„Wurd‘ ja auch mal Zeit“, sagen wir, wenn der andere endlich tut, was wir schon lange von ihm erwarteten. „Die soll das ruhig merken! Ist ja schließlich alt genug!“, höre ich, nachdem ich erzähle, dass meiner Freundin etwas wirklich leid tat. Wenn wir gekränkt sind, können wir auf verschiedene Weise damit umgehen. Manchmal haben wir den Glauben daran verloren, dass der andere schon reagieren wird.
An den anderen glauben
Manchmal glauben wir, es reiche nicht, zu sagen: „Es hat mich traurig gemacht, dass …/ Ich habe mich geärgert, weil …“ Wir glauben, wir müssten noch extra zeigen, wie gekränkt wir sind, damit der andere das kapiert. Dann lassen wir Vorwurf in der Stimme mitschwingen, vielleicht, weil wir glauben, uns dadurch noch besser abgrenzen zu können.
Ohne Vorwurf
Doch das Vorwurfsvolle macht unseren Kommunikationsversuch kaputt, denn der andere spürt die Feindseligkeit und verliert die „natürliche“ Reaktion: den Wunsch, es wiedergutzumachen. Wir glauben kaum noch, dass andere sich auch schuldig fühlen können und etwas wiedergutmachen wollen. Wir glauben nicht daran, weil unsere Eltern nicht an uns glaubten. Doch wir können einfach damit anfangen und es ausprobieren. Wir können auf unseren Vorwurf verzichten und erstaunt darüber sein, wie ernst uns der andere auf einmal nimmt.
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