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Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Strukturniveau: Wieviel Platz hat mein Ich zwischen Es und Über-Ich?

Strukturniveau: Wieviel Platz hat mein Ich zwischen Es und Über-Ich?

01.03.2017 von Dunja Voos Kommentar verfassen

Die Psyche besteht aus psychoanalytischer Sicht aus „Es, Ich und Über-Ich“. Die Psychoanalytiker sprechen hier vom Strukturmodell (= Instanzenmodell). Wer als Kind das Glück hatte, sich mithilfe stabiler Eltern gesund zu entwickeln, der hat schließlich ein reifes Ich, ein reifes Überich (nicht allzu streng und nicht allzu locker) und einen guten Kontakt zum „Es“. Diese Ich-Reife ermöglicht, dass man mit seinen Emotionen gut umgehen kann. Man wird nicht umgehauen von eigenen Affekten wie Wut oder Angst, sondern kann sich selbst steuern – mal mit mehr, mal mit weniger Mühe. (Text & Bild: © Dunja Voos)

Der Begriff „Strukturniveau“ wurde von dem Psychoanalytiker und Selbstpsychologen Heinz Kohut geprägt.

Wie reif ist der Erwachsene?

Das Es (die „Triebe“), Ich (der „Steuermann“) und das Über-Ich (das „Gewissen“) geraten immer wieder in Konflikt miteinander. Wie ich diese Konflikte löse, hängt davon ab, wie reif ich bin. Gefühle oder Gedanken, die mir unangenehm sind, kann ich abwehren. Wie diese Abwehr aussieht, ist ebenfalls eine Frage der Reife. Ich kann meine Wut z. B. verdrängen oder auf eine andere Person projizieren. Meine Wut ist dann scheinbar „weg“, ich spüre sie nicht mehr. Bei der Projektion nehme ich dann einen anderen Menschen als wütend wahr, obwohl er es nicht ist. Man könnte sagen, Projektion ist im Vergleich zur Verdrängung die „unreifere“ Methode, mit seinem Ärger fertig zu werden.

Entscheidende Punkte in der Entwicklung

Wenn sich ein Kind entwickelt, dann kann zu jedem Zeitpunkt dieser Entwicklung eine Störung auftreten (Entwicklungsstörung). Mit manchen Erfahrungen, Erlebnissen und Konflikten mag das Kind zu diesem Zeitpunkt nicht fertig werden. Dieser wunde Punkt bleibt bestehen und das Kind nimmt ihn mit ins Erwachsenenalter. Man sagt, es bleibt ein neurotischer Kern bestehen, ein Entwicklungsdefizit, unbewusster Konflikt oder abgekapseltes Introjekt.

Das Unreife bleibt erhalten

Auch die Abwehrformen, die ein Kind in Krisenzeiten einsetzt, können erhalten bleiben. Wenn ein Kind zum Beispiel Eltern hat, die es mal schlagen und mal verwöhnen, dann „spaltet“ das Kind die Eigentschaften der Eltern. Es empfindet die Eltern entweder als nur gut oder nur böse. Diese „Spaltung“ ist eine Abwehrform. Sie ist zu diesem Zeitpunkt für das Kind sinnvoll – später aber behindert diese Abwehrform das Zusammensein mit anderen Menschen. Wenn der Erwachsene dann also eine „unreife Abwehrform“ zeigt, ist das ein Überbleibsel aus einer schwierigen Zeit der Kindheit. Auf diesem Entwicklungs-Niveau bleibt die Persönlichkeit punktuell stehen. Es macht sich an kritischen Lebenspunkten bemerkbar – zum Beispiel immer dann, wenn der Betroffene eine nähere Beziehung zu einem anderen Menschen eingehen möchte.

Zeit und Struktur

Ob und wie eine Neurose entsteht, hängt davon ab, zu welchem Zeitpunkt in der Entwicklung ein unlösbares Problem aufgetreten ist und wie reif das „Ich“ ist.

