• Zur Hauptnavigation springen
  • Skip to main content
  • Zur Hauptsidebar springen
  • Über dieses Blog
  • AGB
  • Datenschutz
  • Kontakt/Impressum

Medizin im Text - Blog

Rund um Psychoanalyse :: Worte statt Pillen

  • Startseite
  • Inhalt
  • Extras
  • Zugang
    • Zugang
    • Login
    • Account
    • AGB
  • Online-Psychotherapie
  • Vojta-Buch
  • Trauma-Buch
Aktuelle Seite: Startseite / Psychoanalyse / Das Problem bei sexuellem (Kindes-)Missbrauch: die erotische Komponente

Das Problem bei sexuellem (Kindes-)Missbrauch: die erotische Komponente

28.03.2019 von Dunja Voos 3 Kommentare

April_2015_033_klein

Sexueller (Kinde-)Missbrauch kommt in unzähligen Farben und Varianten vor. Er kann von Partnern, Vätern, Müttern, Großeltern, Geschwistern und anderen Menschen ausgehen. Er ist meistens umso schlimmer, je näher der Täter dem Opfer steht. Sexuelle Gewalt, die von der Mutter ausging, kann besonders schlimm sein. Sexueller Missbrauch ist schlecht und ekelig. Die Opfer sind echte Opfer und verabscheuen selbst, was ihnen passiert ist. Das ist ein Teil. Was die Sache aber so ungeheuer schwierig macht, ist die „lustvolle“ Komponente dabei.

Medien verwirren die Opfer

Die Schuldgefühle der Opfer werden durch die Medien oft dadurch geschürt, dass sie sagen, die Opfer hätten „keine Schuld“. Die Betroffenen aber haben Schuldgefühle und sie glauben dann, ihre Gefühle seien „falsch“.

Die Betroffenen fühlen sich schuldig, weil sie sich doch irgendwie beteiligt fühlen. Sie meinen, sie müssten akrobatische Gedankenverrenkungen vollbringen, damit sie den Missbrauch endlich als voll und ganz schlecht erinnern und empfinden können. Dabei empfinden manche auch dies: dass sie – je nach Art und Form des Missbrauchs – als Kind manchmal auch die Situation selbst aufgesucht haben. Es war ihnen lieber, die Kontrolle zu behalten, als überfallen zu werden und manchmal suchten sie die Situation auf, weil sie ansonsten gar keine Zuwendung erfuhren und schließlich, weil fatalerweise ein Funken Lustvolles an der Sache war. Gerade Kinder, die unter besonders lieblosen Eltern litten, fanden in der Missbrauchssituation – je nachdem, wie sie geartet war – auch Momente der Zuneigung.

Besonders in der Gruppenpsychotherapie ist es schwer, über sexuellen Missbrauch zu sprechen, denn auch in der Gruppe kann bei den Mitgliedern sexuelle Erregung und Lust entstehen. Es ist wichtig, dass der Therapeut hier sensibel ist und dass man auch darüber sprechen kann.

Nicht wenige Patienten offenbaren in der Psychoanalyse, dass sie sich so furchtbar schuldig fühlen, weil sie eben nicht alles nur als „Igitt“ empfunden haben, sondern weil es auch Momente gab, die sie selbst als reizvoll und erotisch empfanden. Das Problem ist, dass sie selbst dieses Lustempfinden als „krankhaft“ verstehen, dabei ist es ja ein gesunder Teil in ihnen, der jedoch ganz furchtbar missbraucht wurde.

Alles falsch

Sexueller Missbrauch ist Sexualität am falschen Ort, zwischen den falschen Menschen, zur falschen Zeit. Die furchtbare Situation kann gemischt sein mit lustvollen Gefühlen. Diese Gefühle können in großer Not entstehen, weil sich Körper und Seele auf diese Weise zu schützen versuchen. Es ist nicht immer so, aber bei manchen Betroffenen kommt es vor, dass sie eben auch Lust empfinden und dass sie sehr verwirrt sind von ihren Gefühlen.

Ähnlich, wie der Körper bei zu großen körperlichen Schmerzen „abschaltet“ und ohnmächtig wird, so kann die Psyche zu große Qual oder Verwirrung „umswitchen“ lassen in „Lust“, damit sie es überhaupt aushält. Davon berichten beispielsweise Erwachsene, die als Kinder durch die Vojta-Therapie oder Festhaltetherapie gequält waren.

Die Opfer verbieten sich generell die Lust

Die Opfer leiden in der Folge jahre- und jahrzehntelang unter Schuldgefühlen, sobald auch nur die geringsten Gefühle des vermeintlichen „Genusses“ oder „Gefallens“ auftauchen. Die furchtbare Folge: Die Opfer verbieten sich später generell Genuss, Wohlgefühl und Lust, weil sie damals am falschen Ort, mit dem falschen Menschen, zur falschen Zeit empfunden wurden. Viele fragen sich dann ängstlich: „Bin ich pervers?“

Das Problem: Viele Opfer verbieten sich auch dann Lust und Neugier, wenn sie angemessen wäre – wenn sie am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, zusammen mit dem richtigen Menschen auftauchen würden.

Vom Schulsport bis zum Arztbesuch: alles kompliziert

Das Problem wird offensichtlich, sobald die Betroffenen als Jugendliche einen Tanzkurs besuchen, wenn sie auf Partnersuche gehen, wenn sie im Sportunterricht sind, wenn sie in den Urlaub fahren, wenn sie zum Arzt müssen. Alle Situationen, die auch nur im Entferntesten an Körperlichkeit, Nähe, Erotik, Genuss und Sexualität erinnern, werden so zu einer furchtbar komplizierten Sache. Zu einer Drangsal.

