Menschen, die einen Schlaganfall in der hinteren Hirnregion (im „Okzipitallappen“) erlitten haben, können manchmal nicht mehr träumen. Oft erst nach einigen Monaten kommt die Fähigkeit zu träumen zurück. Hier sprechen Mediziner vom „Charcot-Wilbrand-Syndrom“ (CWS), da es von dem Neurologen Jean-Martin Charcot (1825–1893) und dem Augenarzt Hermann Wilbrand (1851-1935) genau beschrieben wurde.
Die beschädigte Sehrinde
Wenn wir träumen, träumen wir vorrangig in Bildern. Dabei ist unser hinteres Gehirn, der Okzipitallappen, aktiv. Dort liegt die Sehrinde, die Gesehenes aufnimmt und verarbeitet. Sie ist normalerweise auch bei geschlossenen Augen aktiv, wenn wir uns Bilder vorstellen. Ist diese Region jedoch nach einem Hirninfarkt beschädigt, können die Betroffenen entweder gar nicht mehr sehen und nicht mehr träumen oder z.B. keine Gesichter oder Gegenstände mehr erkennen. Diese Störungen können sich nach einiger Zeit wieder verbessern.
Auch das Frontalhirn und der Hirnstamm sind am Traum beteiligt
Ein einziges „Traumzentrum“ im Gehirn gibt es nicht. Viele verschiedene Hirnareale sind beteiligt. Der REM-Schlaf bzw. die Traumimpulse gehen alle 90 Minuten vom Hirnstamm aus. Und auch das Vorderhirn (Frontalhirn, „Sitz der Persönlichkeit“ und der Emotionsverarbeitung) ist im Traum aktiv. Menschen, deren Frontalhirn verletzt ist, können ebenfalls häufig nicht mehr träumen (siehe Mark Solms im Beitrag „Flüchtige Botschaften der Seele“, Die Welt, 10.6.2006).
Literatur:
Bischof, Matthias und Basstti, Claudio L.:
Total dream loss: A distinct neuropsychological dysfunction after bilateral PCA stroke
Annals of Neurology, Volume 56, Issue 4, October 2004: Pages 583–586
DOI: 10.1002/ana.2024
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ana.20246/abstract
deutscher meint
ich hatte einen schlaganfall und konnte seitdem nicht mehr träumen