• Zur Hauptnavigation springen
  • Skip to main content
  • Zur Hauptsidebar springen
  • Über dieses Blog
  • AGB
  • Datenschutz
  • Kontakt/Impressum

Medizin im Text - Blog

Rund um Psychoanalyse :: Worte statt Pillen

  • Startseite
  • Inhalt
  • Extras
  • Zugang
    • Zugang
    • Login
    • Account
    • AGB
  • Online-Psychotherapie
  • Trauma-Buch
Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / 96 Wie wird man PsychoanalytikerIn? Die Toilette des Analytikers

96 Wie wird man PsychoanalytikerIn? Die Toilette des Analytikers

19.01.2019 von Dunja Voos 1 Kommentar

„Off the couch, into the toilet“ – so nennt die britische Psychoanalytikerin Alessandra Lemma ihren Beitrag über die Bedeutung der Toilette in der Psychoanalyse („Exploring the psychic uses of the analytst’s toilet“, download here). Sie beschreibt, auf welche unterschiedliche Weise verschiedene Patienten die Toilette der Psychoanalyse-Praxis nutzen und wie die Nutzung in der Analyse verstanden werden kann. (Text & Bild: © Dunja Voos)

Die Toilette des „Anal-ytikers“

„Sie dürfen diesen Text nicht veröffentlichen. Grund: verdächtiger Inhalt“. Diese Fehlermeldung erhielt ich einst auf einem Internet-Portal, nachdem ich das Wort „Psychoanalyse“ geschrieben hatte. Der Wortteil „anal“ wurde als „verdächtig“ eingestuft.

Während der eine Patient mit einem Reizdarmsyndrom die Toilette ständig und plötzlich benutzt, kommt eine andere Patientin zwei Jahre lang in die Analyse, ohne überhaupt zu registrieren, dass es in der Praxis eine Toilette gibt. Für die Patienten ist die Toilette nicht einfach eine „Praxis-Toilette“, sondern „die Toilette des Analytikers“. „Auf der Toilette lassen wir Dinge raus, die wir vor niemand anderem rauslassen würden“, schreibt Lemma.

Der Körper ist König

Die Toilette spiegelt wider, wie sehr wir uns unter der „Herrschaft des Körpers“ befinden – mit all seinen „Unannehmlichkeiten, Sekreten, Öffnungen und Gerüchen“. Die Toilette hat eine besondere Bedeutung, sie ist „in den Gedanken des Patienten kein neutraler Ort“, schreibt Lemma. Gleichzeitig ist die Toilette aber doch ein neutraler Ort, der nicht wertet, nicht urteilt. Alles ist erlaubt. Es wäre so schön, wenn der Analytiker auch so empfunden werden könnte: als ruhig, aufnehmend, „sauber“.

Wenn der braune Dreck weg muss, aber nicht ausgesprochen werden kann, bleibt oft nur noch die Toilette. Unbewusste Phantasien können sehr kompliziert sein.

Was Patienten nicht in die Beziehung zum Analytiker einbringen können, tragen sie möglicherweise in die Toilette. Sie befreien sich wortwörtlich von dem, was in ihnen ist und was sie als nicht akzeptabel empfinden. In der Toilette landet der „dreckige“ Teil des Selbst. Besonders Patienten, die die Beziehung zum Analytiker „rein“ halten wollen, gehen lieber auf die Toilette, bevor ihre für sie nicht akzeptablen Gedanken und Gefühle aus ihnen herauslaufen.

Angst

Wer zur Toilette muss, ist in dem Moment „nicht ganz dicht“. Oft spielen große Ängste dabei eine Rolle, das nicht-Akzeptable nicht länger bei sich zu halten. Manchmal befürchten die Patienten, sie könnten mit dem, was in ihnen ist, dem Analytiker Schaden zufügen. Dabei ist ihnen zunächst oft gar nicht bewusst, wie genau diese „dreckigen“ seelischen Inhalte aussehen. Der körperliche Inhalt spiegelt den seelischen Inhalt wider.

Von sich geben und für sich behalten

Für kleine Kinder ist es ein großer Gewinn an Freiheit, wenn sie Herr über ihre körperlichen Inhalte werden und selbst entscheiden können, wann sie etwas von sich geben und wann sie es „für sich“ behalten. Sie erreichen somit ein neues Stadium der Autonomie, in dem ihnen auch bewusst wird, dass sie selbst und andere einen privaten Raum brauchen.

Interessant dabei ist, dass die Worte „Sekret“, also „Ausscheidung“, und „secret“, also „geheim“, zusammenhängen. Was wir zurückhalten, ist unser Geheimnis.

Aufgeladen

Wenn Eltern zu aufdringlich sind, und ihren Kindern keine Privatsphäre gönnen, wenn sie immer wieder die körperlichen und psychischen Grenzen des Kindes durchbrechen, dann kann das Kind unter Umständen eine (erotisch) aufgeladene Beziehung zu seinen Ausscheidungen bekommen. Menschen, denen es so geht, empfinden oft tiefste Scham darüber. Das zur Sprache zu bringen, erfordert so viel Mut, dass es über die eigenen Kräfte gehen kann. Ist das nicht mehr auszuhalten, bleibt ihnen manchmal nur noch die Flucht auf die Toilette. Doch langsam können die Hintergründe in der Analyse zur Sprache gebracht werden, was häufig dazu führt, dass der Drang, zur Toilette zu gehen, nachlässt.

Auf der Toilette sind alle gleich

Die Phantasien, die auf der Toilette entstehen, drehen sich oft um die Themen Grenzen und Grenzenlosigkeit, um Beobachten und Beobachtet-werden. So sehr die Patienten darunter leiden, während der Stunde auf die Toilette gehen zu müssen, so kann auch ein kleiner „Lustgewinn“ darin verborgen sein: In dem Moment der Getrenntheit können sich Analytiker und Patient in der Phantasie ganz nah sein. Phantasien um Nacktheit und Gleichheit können auftauchen.

