Jeden Tag dasselbe. Jede Nacht dasselbe. Dieser unaushaltbare, unaufhörliche Schmerz. Keine Berührung. Die Katze, die Kinder, der Hund, der Therapeut – sie vermögen manchmal noch nicht einmal den Schmerz zu lindern. Die psychischen und körperlichen Schmerzen halten Jahre lang an. Nicht nur, wer im Gefängnis sitzt, ist gefangen. Das Alltagsrad lässt keinen Ausgang zu. „Wie lange noch?“, fragt man sich, obwohl das Ende der Fahnenstange schon längst erreicht ist.
Wie ruhig soll ich denn noch werden?
Kein Schlaf, keine Ruhe mehr, keine tröstenden Worte. Keine Achtsamkeitsübung, die hilft. Wie fühlt sich das Unaushaltbare an? Über Jahre, Jahrzehnte? Die Vorteile des Alleinseins versiegen irgendwann, die Kreativität schwindet. Da ist nur noch die Qual der Abwesenheit. Zu unruhig zur Meditation. Sie verstärkt das Unaushaltbare noch, falls das überhaupt möglich ist – glaubt man.
Zwischen Flucht und Stillstand
Ablenkung und viel Arbeit scheint die beste Flucht nach vorn zu sein. Doch wenn man es schafft, sich hinzusetzen und die Widerstände zu überwinden, dann merkt man manchmal, dass das Unaushaltbare zurückweicht und frische Luft in Körper und Geist kommt. Die Kunst, zu hoffen, kann manchmal wieder aufgenommen werden. Jeder neue Tag birgt die Chance, die unaushaltbare Unendlichkeit zu durchbrechen. Warten und Ausschauhalten lohnt sich – auch, wenn das Meer weiter ist, als man es sich je gedacht hätte.
Buchtipp:
Hermann Beland:
Unaushaltbarkeit (PDF-E-Book)
Psychoanalytische Aufsätze II zu Theorie, Klinik und Gesellschaft
Psychosozial-Verlag, 2011
https://www.psychosozial-verlag.de/catalog/product_info.php/products_id/6986
Schreibe einen Kommentar