
Der Psychoanalytiker Max Eitingon (1881-1943) hatte ein bewegtes Leben. Er hatte es schwer in der Schule, stotterte sehr, konnte erst relativ spät Medizin studieren und litt darunter, keine Kinder bekommen zu können. Seit seinem Studium aber lebte er für die Psychoanalyse und arbeitete mit Kollegen psychoanalytische Ausbildungsrichtlinien aus, die 1925 festgelegt wurden und in ihrer grundlegenden Struktur bis heute bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV), teilweise bei der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft (DPG) und bei der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPA) gelten.
Das Eitington-Modell zur Ausbildung zum Psychoanalytiker:
- Der angehende Analytiker muss eine eigene Lehranalyse machen, die viermal pro Woche stattfindet und mindestens 600 Stunden bzw. die gesamte Ausbildung lang dauert.
- Der angehende Analytiker behandelt mindestens zwei Patienten über jeweils mindestens 300 Stunden, ebenfalls in einer Frequenz von viermal pro Woche. Jede Behandlung wird nach der 4. Stunde mit einem Supervisor besprochen, sodass der Ausbildungskandidat mindestens zwei Supervisoren benötigt.
Zur Zeit diskutieren Psychoanalytiker der IPA, ob das Eitington Modell gelockert werden sollte. Manche IPA-Institute akzeptierten laut IPA-Website inzwischen auch Ausbildungen, in denen die angehenden Analytiker ihre Patienten „nur“ 3-mal pro Woche behandeln.
Verwandte Artikel in diesem Blog:
- 82 Psychoanalytiker werden: In der Phantasiewelt bleiben, Zurückhaltung üben
- 83 PsychoanalytikerIn werden: Der Patient wiederholt seine Erzählungen
Links:
Dr. Peter Wegner (DPV, Tübingen):
Zur Funktion der Lehranalyse in der psychoanalytischen Ausbildung (Eitington-Modell)
https://www.drpeterwegner.de/texte-details/zur-funktion-der-lehranalyse-eitington-modell.html
International Psychoanalytical Association (IPA):
Variations in the Eitingon Training Model
http://www.ipa.world/IPA/en/Debates/Eitingon_model.aspx
Ann Casement:
Training Programs.
In: Murray Stein (Hrsg.):
Jungian Psychoanalysis: Working in the Spirit of C.G. Jung
Verlag Open Court, Chicago and La Salle, Illinois
www.opencourtbooks.com
Carus Publishing Company, 2010
S. 376
Schreibe einen Kommentar