Die Toilette nimmt den Schmutz auf

Die Toilette dient dem Patienten dabei auch als „Container“ für seine Inhalte, die er vor dem Analytiker nicht loswerden kann oder möchte. Sie kann als erste Stufe zu einer weiteren Entwicklung dienen. Sobald die Patienten die Toilette des Analytikers als sicheren Container wahrnehmen, kann es im Laufe der Zeit dazu kommen, auch den Analytiker als sicheren Ort und Container für aggressive und abstoßende psychische Inhalte zu nutzen. Will heißen: Der Patient traut sich mit der Zeit möglicherweise immer mehr, über seine peinlichen, abstoßenden, ekeligen, schambesetzten und aggressiven Gedanken und Gefühle mit dem Analytiker zu sprechen. Alessandra Lemma schreibt am Ende:

„The physical space of the toilet provides a safe container where parts of the self felt to be dirty and unacceptable leak out through body waste and its odors before they can become integrated into the analytic relationship.“
„Der physische Raum der Toilette stellt einen sicheren Container dar, in dem die Teile des Selbst, die als dreckig und inakzeptabel empfunden werden, in Form von körperlichen Ausscheidungen und Gerüchen nach außen gelangen, bevor sie in die analytische Beziehung integriert werden können.“ (Alessandra Lemma: „Off the couch, into the toilet“)

Verwandte Artikel in diesem Blog:

  • Beim Psychotherapeuten zur Toilette gehen?
  • Reizdarmsyndrom (IBS) – ein Beziehungsproblem
  • Containment
  • Der Pups in der Kommunikation
  • 97 Sich mit dem Aversiven auseinandersetzen

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 10.12.2015
Aktualisiert am 19.1.2020

Diesen Beitrag teilen:
  • twittern  
  • teilen  
  • teilen 
  • mitteilen 
  • teilen 
  • E-Mail 

Kategorie: Begriffe, Psychoanalyse, Psychoanalytiker_Werden Stichworte: Psychoanalyse, PsychoanalytikerInWerden, Reizdarm

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Christianius meint

    10.12.2015 um 18:06

    Guten Abend

    Aber Ethisch und moralisch ist das „Benutzen“ eines Menschen fragwürdig Ausrufezeichen

    Idealisierung+Abwertung=unreife unrealistische Abwehr

    MG :-|

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Haupt-Sidebar

Dr med Dunja Voos portrait by BrittaFrenzDr. med. Dunja Voos
*Worte statt Pillen*
Das Blog zur Psychoanalyse
Herzlich willkommen!
www.praxis-voos.de
E-Mail

Ausgezeichnet mit dem Großen Förderpreis 2018 der DPV-Stiftung

Neu: Dunja Voos: Schatten der Vergangenheit


Trauma liebevoll heilen und innere Balance finden. Mehr erfahren …

Suchen & Finden

Das 7-Tage-Angstprogramm

Jeden Tag die eigene Angst ein bisschen besser verstehen. Bei Kauf eines Jahres-Zugangs zum Blog können Sie alle Extra-Texte downloaden – auch das 7-Tage-Programm bei Angststörungen.

Login

 
 
Forgot Password

Blog-Zugang

Durch Kauf eines Blog-Zugangs stehen Ihnen alle Beiträge zur Verfügung.

Schlagwörter

ADHS alleinerziehend Angststörung Atmung Bindung Bion Borderline Buchtipp CoronaPsychologie Denken Depression Diagnostik DPV Einsamkeit Elternkontakt Emotion EmotionaleErnährung Erschöpfung Freud GlossarPsychoanalyse IPA Kinder Kurze_Geschichten Körperkennenlernen Lebenshilfe Medikamente Meditation Nase Persönlichkeitsstörung Psychoanalyse PsychoanalytikerInWerden Psychose Psychosomatik Psychotherapie Psychotherapiepraxis Reizdarm Schlaf Sexueller Missbrauch Technik_Psychoanalyse Traum Trauma VegetativesNervensystem Vojta Yoga Zwang

Psychoanalyse aktuell: Die Online-Zeitung der DPV

Podcast „Rätsel des Unbewussten“

Aspie-Art


Sie sind nur wenige Quadratzentimeter groß und kosten nur wenige Dollar: Die „ACEOs“ (Art Card Originals and Editions) der Malerin Anna Hoff. Mehr auf ebay

texttreff Netzwerk

Neueste Kommentare

  • Martha Grewes Lilienthal bei Scham und unbewusste Phantasie – Scham in der Psychoanalyse
  • Ulrike Stritzel bei Psychotherapieausbildung: Neid zwischen Ärzten und Psychologen
  • Dunja Voos bei Panikserie 1: Panikattacken in der Nacht

PsychoanalytikerIn werden

7 Wie wird man Psychoanalytiker? „Laienanalyse“: Nicht nur Ärzte und Psychologen können Psychoanalytiker werden

Bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) heißt es: „Zulassungsvoraussetzung (zur Ausbildung) ist in der Regel ein abgeschlossenes Hochschulstudium der Medizin oder Psychologie. … Über die Möglichkeiten der Zulassung von Absolventen aus anderen Hochschulbereichen gibt eine individuelle Beratung Auskunft„. Das heißt also: Auch Akademiker*innen anderer Fachrichtungen als die der Medizin und Psychologie können Psychoanalytiker*innen werden. Sie […]

Mehr Beiträge zu diesem Thema lesen ...

© 2021 ·medizin-im-text.de/blog von Dr. med Dunja Voos · 50259 Pulheim · Telefon 02238 / 96 99 666 ·