
Die Schematherapie gehört zur Dritten Welle der Verhaltenstherapie. Hier wird die Kindheit stark berücksichtigt. Schematherapeuten gehen davon aus, dass es „Lebensfallen“ (Schemata) gibt, die uns immer wieder behindern und die im Laufe unserer Entwicklung entstanden sind. (Dies entspricht dem Begriff der „Fixierung“ in der Psychoanalyse.)
Es gibt 18 Schemata (gut aufgelistet auf der Website der Psychotherapeutin Ellen Gross) und unzählige Modi, also Arten des Umgangs mit unseren Hemmnissen.
Während ein „Schema“ eher etwas Tiefsitzendes ist, das in der Kindheit entstanden ist (ein „Trait“), ist der „Modus“ etwas später Hinzugekommenes – etwas, das der Patient weiter aus seinem Schema entwickelt hat (ein „State“).
Zu den Grundmodi gehören der Kindmodus, der Bewältigungsmodus (z.B. Überkompensation), der schädigende Elternmodus und der Modus des gesunden Erwachsenen.
Begründer der Schematherapie ist Jeffrey Young (siehe schematherapysociety.org).
Der Schematherapeut Dr. med. Eckhard Rödiger beschreibt die Schema-Therapie in einem Video (siehe unter). Die Schematherapie steht auf drei Beinen – dies sind:
- Das Modell, auf das alle Interventionen verwendet wird. Es finden sich Elemente der Konsistenztheorie von Klaus Grawe (siehe psychowissen), der Plan-Analyse nach Franz Caspar (siehe Wikipedia), der Entwicklungstheorie nach Jean Piaget (siehe Lern-Psychologie.de) und der Polyvagaltheorie nach Stephen Porges.
- Erlebnisaktivierende Techniken, übernommen aus der Gestalttherapie und dem Psychodrama und an die Schematherapie angepasst.
- Beziehungsgestaltung: Der/Die TherapeutIn ist pädagogisch ausgerichtet und übernimmt die Elternrolle – zuerst beschützend, späterhin fördernd und zur Selbstständigkeit ermutigend. In der Therapie wechseln sich Erlebnis-Ebene und Reflexions-Ebene ab: Zuerst sind Therapeut und Patient im Erleben und danach sprechen sie über das gemeinsame Erleben. (Dieser Wechsel zwischen Erlebens- und Reflexionsebene ist auch charakteristisch für die Psychoanalyse).
So sieht die Schematherapie aus
Zur Schematherapie gehören unter anderem diese Elemente: Warmherzigkeit des Therapeuten, flexible Termine, Imaginationsübungen, Selbstsicherheitstraining, Exposition, Kognitive Umstrukturierung sowie Psychoedukation.
Die Schematherapie wird in drei Phasen eingeteilt: In der Anfangsphase findet die Diagnostik, Problem-Einschätzung und Edukation (Erklärungen zur Störung) statt. Die zweite Phase ist die „Phase der Veränderung“, in der an den Problemen gearbeitet wird. In der Schlussphase soll das Erlernte in den Alltag übertragen werden. Die Schematherapie kann mehrere Jahre dauern. Im Durchschnitt findet die Therapie zweimal pro Woche im Sitzen statt.
Was ist ein Schema?
Eckhard Rödiger erklärt im Video, dass der Begriff „Schema“ mit verschiedenen Begriffen zusammenhängt: mit dem Begriff der „inneren Repräsentanz“ oder dem „Muster“ in der Tiefenpsychologie, dem Schemabegriff von Aaron Beck (siehe Schema Change Processes in cognitive therapy, PDF), dem Schemabegriff von Klaus Grawe und der kognitiven Struktur von Jean Piaget und dem Begriff „Skript“ der Transaktionsanalyse nach Eric Berne. Eine Beziehungserfahrung, die sich verfestigt hat, die „geronnen“ ist, zeigt sich auch körperlich in neuronalen Erregungsmustern.
Was ist der Modus?
„Der Modus ist das, was man sieht“, erklärt Eckhard Rödiger. Hinter dem Modus steckt das Schema.
Von einem Modus (z.B. „Ich fletsche die Zähne“) kann man nicht automatisch auf ein bestimmtes Schema rückschließen. Das Schema ist verborgen. Es kann sein, dass ein überängstlicher Mensch die Zähne fletscht, weil er seine Angst kompensiert, es kann aber auch sein, dass wir einem aggressiven, siegesgewissen Menschen gegenüberstehen.
Es gibt eigentlich undendlich viele Modi, aber drei bis vier Grundmodi:
- Kind-Modi (Zorro-Modus, Verpisser-Modus …) (Modi = Mehrzahl von Modus)
- Innere-Bewerter- und Elternmodi
- Bewältigungsmodi
Mein Eindruck von der Schematherapie aus psychoanalytischer Sicht
Zwar spricht die Schematherapie davon, dass man ins Erleben kommen möchte, doch erscheint mit das Ganze sehr „gewollt“, hektisch und „bewusst denkend“. Mir fehlt wieder der Teil, in dem sich im Hier und Jetzt langsam ein Gefühl zwischen Therapeut und Patient wirklich ausbreiten kann. Ich verspüre hauptsächlich Widerstand und Ärger, wenn ich so einer Therapie beiwohne oder sie in einem Video sehe. Es macht sich bei mir ein Gefühl der „Unechtheit“ breit – im Unbewussten des Patienten läuft vielleicht die ganze Zeit etwas völlig anderes ab. Er scheint mir häufig „überfahren“ zu werden. Das Äußere stimmt nicht mit dem momentan Inneren des Patienten überein, so mein Eindruck.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 20.9.2016
Aktualisiert am 3.2.2019
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