Eine psychische Störung lässt sich beschreiben mit:

• dem Funktionsniveau (= Integrationsniveau) („Wie funktioniere ich im Alltag, wie komme ich mit mir selbst und anderen klar?“)
• der zeitlichen Ebene, dem Entwicklungsniveau („An welcher Stelle bin ich stehen geblieben?“)
• der strukturellen Ebene, der Struktur („Wie reif ist das Ich?“ Der Psychologe Heinz Hartmann entwickelte die „Ich-Psychologie“. Hieraus leiten sich die Begriffe „Ich-Stärke“ und „Ich-Schwäche“ ab.)

Alle Punkte ausgewertet und zusammengenommen spricht man vom Strukturellen Entwicklungsniveau oder auch von der Persönlichkeitsorganisation – kurz: vom Strukturniveau.

Die Geschichte spielt immer eine Rolle

Wie ich meine Bedürfnisse erlebe, meine Gefühle und Beziehungen, ist das Ergebnis aus den Erfahrungen und Lösungen, die ich als Kind gemacht und gefunden habe. Aus diesen Erfahrungen heraus bewältige ich mein Leben heute. Doch das ist nicht in Stein gemeißelt. Auch aus schwereren Störungen können Patienten mit dem Therapeuten zusammen herausfinden. Die Plastizität des Gehirns hilft uns dabei. Neue Bahnen können gefunden werden.

Beispiel: Klassische Neurose und hohes Strukturniveau

Sigmund Freud prägte den Begriff des Ödipuskomplex. Das Mädchen hat es hierbei nicht geschafft, sich vom kindlichen Gedanken „Ich will den Papa heiraten und die Mama aus dem Weg räumen“, zu lösen. Normalerweise lassen die Mädchen irgendwann von diesem Wunsch los, begreifen, dass das nicht geht und versöhnen sich mit der Mutter. (Im Fall des Jungen umgekehrt.) Das passiert im Alter von 4–6 Jahren (ödipale Phase). Ist der Konflikt nicht gelöst, zieht er sich bis ins Erwachsenenalter mit. Die Partnersuche misslingt, Vaterfiguren werden ausgewählt. Der Betroffene hat dann zwar eine Neurose, aber eine reife Persönlichkeit. Das Ich ist gut ausgebildet, das Über-Ich meldet sich, das Es kann gut gesteuert werden. Man spricht von einem hohen Strukturniveau und einer klassischen Störung.

Beispiel: mittleres und niedriges Strukturniveau

Demgegenüber steht die Frühe Störung. Damit sind alle Störungen gemeint, die vor der ödipalen Phase eingetreten sind, also noch während der analen (zweites bis vollendetes drittes Lebensjahr) und der oralen Phase (erstes Lebensjahr). Betroffene mit einer Frühen Störung haben ein mittleres oder niedriges Strukturniveau.

Es sind Störungen schon in der frühen Mutter-Kind-Beziehung entstanden. Daher haben die Betroffenen oft Schwierigkeiten mit der Nähe-Distanz-Regulation. Sie sagen: „Mit Dir geht es nicht, aber ohne Dich auch nicht“ und schwanken zwischen enormen Verschmelzungswünschen und dem Wunsch, den anderen in die Wüste zu schicken. Es fällt den Betroffenen sehr schwer, ihr psychisches Gleichgewicht zu halten. Launen und Selbstzweifel sind alltägliche Begleiter. Ein gutes Selbstwertgefühl kann nur schwer gewahrt werden. Man ist himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt.

Die Integrationsfähigkeit des Ich ist eingeschränkt, d.h. die Vorstellungen von anderen, von der Beziehung zu ihnen sowie die Vorstellung von der eigenen Person sind undeutlich. Andere werden hochgejubelt oder abgestempelt. Gut und Böse werden nicht vereint (integriert) und daher auch nicht als zwei Seiten einer Medaille gesehen. Bezugspersonen müssen leibhaftig nah sein, weil sonst das Gefühl entsteht, sie seien gar nicht mehr auf der Welt. Das innere Bild der anderen Person ist nicht stabil vorhanden (mangelnde Integration). Die Borderline-Störung und teilweise auch narzisstische Störungen sind Beispiele für Frühe Störungen.

