ich auch das Online-Bild vergrößern oder verkleinern, sodass der richtige Abstand hergestellt ist.

Was jedoch meiner Meinung nach zu kurz kommt, sind die Therapieeffekte, die durch körperliche Präsenz und Nähe in einem Raum entstehen. In der Psychotherapie und Psychoanalyse tauchen mitunter starke psychische Anspannungen auf. Ein Wirkfaktor in der Psychoanalyse ist hier die Präsenz: Der Schmerz wird vom Analytiker – auf noch nicht messbare oder ganz verstandene Weise – mitverarbeitet, sodass der Schmerz beim Patienten nach einer Weile nachlassen kann.

Dieser entscheidende psychotherapeutische Effekt ist in der Online-Psychotherapie meines Erachtens deutlich abgeschwächt – möglicherweise deshalb, weil man sich körperlich nicht nahe genug ist. Mitgefühl empfinde ich in „echten“ therapeutischen Sitzungen mitunter stärker. Acuh der Patient als „Empfänger des Mitgefühls“ hat online möglicherweise ein schwächeres Verbundenheitsgefühl oder ein schwächeres Gefühl der Schmerzlinderung, als wenn man sich zusammen in einem Raum befindet.

Andererseits zeigt eine Studie von Sarah L. Master und Kollegen (2009), dass allein das Foto eines nahestehenden Menschen Schmerzen reduzieren kann.

Zeitverschiebungen eröffnen oft viele Möglichkeiten: Manche Patienten finden um 23 Uhr die Ruhe zur Therapie, während ich selbst um 6 oder 7 Uhr morgens oft gut Online-Therapiesitzungen einrichten kann.

Datenschutz

Skype galt bisher nicht als besonders sicher – ab der Version 14 ist jedoch auch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für Chats und Skype-Telefonie möglich (https://support.skype.com/de/faq/FA34824/was-sind-private-skype-unterhaltungen). Zudem gilt die Business-Version von Skype als sicher nach der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) (siehe Diercks Digitalrecht).

„Skype Business“ ist jedoch eher sinnvoll für ganze Teambesprechungen – ob es für das Einzelgespräch mit einem Patienten notwendig ist, finde ich noch fraglich. Zur Zeit kostet Skype Business monatlich etwa 8,80 €. 

Es gibt viele Online-Anbieter, die sich auf Video-Telefonie für Arzt-Patienten-Gespräche spezialisiert haben, z.B. Patientus.de, www.minddistrict.com, ego-session.com oder redmedical.de.

Es gibt auch Programme, bei denen sich Psychotherapeuten anmelden und von dort aus Online-Therapien anbieten können, z.B. bei myonlinetherapie.de. Bei einigen Anbietern können die Psychotherapeuten jedoch nur zu einem unterdurchschnittlichen Honorar ihre Therapien anbieten.

Generell sollten Ärzte und Psychotherapeuten aufpassen, dass sie nicht aus Angst vor möglichen Datenschutzverletzungen zu viel Geld ausgeben. Woher soll ein Psychotherapeut wissen und wie soll er überprüfen können, ob die technischen Versprechungen wirklich greifen?

Was fehlt

Was natürlich enorm fehlt, ist die körperliche Präsenz. Ich empfinde dies oft als schmerzliche Lücke. Wir können den Patienten nicht riechen, kaum den Atem des anderen hören und der Blickkontakt gestaltet sich anders, weil man häufiger auf den Bildschirm blickt anstatt in die Kamera.

Gerade der Körper des anderen spielt in der Psychotherapie jedoch eine enorme Rolle. Allein die köperliche Präsenz eines anderen kann Schmerzen lindern und beruhigen. Viele feine Informationen können nur in direkter körperlicher Nähe übermittelt werden. Was das genau ist, lässt sich vielleicht noch nicht einmal genau sagen, aber es fehlt deutlich etwas – und zwar „etwas“, das in Psychotherapien enorm zur Heilung beiträgt.

Doch immer ist da die Frage: Wird die Internet-Verbindung bestehen bleiben, auch in Now Moments? Die Sorge um die „Verbindung“ schwingt bei Skype- bzw. Online-Kontakten sehr oft mit – möglicherweise könnte sich daraus ein wackeliges Grundgefühl entwickeln. Andererseits merke ich oft, wenn die technische Verbindung gut ist, dass ich darüber gar nicht mehr nachdenke.

Überraschende Gemeinsamkeiten

Trotz der fehlenden Nähe und Wärme eines „echten“ Psychotherapiegespräches, erstaunen mich jedoch immer wieder die Gemeinsamkeiten, die eine Online-Therapie mit der „echten“ Therapie hat.