Viele Opfer sexuellen Missbrauchs vermeiden Situationen von körperlicher Nähe. Nicht nur, um nicht an das Ekelhafte erinnert zu werden, sondern auch, um nicht an ihre eigene, furchtbar verwirrende Lust erinnert zu werden. Denn die ist in ihren Augen in jedem Fall verwerflich und mit Schuld und Scham belastet. Dieses undurchschaubare Gewirr aus echten Gefühlen und moralischen Vorstellungen wieder zu entwirren, ist für die Betroffenen oft eine jahrzehntelange und belastende Aufgabe.

Verwandte Artikel in diesem Blog:
  • Sexueller Missbrauch im Nebel
  • „Du bist nicht schuld!“ Frau-TV-Kampagne – kann sie entlasten?
  • Masochistischer Triumph
  • Pädophilie – die Angst vor der „gleich großen“ Beziehung
  • Feuchtwerden als Reflex bei sexueller Gewalt

Dieser Beitrag erschien erstmals am 16.4.2015
Aktualisiert am 28.3.2019

Diesen Beitrag teilen:
  • twittern  
  • teilen  
  • teilen 
  • mitteilen 
  • teilen 
  • E-Mail 

Kategorie: Psychoanalyse, Sexueller Missbrauch Stichworte: Psychoanalyse, Sexueller Missbrauch

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Dunja Voos meint

    28.03.2019 um 11:09

    Vielen lieben Dank, Redberry, für Ihren Kommentar, der nachdenklich macht.

  2. Redberry meint

    28.03.2019 um 10:28

    So entstand bei mir Eckel vor eigenem Körper und dann Verlust vom Körpergefühl. Nur Schmerz war etwas, was ich mir „erlaubte“. Deswegen verletzte ich mich selbst, sabotierte mich selbst und am Ende versuchte, mich umzubringen. Der Scham spielte dabei entscheidende Rolle.

  3. leighanne meint

    08.02.2016 um 21:20

    Danke für diesen Artikel, den ich als sehr entlastend empfinde!

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Haupt-Sidebar

Dr med Dunja Voos portrait by BrittaFrenzDr. med. Dunja Voos
*Worte statt Pillen*
Das Blog zur Psychoanalyse
Herzlich willkommen!
www.praxis-voos.de
E-Mail

Ausgezeichnet mit dem Großen Förderpreis 2018 der DPV-Stiftung

Neu: Dunja Voos: Schatten der Vergangenheit


Trauma liebevoll heilen und innere Balance finden. Mehr erfahren …

Suchen & Finden

Das 7-Tage-Angstprogramm

Jeden Tag die eigene Angst ein bisschen besser verstehen. Bei Kauf eines Jahres-Zugangs zum Blog können Sie alle Extra-Texte downloaden – auch das 7-Tage-Programm bei Angststörungen.

Login

 
 
Forgot Password

Blog-Zugang

Durch Kauf eines Blog-Zugangs stehen Ihnen alle Beiträge zur Verfügung.

Schlagwörter

ADHS alleinerziehend Angststörung Atmung Bindung Bion Borderline Buchtipp CoronaPsychologie Denken Depression Diagnostik DPV Einsamkeit Elternkontakt Emotion EmotionaleErnährung Erschöpfung Freud GlossarPsychoanalyse IPA Kinder Kurze_Geschichten Körperkennenlernen Lebenshilfe Medikamente Meditation Nase Persönlichkeitsstörung Psychoanalyse PsychoanalytikerInWerden Psychose Psychosomatik Psychotherapie Psychotherapiepraxis Reizdarm Schlaf Sexueller Missbrauch Technik_Psychoanalyse Traum Trauma VegetativesNervensystem Vojta Yoga Zwang

Psychoanalyse aktuell: Die Online-Zeitung der DPV

Podcast „Rätsel des Unbewussten“

Aspie-Art


Sie sind nur wenige Quadratzentimeter groß und kosten nur wenige Dollar: Die „ACEOs“ (Art Card Originals and Editions) der Malerin Anna Hoff. Mehr auf ebay

texttreff Netzwerk

Neueste Kommentare

  • Dunja Voos bei Persönlichkeitsstörungen: Die Betroffenen wirken gesund, die Umwelt leidet
  • Lisa bei Persönlichkeitsstörungen: Die Betroffenen wirken gesund, die Umwelt leidet
  • modean bei Containment: Gefühle wollen gehalten werden

PsychoanalytikerIn werden

7 Wie wird man Psychoanalytiker? „Laienanalyse“: Nicht nur Ärzte und Psychologen können Psychoanalytiker werden

Bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) heißt es: „Zulassungsvoraussetzung (zur Ausbildung) ist in der Regel ein abgeschlossenes Hochschulstudium der Medizin oder Psychologie. … Über die Möglichkeiten der Zulassung von Absolventen aus anderen Hochschulbereichen gibt eine individuelle Beratung Auskunft„. Das heißt also: Auch Akademiker*innen anderer Fachrichtungen als die der Medizin und Psychologie können Psychoanalytiker*innen werden. Sie […]

Mehr Beiträge zu diesem Thema lesen ...

© 2021 ·medizin-im-text.de/blog von Dr. med Dunja Voos · 50259 Pulheim · Telefon 02238 / 96 99 666 ·