Aktuelles und akutes Strukturniveau

Das aktuelle Strukturniveau ist das Strukturniveau der letzten ein bis zwei Jahre. Damit ist das „reguläre“ Erleben und Verhalten gemeint, das typisch für diese Person ist – so kann man den Menschen, den man vor sich hat, einschätzen.
Das akute Strukturniveau zeigt sich kurzfristig bei Belastungen und Krisen. In dieser Zeit können Symptome auftreten, die sonst nicht da sind: Ängste und Depressionen zum Beispiel. Akut kann dann auch ein niedriges Strukturniveau zum Vorschein kommen.

Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD-2)

Mithilfe des „OPD-Manuals für Diagnostik und Therapieplanung“ soll sich das Strukturniveau eines Patienten genau einkreisen lassen. Beim Lesen wird jedoch schnell klar, dass kein Patient in eindeutige Kategorien passt. Das OPD-2 gibt folgende Strukturen vor: „gut integriert“, „mäßig integriert“, „gering integriert“ und „desintegriert“.

Hiernach können verschiedene Struktur-Bereiche betrachtet werden (im OPD-Handbuch gibt es ausführliche Tabellen, die die einzelnen Struktur-Bereiche genau beschreiben):

1.1 Kognitive Fähigkeit: Selbstwahrnehmung
1.1 Selbstreflexion
1.2 Affektdifferenzierung
1.3 Identität

1.2 Kognitive Fähigkeit: Objektwahrnehmung
1.4 Selbst-Objekt-Differenzierung
1.5 Ganzheitliche Objektwahrnehmung
1.6 Realistische Objektwahrnehmung

2.1 Steuerungsfähigkeit: Selbstregulierung
2.1 Impulssteuerung
2.2 Affekttoleranz
2.3 Selbstwertregulierung

2.2 Steuerungsfähigkeit: Regulierung des Objektbezugs
2.4 Beziehungen schützen
2.5 Interessensausgleich
2.6 Antizipation

3.1 Emotionale Fähigkeit: Kommunikation nach innen
3.1 Affekte erleben
3.2 Fantasien nutzen
3.3 Körperselbst

3.2 Emotionale Fähigkeit: Kommunikation nach außen
3.4 Kontaktaufnahme
3.5 Affektmitteilung
3.6 Empathie

4.1 Fähigkeit zur Bindung: Innere Objekte
4.1 Internalisierung
4.2 Introjekte nutzen
4.3 Variable Bindungen

4.2 Fähigkeit zur Bindung: Äußere Objekte
4.4 Bindungsfähigkeit
4.5 Hilfe annehmen
4.6 Bindung lösen

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  • OPD-Achse IV: Struktur
  • Operationalisierete Psychodynamische Diagnostik (OPD-2)
  • Die wichtigsten ICD-10-Diagnosen in der Psychotherapie
  • Struktur, Strukturniveau und die psychotherapeutische Sprache
  • Psychische Integration

Literatur:

Arbeitskreis OPD:
Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik OPD-2:
OPD-2 Strukturcheckliste, S. 432-440
Verlag Hans Huber
2. Auflage 2007

Michael Ermann:
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Ein Lehrbuch auf psychoanalytischer Grundlage
Kohlhammer Stuttgart 2004: 45–105

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 9.7.2012
Aktualisiert am 1.3.2017

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Kategorie: Begriffe, Borderline, Glossar Psychoanalyse, Psychoanalyse Stichworte: Borderline, Diagnostik, GlossarPsychoanalyse, Persönlichkeitsstörung, Psychoanalyse

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