Das Unaushaltbare aushalten

Jeden Tag dasselbe. Jede Nacht dasselbe. Dieses unaushaltbare, unaufhörliche Das. Nicht nur, wer im Gefängnis sitzt, ist gefangen. Das Alltagsrad lässt keinen Ausgang zu. „Wie lange noch?“, fragt man sich, obwohl das Ende der Fahnenstange schon längst erreicht ist. Wie ruhig soll ich denn noch werden? Kein Schlaf, keine Ruhe, keine tröstenden Worte. Keine Achtsamkeitsübung, die hilft. Wie fühlt sich das Unaushaltbare an? Über Jahre, Jahrzehnte? Die Vorteile des Alleinseins versiegen irgendwann, die Kreativität schwindet. Da ist nur noch die Qual der Abwesenheit. Zu unruhig zur Meditation. Sie verstärkt das Unaushaltbare , falls das überhaupt möglich ist – glaubt man.

Ernsthaftigkeit hilft. Nicht versuchen, das Unaushaltbare zu überspielen.

Zwischen Flucht, Stillstand und Unmöglichkeit

Ablenkung und viel Arbeit scheint die beste Flucht nach vorn zu sein – wenn man noch die Kraft dazu hat. Doch was, wenn man es schafft, sich hinzusetzen, still zu werden und die Widerstände zu überwinden? Manchmal merkt man, dass das Unaushaltbare zurückweicht und frische Luft in Körper und Geist kommt – auch, wenn das Meer weiter ist, als man es sich je gedacht hätte.

Buchtipp:

Hermann Beland:
Unaushaltbarkeit (PDF-E-Book)
Psychoanalytische Aufsätze II zu Theorie, Klinik und Gesellschaft
Psychosozial-Verlag, 2011
https://www.psychosozial-verlag.de/catalog/product_info.php/products_id/6986

Ruth Riesenberg-Malcolm:
Unerträgliche seelische Zustände erträglich machen.
Psychoanalytisches Arbeiten mit extrem schwierigen Patienten.

Verlag: Stuttgart, Klett-Cotta, 2003
zvab.com

Dieser Beitrag wurde erstmals verfasst am 18. Oktober 2018
Aktualisiert am 31.1.2024

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