
„Du musst doch wissen, was Du willst!“, höre ich. „Ja hast Du denn gar keinen Plan?“ Nein. Ich weiß es eben nicht. Schon eine geraume Weile nicht. „Woher soll denn Dein Geld kommen? Welche Stelle willst Du denn? Oder willst Du lieber selbstständig sein? Was meinst Du – werden die Kassen die Psychotherapie-Anträge bewilligen? Willst Du da eigentlich immer wohnen bleiben? Hast Du schon das Ergebnis Deiner Untersuchung? Meinst Du, Du hältst das kräftemäßig durch?“ Und die freudige Antwort ist immer wieder: Ich weiß es nicht.
Der Mensch denkt, Gott lenkt. Manchmal fühlen wir uns gedrängt, uns zu entscheiden, die Richtung zu kennen und die Dinge zu wissen. Einen Plan zu haben. Doch wie oft wissen wir es eben nicht. „Unsicherheit entsteht durch Nicht-Wissen“, höre ich Psychotherapeuten sagen. Aber ist es so?
Schauen und warten
Oft müssen wir doch einfach warten. Darauf, dass sich ein Gesetz ändert, damit wir weiterkommen. Darauf, dass in uns ein Wunsch entsteht oder eine Gewissheit. Darauf, dass wir überhaupt eine wichtige Frage stellen können oder einer Antwort begegnen – in Form eines Bildes, eines Buches, einer Bewegung oder eines Gesprächs. Wir setzen uns viel zu oft selbst unter Druck. Doch das Leben ist wie die Verdauung und das Einschlafen: Man kann es kaum bewusst beschleunigen. Irgendwann meldet „Es“ sich von selbst. Und dann können wir ungeheuer zielstrebig sein – mit dieser Sicherheit, die aus uns selbst kommt.
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