Beispielsweise ist für die Patienten die Regelmäßigkeit und pünktliche Einhaltung der Termine ebenso wichtig wie bei einer regulären Psychotherapie. „Online-Patienten“ sind bei Unregelmäßigkeiten ebenso verunsichert wie Patienten, die zur Therapie in die Praxis kommen.

Besonders interessant finde ich die Feststellung, dass die Erzählung von Träumen machmal genau so eine Nähe erzeugt wie die echte Präsenz des Patienten. Es ist möglich, dass Therapeut und Patient auch online in einen Zustand der Verbundenheit kommen – insbesondere vielleicht bei Traum-Erzählungen. Auch „Now Moments“ kann es geben, jedoch aus meiner Sicht seltener und weniger intensiv.

Praktikabel

Während ich anfangs oft Skype zur Online-Therapie nutzte, bin ich jetzt aus Datenschutzgründen auf verschiedene andere Programme umgestiegen. Patienten aus dem Ausland schmunzeln manchmal, wenn ich ihnen die verschiedenen Bedenken bei einer Skype-Therapie erläutere. Anscheinend wird dies in anderen Ländern als unbedenklicher angesehen.

Beispielsweise schreibt der Psychoanalytiker Christopher Bollas, dass er in seinem abgelegenen Haus in Nord-Dakota etwa die Hälfte der Zeit mit Skype-Psychoanalysen verbrachte. Er schreibt in seinem Buch „Wenn die Sonne zerbricht“ von einer Skype-Analyse mit einer psychotischen Patientin, die fünfmal pro Woche über mehrere Jahre stattfand.

Fazit: Bei der Skype-Therapie fehlt viel und der therapeutische Effekt ist aus meiner Sicht deutlich geringer als bei körperlicher Anwesenheit von Patient und Therapeut in einem Raum.

Dennoch bin ich oft erstaunt, wie groß der Effekt von Online-Sitzungen sein kann. Oft bin ich überrascht vom Grad der Verbundenheit und des Nähe-Gefühls trotz der Distanz.

Sicher ist die Online-Therapie eine gute Alternative für Patienten, die beruflich sehr eingespannt sind oder im Ausland leben. Häufig ist sie auch eine Vorstufe der „echten“ Psychotherapie.

Manche Patienten spüren die Wirksamkeit und wünschen sich dann die echte Psychotherapie, für die viele oft dann die Zeit finden, wenn sie plötzlich ahnen, wieviel ihnen so eine Psychotherapie bringen kann.

Dieser Beitrag bezieht sich ausdrücklich auf psychotherapeutische Gespräche einmal pro Woche. Eine Psychoanalyse via Internet könnte ich mir persönlich nur vorstellen, wenn ich abgeschieden leben würde und auch für den Patienten die Online-Analyse die einzige Möglichkeit wäre. Der Körper spielt eine zu große Rolle, sodass man Psychoanalysen via Internet meiner Meinung nach nur in ganz besonderen Ausnahmefällen in Betracht ziehen sollte.

In manchen Ländern, in denen Psychoanalytiker kaum verfügbar sind, werden Online-Psychoanalysen durchgeführt. Dabei liegt der Patient z.B. auf der Couch und die Kamera wird so hinter die Couch gestellt, dass der Analytiker an seinem Bildschirm dieselbe Sicht auf den Patienten hat wie er sie hätte, wenn er im Sessel dahinter säße. Was durch „Virtual-Reality“ (VR) hier noch möglich werden wird, bleibt abzuwarten.

Was bleibt, ist der eigene Körper, die eigene Psyche und die Wahrnehmung. Egal, wie man online therapiert: Es wird etwas Entscheidendes fehlen: die leibliche Beziehung zweier Menschen in einem Raum.

Seit 2018 ist die ärztliche Behandlung via Internet („Kommunikationsmedien“) erlaubt: §7 Abs. 4 der Berufsordnung für Ärzte der Bundesärztekammer.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

  • 64 Wie wird man Psychoanalytikerin? Supervision via Skype – eine Frage der Energie
  • Zwei Körper in einem Raum
  • Berührung gleicht Herzschlag und Atmung zwischen zwei Menschen aneinander an
Literatur:

Chiara F. Sambo et al. (2010):
Knowing you care: Effects of perceived empathy and attachment style on pain perception.
PAIN®, Volume 151, Issue 3, December 2010, Pages 687-693
doi.org/10.1016/j.pain.2010.08.035
www.sciencedirect.com/science/article/pii/S030439591000518X

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 20.10.2018
Aktualisiert am 9.4.2019

(Beitrag registriert bei VG-Wort: 51e85f932e3544898f1da5e94779bc34)

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Kategorie: Lebenshilfe, Psychoanalyse, Psychotherapie Stichworte: Lebenshilfe, Psychoanalyse, Psychotherapie

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