„Sind Sie denn ohne Kassenzulassung eine echte Psychotherapeutin?“

Als ich noch keinen Doktortitel hatte, wurde ich manchmal gefragt, ob ich denn „echte Ärztin“ sei. Nun erfahre ich eine neue Version: Ohne Kassensitz werde ich oft gefragt, ob ich denn echte Psychotherapeutin sei. Ja. Ich bin vom Grundberuf Fachärztin für Arbeitsmedizin. Ich habe eine Zusatzweiterbildung „Psychotherapie“ abgeschlossen (in einem Institut der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung) und arbeite als Psychotherapeutin in meiner Privatpraxis.

Das Schlagwort „zugelassen“ ist verwirrend. Die Krankenkassen können einen Psychotherapeuten zur Versorgung von gesetzlich krankenversicherten Patienten „zulassen“. Das heißt: Die Psychotherapie wird von den Kassen gezahlt. Daneben gibt es aber die Ärztekammern und Psychotherapeutenkammern, die den Arzt bzw. Psychologen zur psychotherapeutischen Behandlung von Patienten „zulassen“. 

Viele Psychotherapeuten arbeiten ohne Kassensitz

Einen Kassensitz kann man nicht einfach so erwerben. Manchmal gibt es 100 Bewerber, aber es werden nur zwei Kassensitze vergeben. Im Kölner Raum zahlen Psychotherapeuten oft zwischen 60.000 und 100.000 Euro für einen Kassensitz – also einfach dafür, dass sie mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen dürfen. Manche Psychotherapeuten wollen auch nicht mehr mit den Kassen zusammenarbeiten, weil sie sich durch die vielen Vorgaben zu eingeschränkt fühlen. Sie geben ihren Kassensitz wieder ab und behandeln nur noch Privatpatienten und Selbstzahler. 

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